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Rebdorfer Realschüler testen „Rette das Riff“ für das Jura-Museum Eichstätt

18.11.2022 | Stand 19.09.2023, 5:05 Uhr

Entwickler trifft Spieler: Dennis Fischer und Alexander Buchner (2. und 3. von links) von der Firma way-digital-solutions holten sich Rückmeldung zu ihrem Spiel von der Zielgruppe ab. Fotos: Renner

In der dritten und vierten Stunde stand in der Klasse von Bernd Schmid an der Rebdorfer Knabenrealschule „Riff retten“ auf dem Stundenplan. Biologieunterricht mal anders, nicht theoretisch aus dem Schulbuch, sondern zum Anpacken mit den eigenen Händen – spielerisch am Tablet.



Die 28 Jungs durften als Tester ein eigens für das Jura-Museum auf der Willibaldsburg entwickeltes Lernspiel ausprobieren und hatten viel Lob, aber auch Verbesserungswünsche für die Entwickler parat.

„Diese Tests sind wichtig, damit wir nicht völlig an der Zielgruppe vorbei entwickeln“, sagt Stephanie Armer, Geschäftsführerin des Jura-Museums. Die Idee für mehr interaktive Angebote für junge Museumsbesucher gab es schon lange, so Armer, „mit diesem Projekt wagen wir uns jetzt auf totales Neuland für uns“. Herauskommen soll dabei das Lernspiel „Rette das Riff“, mit dem das große Aquarium im Jura-Museum „besser in das Gesamtkonzept integriert wird“, sagt Armer. An zwei Medienstationen in Sichtweite der echten Fische sollen ab 2023 die virtuellen Artgenossen gerettet werden können.

Klassenleiter Bernd Schmid und Biologielehrerin Sandra Huger verteilen zum zweiten Mal die Tablets in der Klasse. Im Juli – damals noch in der siebten Klasse – waren die Entwickler von way-digital-solutions aus München schon einmal da, um sich eine erste Rückmeldung von der Zielgruppe abzuholen. Die jetzige Version biete mehr Inhalt, und Fehler im Programm, sogenannte „Bugs“, sind auch ausgemerzt, sagen Dennis Fischer und Alexander Buchner von der Münchner Firma. Im ersten Level bauen die Spieler unter Wasser ihr eigenes Riff. Pflanzen Seegras und Algen, entdecken die dort heimischen Tiere. Danach geht es an Land auf eine idyllische Karibikinsel, auf der es eine Stadt mit Industrie und Tourismus aufzubauen gilt. „Je weiter man die Insel zubaut, um so mehr Geld nimmt man ein, gleichzeitig wird aber auch der Einfluss auf die Umwelt immer stärker“, erklärt Fischer.

Finanziert vom Dive-In-Programm

Abhilfe schafft Forscherin Pia, die dem Spieler ermöglicht, das Ökosystem mit grüner Technologie im Reinen zu halten. „Die Jugendlichen sollen den Einfluss des Menschen auf die Umwelt und die Relevanz von Klimaschutz für Tiere und Menschen begreifen“, so Buchner. Denn auf eine verseuchte Insel kommen keine Touristen mehr. Es profitieren alle von sauberen Meeren.

Finanziert wird das Spiel vom Dive-In-Programm der Kulturstiftung der Bundesregierung, womit digitale und interaktive Projekte gefördert werden. Stephanie Armer hat dafür im Dezember 2021 den Zuschlag bekommen. „Dive-In und Rette das Riff passt natürlich perfekt zusammen“, scherzt sie. Nach der Förderzusage lief es über eine öffentliche Ausschreibung. Den Auftrag erhielt way-digital-solutions, die seit April an dem Lernspiel arbeiten. Noch im Dezember dieses Jahres will man fertig sein.

Positive Rückmeldungen

Die positiven Rückmeldungen aus den Klassen machen den Entwicklern Mut. Nach dem Besuch an der Rebdorfer Schule ging es weiter ans Gabrieli-Gymnasium in eine zehnte Klasse. „Jugendliche von heute sind alle mit Videospielen und Handy aufgewachsen. Sie verstehen sofort, was zu tun ist, und finden Fehler für uns“, sagt Alexander Buchner. Mehr Bewegungsfreiheit unter Wasser und ein VR-Modus zum realistischeren Abtauchen mittels Virtueller-Realität-Brille wurden am häufigsten gewünscht.

Die Spiellänge ist absichtlich kurz gehalten. Maximal 15-20 Minuten soll ein Durchgang dauern, sagt Armer: „Die zwei Medienstationen sollen nicht zu lang von einer Person belegt sein.“ Wer lieber zu Hause auf dem Sofa Riffe rettet, kann das Spiel ab Frühjahr 2023 auch über die Webseite des Jura-Museums spielen.