Wellheim
Naturfreundehaus Konstein feiert 101-Jähriges

Mit unzähligen ehrenamtlichen Stunden haben die Helfer den Bau innerhalb von zwei Jahren errichtet

07.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:58 Uhr

Die Hauskapelle hat an Silvester 1927 am Naturfreundehaus gespielt.

Von Stefan Meyer

Wellheim – Inmitten des Wellheimer Trockentales und idyllisch auf dem Galgenberg zwischen Konstein und Aicha gelegen, steht seit nunmehr 100 Jahren das Naturfreundehaus Konstein, das dem Touristenverein Naturfreunde Ortsgruppe Ingolstadt gehört.

Am 3. März 1912 gründete sich diese Ortsgruppe unter dem Vorsitz von Hugo Ottilinger und nach dem Ende des ersten Weltkrieges 1918 kam es regelmäßig zu Wanderungen ins Altmühltal und zu Klettergängen bei Konstein. Hierbei reifte der Gedanke, ein Haus als Stützpunkt zu haben. Zunächst wollten die Bauern der Umgebung dafür kein Grundstück verkaufen. Erst als der Landwirt Mailinger eine kleine Fläche auf dem Galgenberg oberhalb der Schutterquelle anbot, konnte die Idee ab 1919 in die Tat umgesetzt werden.

Die Naturfreunde erwarben eine Baracke am Donnersberger Gut in Ingolstadt, um dessen Holz und Dachziegel mit dem Fuhrwerk nach Konstein zu bringen. Aus einem nahegelegenen Steinbruch kamen Bruchsteine, die als Baumaterial Verwendung fanden.

Für die Vereinsmitglieder ging es samstagnachmittags nach ihrer regulären Arbeit mit der Bahn von Ingolstadt zum Bahnhof Eichstätt, um dann in einem zweistündigen Fußmarsch nach Konstein zu gelangen, wo eine Bauhütte als Unterkunft diente. Am Sonntagabend stand ein noch längerer Fußweg zum Bahnhof nach Neuburg an. „Um eine Stunde länger am Haus arbeiten zu können, nahmen sie den Zug von Neuburg, der später fuhr“, heißt es dazu in der Vereinschronik.

Am 24. Juli 1921 wurde nach zweijähriger Bauzeit das Naturfreundehaus auf der damals noch kahlen Kuppe mit 3000 Gästen feierlich eröffnet, 1927 kamen zwei schattenspendende Kastanien am Biergarten dazu. Die Nationalsozialisten verboten 1933 den Verein, beschlagnahmten das Vereinsheim und nutzten es in der Folgezeit für ihre Jugendgruppen. Bis 1946 war dann das Altersheim von Eichstätt dort untergebracht, ehe im gleichen Jahr die Rückgabe an die Naturfreunde erfolgte.

In unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden musste die Herberge wieder auf Vordermann gebracht werden, um es als Ferienlager für Kinder oder für die Arbeiterwohlfahrt nutzen zu können. Von 1966 bis 1997 zog sich eine Großsanierung hin, welche zur 75-jährigen Feier des Naturfreundehauses abgeschlossen wurde. 2009 stand eine komplette Dachsanierung an.

Im Juni 2011 verursachte ein schwerer Sturm einige Schäden am Haus, auch beide Kastanienbäume wurden dabei schwer in Mitleidenschaft gezogen. Mitte der 2010er-Jahre ist dann die Küche erneuert worden. Bis heute fallen immer wieder Arbeitseinsätze im und um das Anwesen an, bei denen ehrenamtlich Hand angelegt wird.

„Das Naturfreundehaus Konstein steht für alle Menschen offen“, erzählt die Vorsitzende. Sei es zum Verweilen im Biergarten oder in den beiden Gaststuben, als Versammlungsort für Vereine und Gruppen oder als Übernachtungsmöglichkeit auch für Nichtmitglieder. Insgesamt 25 Betten, verteilt auf zwei Doppelzimmer, drei Dreibettzimmer und drei Mehrbettzimmer, sowie weitere 25 Übernachtungsplätze in den zwei Matratzenlagern stehen zur Verfügung. Der zugehörige Jugendzeltplatz hinter dem Haus wird vom Naturpark Altmühltal verwaltet.

Nach der coronabedingten Flaute steigen die Übernachtungszahlen wieder an. Vorrangig nutzen Familien die Unterkunft, zuletzt war auch die Jugendabteilung der Karlshulder Leichtathletik zu Gast. Seit Mai 2021 ist das Naturfreundehaus an Hüttenwirt Christian Viebranz verpachtet, der das ganze Jahr über von Mittwoch bis Sonntag ab 11 Uhr geöffnet hat. „Übernachtungen sind aber jeden Tag möglich“, so Augustin.

Anfragen sind nur unter Telefon (08427) 9857606 möglich. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite www.naturfreunde.de/haus/naturfreundehaus-konstein.

EK