Da liegt es, in Gips und auf Jute, gut geschützt: ein Knochenpaket, das von einem in den USA gefundenen Diplodocus stammt. Mitten in Bayern, in Denkendorf (Lkr. Eichstätt). Im Dinosaurier-Museum, das mittlerweile in Ligen mitspielt, die so mancher am Anfang des Projekts nicht erahnt hätte.
Geschäftsführer Michael Völker ist gerade erst aus Zürich zurück, wo der Dino-Park im Auftrag der dortigen Universität federführend beim Aufbau eines Diplodocus-Skeletts agierte – natürlich ein wesentlich kleineres als das, das jetzt im Dino-Park lagert. Das stammt aus dem US-Bundesstaat Wyoming und war dort Anfang der 2010er-Jahre von einem Schweizer Team entdeckt worden. „Wenn man das Netzwerk spielt, dann kommt man auch zu solchen Funden“, sagt Völker am Donnerstagvormittag bei einem Mediengespräch in der großen Veranstaltungshalle des Dino-Parks.
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So manche Weltsensation vorgestellt
In den acht Jahren seit Bestehen des Museums hat er schon so manch Weltsensation vorgestellt. Und auch dieses Mal wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Immerhin gilt der Diplodocus als eines der größten Landlebewesen, das jemals auf Erden existierte. Die ersten Spuren des Langhals-Dinos reichen rund 155 Millionen Jahre zurück. Heinrich Mallison (Firma Palaeo3D) bezeichnet den Dino als „Krokofantenstrauß“: ein Schwanz wie ein Krokodil, ein Körper wie ein Elefant und ein Hals wie ein Strauß. „Ein spannendes Tier also“, sagt Mallison. Wissenschaftler vermuten, dass der lange Schwanz zur Selbstverteidigung eingesetzt wurde.
Nicht New York oder Chicago, sondern Denkendorf
„Normalerweise stehen solche Exemplare in den großen Städten der Welt“, sagt Völker und verweist auf New York, Chicago oder London. „Dieses Skelett wird aber erstmals in Denkendorf ausgestellt.“ In einer beschaulichen Gemeinde mit gut 5000 Einwohnern. Und: „Soweit wir das bisher gesehen haben, sind viele gerade der großen Knochen komplett“, freut sich Präparatorin Ronja Sonnenschein. Das heißt: Nicht alles muss nachgegossen und dann entsprechend an die Farbigkeit der Originalknochen angepasst werden.
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So wie man das beispielsweise auch bei „Rocky“ gemacht hat, dem jungen T-Rex, der in Denkendorf zu sehen ist. Oder bei „Little Al“, dem jüngsten jemals gefundenen Allosaurus. Oder... – denn, dass man ergänzt, das ist heute üblich, wie Mallison sagt: „Als Wissenschaftler finde ich es wichtig, dass der Besucher einen Eindruck bekommt vom gesamten Organismus.“ Den gebe es nicht, wenn lückenhafte Skelette gezeigt werden und man die Phantasie zu sehr spielen lassen müsse.
Urzeit-Werkstatt als neue Attraktion
Ronja Sonnenschein wird künftig gemeinsam mit ihrer Kollegin Kathrin Nickel an den sogenannten „Jackets“ arbeiten, an den Knochenpaketen. Das wird nicht immer einfach, wie Heinrich Mallison sagt: „Diese Knochen sind immer brüchiger als das Gestein drumherum.“ Daher müsse man vorsichtig arbeiten. Und das vor den Augen der Parkbesucher. Denn im Museum ist wieder angebaut worden, eine neue Urzeit-Werkstatt ist entstanden. „Wir sind uns sicher, dass der Kontakt mit der faszinierenden Tätigkeit der Präparatoren in so manchem jungen Dinosaurier-Begeisterten das Interesse an der Urzeit weiter verstärkt“, ist Michael Völker überzeugt. Was man bisher hinter den Kulissen gemacht und damit vor den Augen der Welt verborgen habe, werde nun „zur neuen Attraktion“.
„Was hat dieses Tier wohl alles erlebt?“
Es sei dann schon ein besonderer Moment, die Gipsklappen zu öffnen, sagt Sonnenschein, die auch bayerische Landessprecherin der Deutschen Gesellschaft für Präparationstechnik ist. Denn zunächst wisse man nicht, was sich dahinter verberge. „Dann stellst du dir unweigerlich die Frage: Was hat dieses Tier, was haben diese Knochen in den Millionen Jahren alles erlebt?“ Und fast schon demütig fügt sie an: „Wenn man bedenkt, welche Tierarten alles schon auf dieser Welt gelebt haben, da sollte man doch überlegen, ob wir manche Sorgen, die wir haben, nicht einfach zur Seite schieben.“
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