An Pfingsten
„Open Air am Berg“: Der Eichstätter Elefantenbuckel ruft wieder

Neuauflage zum 30. Jubiläum des Festivals

21.05.2022 | Stand 21.05.2022, 19:05 Uhr

Bis tief in die Nacht wird gefeiert und vor der Bühne Party gemacht – wie hier beim „Open Air am Berg“ 2006. Foto: Traub, Archiv

Von Marco Schneider

Eichstätt – Vom ersten Open Air auf dem Elefantenbuckel bei Eichstätt nimmt die Heimatzeitung 1992 noch keinerlei Notiz. Wohl nichtsahnend, dass sich aus kleinen Anfängen eines der größten ehrenamtlich organisierten Festivals der Region etablieren sollte.

Vor drei Jahren drohte der Veranstaltung nach einer Veruntreuung eines hohen fünfstelligen Euro-Betrags aus der Vereinskasse das Aus, dann kam Corona. Jetzt soll es an Pfingsten einen Neustart geben. Ein Rückblick auf zwei Dutzend Open-Air-Veranstaltungen.



Mit wenigen Besuchern fängt alles an, zunächst in den 1980er-Jahren in Pfünz. Dann in Pietenfeld, einem kleinen Ort vor den Toren der Bischofsstadt. Gerade einmal mit 400 Besuchern. Weil der Platz bepflanzt werden soll und der Bürgermeister findet, auch andere Orte könnten in den Genuss eines Musikfests kommen, wird umgesiedelt. Der Elefantenbuckel oberhalb Eichstätts soll zur Heimat eines Rockfestivals werden, das 1995 im DONAUKURIER als „Mekka für Rockfans aus ganz Süddeutschland“ beschrieben wird. 2000 Fans kommen und erleben das, was das Open Air am Berg, wie es seit drei Jahrzehnten heißt, so einzigartig macht: Ehrenamtliches Engagement, eine große Familie, gute und abwechslungsreiche Musik, Besucher aller Couleur. Die Musik ist hier eben nur ein Aspekt unter vielen. Schon im Jahr darauf sind es 4000 Besucher.

Besucherrekord von 2017 wird kaum zu toppen sein

So viele sollen es auch heuer beim ersten Festival nach vier Jahren Zwangspause mindestens wieder werden. Auch wenn der Rekord von 8000 Fans 2017 vorläufig nicht zu toppen sein wird. Zu wechselvoll war die Geschichte in den zurückliegenden fünf Jahren und hätte beinahe das Aus des weit über die Grenzen der Region hinaus beliebten Festivals bedeutet: Ein Vorstandsmitglied griff, lange unbemerkt, tief in die Taschen des Vereins und brachte ihn so um seine gesamten Rücklagen – eine hohe fünfstellige Summe. Ein unschönes Kapitel, an das keiner der großen Open-Air-Familie gern zurückdenkt. Relativ schnell haben sich alle wieder aufgerappelt, der Zusammenhalt, der teilweise über Jahrzehnte gewachsen ist, ist einfach zu groß. Dennoch waren es kräftezehrende Monate. Und sie sind es immer noch.

Denn die sicheren Rücklagen, auf die man bei den Vorbereitungen der bisherigen Open Airs zählen konnte, sind weg. „Wir fangen bei null an“, sagt der Vorsitzende des Kulturvereins Joke, der nach der betrugsbegründeten Insolvenz des Vorgängers relativ schnell wieder gegründet wurde. Dazwischen noch die Corona-Pandemie. Spenden und Sponsoring machen es aber möglich, die laufenden Kosten zu decken. Und sie machen es möglich, dass das Kapitel Untreue ausgeblendet werden kann.

Ehrenamtlich organisiert

Viel wichtiger ist zu sehen, wie sich aus den Anfängen des Open Airs ein Festival entwickelt hat, das seinesgleichen sucht. Ehrenamtlich organisiert. Das betonen alle von Anfang an, wie einer der früheren Pressesprecher Stephan Biber, der gegenüber unserer Zeitung schon vor 20 Jahren den Prinzipien professioneller Veranstalter eine klare Absage erteilt hatte: „Indem wir uns vor dem Kommerz verschließen, erhalten wir einen wichtigen kreativen Freiraum.“

Eines haben die Verantwortlichen nie außer Acht gelassen: Es ist ein Open Air aus der Region für die Region. Denn Bands aus der Umgebung sollen immer auf dem Spielplan stehen. Die eine oder andere hat dabei die ersten Schritte – und wenige Jahre später Höhenflüge gemacht. Wie zum Beispiel „Die müden Krieger“, die beim ersten Open Air auf dem Elefantenbuckel 1992 Premiere feierten. Sie landeten 2008 mit dem „Fliegerlied“ einen Wiesnhit – und hießen dann „Donikkl und die Weißwürschtl“. Auch andere Bands wie die Sportfreunde Stiller, Culcha Candela oder Revolverheld standen schon auf dem Elefantenbuckel, noch bevor sie einem weitaus größeren Publikum bekannt wurden und seitdem für Eichstätter Verhältnisse einfach nicht mehr bezahlbar sind. Das Altmühltal als Bereiter für große Karrieren also. In diesem Jahr stehen Tir nan og, Dust bolt, Mono & Nikitaman und Rogers, Django 3000, Mal Èlevé und My Baby auf der „Main Stage“ und heizen am Pfingstwochenende – dem seit 30 Jahren traditionellen Termin – ein. Zum dritten Mal nach 2017 und 2018 gibt es heuer wieder eine „Elephant Stage“, eine kleine Bühne, auf der sich regionale Coverbands präsentieren können – bis in der Früh um 5 Uhr. Es wird also mehr oder weniger durchgerockt von Freitag, 14.45 Uhr, bis Sonntag, 5 Uhr. Dazwischen ein Höhepunkt, der in Eichstätt einfach dazugehört: der Weckruf mit der Dollnsteiner Blaskapelle am Samstagvormittag.

Wetter sollte passen - muss aber nicht

Da muss am Ende nur noch eines stimmen: das Wetter. Wobei auch hier ein Blick in die Annalen zeigt, dass man sich davon noch nie ein Festival hat vermiesen lassen. Im Gegenteil. 2001 titelte die Heimatzeitung: „Wie Woodstock: Massen von Matsch und Musik“. Es müssen wahre Regenmassen gewesen sein, die hier niederkamen. „Mehrtägiger Regen hatte aus der Wiese einen zähen Brei gemacht, der sich hartnäckig an Schuhen, Zelten und Autos festsetzte“, ist nachzulesen. Die Besucher feierten dennoch euphorisch. Gehört halt dazu. Nur für heuer wünschen sich die Verantwortlichen doch ein bisschen mehr Glück. Denn das Wetter wird auch die Zukunft des Open Airs in gewisser Weise mitbestimmen. Da hilft es auch nichts, wenn in der Zeitung (wie im Jahr 2005) am nächsten Tag zu lesen wäre: „Als dann der letzte Song verklingt, sind sich alle einig, dass das Open Air wieder eine geile Sache war.“ Beugels banger Blick geht in den Himmel: „Schlechtes Wetter kann schnell die Entscheidungen für die kommenden Festivals bringen.“

DK