Vorweihnacht der guten Herzen
„Energiekosten machen Angst“: Rechenschaftsbericht von Nachbar in Not – Heuer bereits 63 Anträge

16.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:21 Uhr
Johann Kraus

Großer Spendenaufruf für „Nachbar in Not“: Unter der Leitung von Simone Kriegl und Ulrike Laumeyer holten sich über 100 Freiwillige 8000 Spendenbriefe ab, die im gesamten Landkreis Eichstätt verteilt werden. Foto: Kraus

Seit 16 Jahren unterstützt der Solidarfonds „Nachbar in Not“ bedürftige Mitbürger oder springt ein, wenn staatliche Zuwendungen nicht ausreichend greifen. In dieser Zeitspanne wurde in 930 Fällen Hilfe gewährt, wobei über 260.000 Euro ausgeschüttet wurden.



Ziel des Solidarfonds ist es, schnell und unbürokratisch zu reagieren, um ein weiteres Abgleiten in die Armut zu verhindern.

Weitere Informationen zur Vorweihnacht der guten Herzen finden Sie auf unserer Sonderseite

Ein zentrales Problemfeld besteht in den sogenannten „existenzsichernden Maßnahmen“. Hinter diesem abstrakten Begriff verbergen sich konkrete Notsituationen wie die Vermeidung einer Stromsperre, die Sicherung der Wohnung, die Unterstützung bei Reparaturen oder der Zuzahlung bei Medikamenten. In vielen Fällen ist das Haushaltsbudget bis auf den letzten Euro verplant; wenn dann – wie im Fall einer 45-jährigen Frau – eine unvorhergesehene Rechnung für eine Autoreparatur dazukommt, gerät die eh angespannte Finanzplanung ins Wanken. Schaut man sich die konkreten Fälle an, kann man es fast nicht glauben, welche scheinbar banalen Formen Not oft annimmt.

Die Anschaffung einer Schultasche, die Teilnahme an einer Klassenfahrt, die Zuzahlung bei Medikamenten oder die Reparatur einer Waschmaschine wird zur unüberwindlichen Hürde. Ganz zu schweigen von der Anschaffung eines Computers, den jedes Kind in Zeiten von Corona für die Videokonferenzen unbedingt braucht.

Solche Fälle spukten Willy Scherer und dem inzwischen gestorbenen Dieter Eichiner vom Willibald-Gymnasium 2007 im Kopf herum, als sie die Idee hatten, Armut direkt vor unserer Haustüre zu bekämpfen. Seit dieser Zeit versucht das WG, Mittel zu generieren, die dem Sozialfonds zur Verfügung gestellt werden. Dabei beweist die Schulfamilie eine erstaunliche Kreativität: Der Kuchenverkauf bei Elternsprechtagen hat inzwischen schon eine lange Tradition, auch die Erlöse bei Schulveranstaltungen fließen zumindest teilweise in den Sozialfonds. So dient letztendlich ein Bobbycar-Rennen oder der Verkauf von Popcorn beim Gartenfest einem guten Zweck.

Der Ruf von Nachbar in Not hat sich inzwischen so weit herumgesprochen, dass oft Spenden von außerhalb bei der Schule abgegeben werden. Da verzichten zum Beispiel Jubilare bei ihrer Geburtstagsfeier auf Geschenke und bitten stattdessen um eine Spende für den Solidarfonds. Seit 2015 gibt es auch eine Kooperation mit der „Wunschbaumaktion“ des Betriebsrats von Audi: 109 Kindern aus bedürftigen Familien wurden auf diese Weise Weihnachtswünsche erfüllt.

Unsicherheit wegen steigender Energiekosten



Dass die Preise für Energie wegen der politischen Lage dramatisch gestiegen sind, ist allgemein bekannt. Welche Konsequenzen sich daraus ergeben, kann man nur erahnen. Als der monatliche Abschlag einer alleinstehenden Rentnerin plötzlich von 80 auf 300 Euro stieg, verschärfte sich deren wirtschaftliche Lage so dramatisch, dass Angehörige sie mit Essen versorgen mussten, weil sie sich die Einkäufe nicht mehr leisten konnte. Hans Wiesner von der Caritas in Eichstätt, der dort für die allgemeine Sozialberatung zuständig ist, bestätigt zwar, dass bisher wegen erhöhter Energiekosten nur zwei Anträge bei ihm eingegangen sind. Aber in zahlreichen Telefonaten spürt er die Unsicherheit der Anrufer, wie es denn im Januar weitergehen wird. Dies betrifft vor allem Familien, die bis jetzt noch nicht Sozialhilfe erhalten und ihm mit fast immer gleichen Worten ihre Sorge mitteilen: „Die steigenden Energiekosten machen mir Angst!“ WG-Schulleiter Claus Schredl hofft, dass sich das Schulleben an den Schulen im Frühjahr so weit normalisiert, dass das WG wieder vermehrt Anstrengungen unternehmen kann, die den Sozialfonds unterstützen. Sieht er darin doch eine ausgezeichnete Möglichkeit, „gelebte Solidarität in konkretes Handeln“ münden zu lassen. Diese Anstrengungen nehmen die Organisatoren Ulrike Laumeyer und Simone Kriegl gerne auf sich, werden sie doch durch die Dankbarkeit der Hilfsbedürftigen entschädigt.

Eine junge Frau, die in ihrer Kindheit schwerem sexuellen Missbrauch ausgesetzt war und deswegen arbeitsunfähig wurde, fand nach langer Suche einen Therapeuten, bei dem sie sich gut aufgehoben fühlt. Nachdem die Aufwendungen dafür nur teilweise von den öffentlichen Stellen bezahlt werden, übernimmt Nachbar in Not die Fahrtkosten. Auf diese Weise wird ihr eine schwere Bürde abgenommen. „Ich bin so froh, dass ich weiterhin diese Therapie besuchen kann, die mir – zum ersten Mal in meinem Leben – Erleichterung verschafft.“

Vorweihnacht der guten Herzen

Wer den Sozialfonds in Anspruch nehmen will, kann sich telefonisch unter der Nummer (08421) 50135 an Renate Wolf-Forsthofer von der Caritas wenden.

Seit dem Jahr 1951 sammeln der DONAUKURIER und seine Heimatzeitungen mit der Aktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ Spenden. Das Geld kommt unbürokratisch Menschen und Projekten aus der Region zugute.

Überweisungen sind natürlich auch auf das Sonderkonto des DONAUKURIER möglich: Sparkasse
Ingolstadt-Eichstätt
(IBAN: DE80721500000000
050500). Hier bitte aber unbedingt den gewünschten Verwendungszweck angeben, in diesem Fall „Nachbar in Not Eichstätt“. Natürlich können Sie auch allgemein für die „Vorweihnacht der guten Herzen“ spenden. Weitere Informationen und Details zur DK-Spendenaktion gibt es auch im Internet unter der Adresse www.donaukurier.de/vorweihnacht.

Wenn Sie eine Quittung für Ihre Spende benötigen, vermerken Sie bitte das Wort „Spendenquittung“ auf dem Überweisungsformular. Spendenquittungen können allerdings nur bei vollständiger Angabe Ihrer Adresse erstellt werden. Bei Spenden bis zu einer Höhe von 300 Euro ist als Nachweis für das Finanzamt der Kontoauszug gültig. Spendenquittungen sind also erst ab mehr als 300 Euro erforderlich.

Wie in jedem Jahr werden wir auch heuer die Namen unserer vielen Spenderinnen und Spender in regelmäßigen Abständen in der Zeitung veröffentlichen. Hierfür benötigen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen Ihre Zustimmung, die Sie uns idealerweise direkt per zusätzlichem Vermerk auf dem Überweisungsträger (Verwendungszweck: Sozialfonds) erteilen.

Datenschutz: Die datenschutzrechtlichen Informationen für Spenderinnen und Spender können online unter der Adresse www.donaukurier.de/7625277 im Artikel Fragen und Antworten jederzeit eingesehen werden.

EK