Großzügig füreinander da sein
Solidaritätsaktion „Zwei bezahlen, eins spendieren“: 57 Betriebe in Eichstätt nehmen teil

27.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:26 Uhr

Hoffen auf eine große Resonanz auf die adventliche Solidaritätsaktion „FürEIander“: (v. l.) Jasmin Fetsch (Trompete), Rebecca Böhm (Chocolatique und Organic Garden), Julia Bayer vom Studentenwerk und Initiatorin Monika Pfaller-Rott bei der Übergabe der Broschüren. Foto: Kusche

Um in der Adventszeit jedem Mitbürger kleine Freuden möglich zu machen, hat in Eichstätt die Solidaritätsaktion „FürEIander“ begonnen.



Nach dem Einkauf einen Kaffee genießen oder sich zwischendrin einen Snack in der Pause gönnen: Das ist nicht für jeden möglich, schon gar nicht angesichts der steigenden Lebenshaltungs- und Energiekosten.

Vorbild: „Caffè sospeso“ in Italien

Initiatorin und Organisatorin der Aktion ist die Eichstätterin Monika Pfaller-Rott: „Ich bin überwältigt von der Bereitschaft der Eichstätter Gastronomien, bei dieser Solidaraktion mitzumachen“, freut sie sich. Denn nicht weniger als 57 Partner sind bei der auch von der Stadt Eichstätt, vom Netzwerk „fairEInt“ und von „Eichstätt für Eichstätter“ unterstützten die Aktion. Jeder kann in teilnehmenden Cafés, Restaurants, Bars, Bäckereien und Metzgereien einfach für zwei oder mehr Personen bezahlen und so Gutscheine für Mitmenschen bereitstellen, deren Geldbeutel nicht ganz so gut gefüllt ist.

Die Idee zu dem Projekt kam Pfaller-Rott, die an der Fakultät für Soziale Arbeit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt lehrt, nicht nur beim Besuch einiger Städte, in denen die Aktion „2 bezahlen, 1 spendieren“ schon lange gang und gebe ist. So ist Neapel bekannt für seinen „Caffè sospeso“, der „aufgeschobene Kaffee“ für einen Mitbürger. Aus vielfältigen Gesprächen mit ihren Studierenden erfuhr sie immer wieder, wie knapp das monatliche Budget bemessen ist: „Nach Aussage des statistischen Bundesamts im November sind 37,9 Prozent der Studierenden armutsgefährdet“, sagt Pfaller-Rott. Doch sorgen auch die steigenden Lebensmittel- und Lebenshaltungskosten für Sparmaßnahmen bei vielen Menschen und gerade Familien, für die Extras wie der Kaffee, die heiße Schokolade, die Leberkäs-Semmel oder die Pizzaschnitte nicht mehr ohne weiteres möglich sind. „Das geht auf Kosten der Lebensqualität, des gemeinsamen Genießens von Zeit mit der Familie und mit Freunden“, meint Pfaller-Rott, die mit Unterstützung der Stadt Eichstätt mit großem Engagement in Eichstätt nach der Mitwirkungsbereitschaft herumgefragt und Infomaterialien, Gutscheine und die Schilder für die Schaufenster mit dem Aufdruck „Gutscheine jetzt vorhanden“ in Auftrag gegeben hat.

Gutscheine kommen ins Glas

Diese Schilder bringen die Teilnehmer in ihrem Schaufenster an und laden dazu ein, einen bezahlten Gutschein an der Theke einzulösen. Denn praktisch funktioniert die Aktion ganz unkompliziert: Beim Bezahlen einer Rechnung für ein (Heiß)-Getränk oder ein Essen bezahlt der Spender oder die Spenderin einfach für zwei oder mehr Personen mit. Daraufhin werden die bezahlten „Gutscheine“ in den mitwirkenden Cafés und Restaurants etwa in einem Glas an der Theke bereitgestellt und sind bestellbar. Für diejenigen, die einen „Solidaritätskaffee“ oder ein „Solidaritätsessen“ genießen möchten, ist das Prozedere ebenfalls ganz einfach: Vor der Bestellung geben die Interessierten Bescheid, dass sie einen Solidaritätsgutschein einlösen möchten und erhalten diesen an der Theke des jeweiligen Restaurants oder Cafés, die im Schaufenster signalisieren, dass Gutscheine verfügbar sind.

Monika Pfaller-Rott und ihre Mitstreiter hoffen auf eine große Resonanz auf die adventliche Solidaraktion – sowohl auf Spenderseite als auch auf der Seite der Menschen, die die gut gemeinte Einladung auf einen Kaffee oder Snack einfach annehmen. Die Verantwortung für das Gelingen des Projekts „FürEIander“ sieht die Eichstätterin bei jedem einzelnen.

Zwar ist die Solidaraktion nun zunächst einmal für die Adventszeit geplant, doch das Projekt muss Weihnachten nicht zwangsläufig ausklingen. Möglicherweise etabliere sich die Aktion „Zwei bezahlen, einmal spendieren“ und könne weitergeführt werden, so Pfaller-Rott. Ob und wann das Projkt ende, entscheidet jede Lokalität selbst. Als Initiatorin und Organisatorin zeigt sie sich von der bisherigen Resonanz begeistert: „Wir in Eichstätt haben die letzten zehn Tage bewiesen, dass ein unglaublich gutes Miteinander möglich ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass darauf ein gutes ,fürEInander‘ folgt“, meint Monika Pfaller-Rott.

Studentenwerk auch dabei

Das Studentenwerk Erlangen-Nürnberg zeigte sich sofort begeistert für die Idee der Solidaraktion. So ist es auch in der Mensa und Cafeteria der KU Eichstätt-Ingolstadt möglich, neben dem eigenen Getränk oder Gericht gleich für zwei oder mehr Studierende zu bezahlen. Hier ist das Prozedere anders als bei den Innenstadt-Gastronomien: An der Kasse der Mensa oder Cafeteria erwirbt der Spender eine Extrakarte, die mit einem gewünschten Betrag aufgeladen wird. Sie wird an der Kasse abgegeben. Jeder, der in den Genuss einer Getränke- oder Essenseinladung kommen will, fragt an der Kasse einfach nach einem Gutschein und erhält diesen. Jede Spende für ein oder mehrere Essen oder Getränke für Studierende kann im Rahmen der Solidaraktion auch beim Finanzamt eingereicht werden. Dazu kann ein gewünschter Betrag an das Studentenwerk Erlangen-Nürnberg, IBAN DE50 7635 0000 0000 0092 83 mit dem Verwendungszweck „Spende Solidaritätsaktion Eichstätt 2022“ überwiesen werden.

ddk



Alle teilnehmenden Betriebe sind mit einer Übersichtskarte auch unter www.fuereinander-eichstaett.de abrufbar.