Eichstätt
Pragmatisch, konstruktiv und zupackend

Zum Tod von Herbert Rost, dem langjährigen Schulleiter des Gabrieli-Gymnasiums in Eichstätt

21.05.2022 | Stand 23.09.2023, 0:57 Uhr

Starb nun im Alter von 91 Jahren: Herbert Rost. Foto: privat

Von Walter Buckl

Eichstätt – Wenn heute immer wieder von der besonderen familiären Atmosphäre und dem engen Zusammenhalt der Schulfamilie am Gabrieli-Gymnasium die Rede ist, dann ist das entscheidend das Verdienst von Herbert Rost. Über zwei Jahrzehnte lang leitete er diese Schule und prägte sie in einer Weise, die bis heute weiterwirkt. Nun herrscht große Trauer am GG: In den frühen Morgenstunden des vergangenen Mittwoch ist der beliebte ehemalige Schulleiter in Eichstätt im Beisein seiner Ehefrau verstorben.

Dass er einmal ein musisches Gymnasium leiten würde, war ihm nicht in die Wiege gelegt: Herbert Rost wurde am 25. März 1931 in Amberg als Sohn eines Sattlermeisters und eines Kindermädchens geboren. Nach dem Abitur in Amberg studierte er in Regensburg Germanistik, Geschichte und Erdkunde; das Referendariat absolvierte er in München und Pfarrkirchen, wo er Einblicke in die Aufgaben eines Internatserziehers erhielt. 1959 trat er eine Stelle am damaligen Deutschen Gymnasium in Eichstätt an – und wollte eigentlich sofort wieder weg, da er als begeisterter Kletterer und Bergwanderer lieber Lehrer an einem Ort in Gebirgsnähe gewesen wäre.

Erst in Eichstätt,später in Wasserzell

Es sollte anders kommen. Rasch fand er Gefallen an der Atmosphäre des Kollegiums. Und vielleicht band ihn eine andere Sympathie noch stärker an das DG, denn dort bereitete sich gerade die junge Schülerin Christa, Tochter des bekannten Eichstätter Amtsgerichtsdirektors Josef Rittinger, auf das Abitur vor, die es dem feschen Studienrat angetan hatte. Als sie ihr Studium in München aufnahm, wurden beide ein Paar, 1964 heirateten sie; ihr Domizil bezog die Familie erst in Eichstätt, später 1975 in Wasserzell. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, inzwischen gibt es auch vier Enkelkinder. Im Ruhestand wirkte Rost als höchst engagierter Opa – der nun nachholen konnte, wofür ihm während seiner aktiven Zeit als Pädagoge bei den eigenen Töchtern nicht allzu viel an Zeit geblieben war.

Denn am DG, das 1965 das Etikett „musisch“ erhielt und zum „Gabrieli-Gymnasium“ wurde, war er mit Leidenschaft Lehrer und Erzieher, er machte Karriere als Heimleiter und Deutsch-Fachbetreuer. Um die Schulleitung bewarb er sich nicht selbst, sie wurde ihm im Sommer 1973 angetragen. Als „Chef“ war er bald bekannt für seinen Pragmatismus und seine konstruktive, zupackende Art, verbunden mit gründlicher Reflexion: 21 Jahre lang, bis 1994, hielt er die Schule auf Kurs, selbst ein Lockruf des Ministeriums konnte ihn nicht abwerben. Über 1000 Absolventen dürfte er in dieser Zeit das Reifezeugnis überreicht haben.

Von seiner zupackenden Art zeugt eine Anekdote aus der Zeit des großen Umbaus des GG-Internats: Als die Architekten des Landbauamts alles in düsteren Grautönen gestalten wollten, war er entsetzt und deutete spontan auf die Krawatte des Bauamtsleiters: „Sie haben so eine schöne Krawatte: Wäre das nicht eine Farbe für die Türen?“ Man war verblüfft und überzeugt – und tatsächlich bekamen die Türen einen Anstrich in einem warmen Dunkelrot.

Als Schulleiter bewies er eine geschickte Hand. So glückte es ihm, das Kirchenschiff der Ex-Dominikanerkirche für das GG als Aula zu erwerben – einen Ort für Konzerte, Lesungen und Theater, der bis heute das Herz der Schule darstellt.

Frühere Mitglieder des Lehrerkollegiums rühmen an Rost, dass er eine neue Atmosphäre an das GG brachte – man sprach nicht mehr vom „Herrn Direktor“, sondern eben von „Herrn Rost“, zu dessen Sinnbild bald die meist nur angelehnte Tür zum Direktorenzimmer wurde – „er war stets zu sprechen“. Im Wasserzeller Ruhestand konnte er intensiv seine Interessen pflegen, die meist mit Kultur zu tun hatten – mit Literatur, Philosophie, Musik, Kunst, auch mit Theologie. Sein Tod ist ein schmerzlicher Verlust: Das Gabrieli-Gymnasium verliert eine „Gründergestalt“.

EK



Requiem am Mittwoch, 25. Mai, um 14 Uhr in der Schutzengelkirche, anschließend Beisetzung auf dem Eichstätter Friedhof.