Von Gudrun Beck
Eichstätt – „Wer will fleißige Handwerker seh’n, der muss zu uns Kindern geh’n.“ Dieses Motto hatten die sogenannten Handwerkstage des Sonderpädagogischen Förderzentrums Eichstätt der Schule an der Altmühl. Die Klassen 5 mit 9 durften dabei Betriebe in Eichstätt besichtigen und auch selbst Hand anlegen in Workshops, die teils von externen Kursleitern, teils von den Lehrkräften angeboten wurden.
Federführend bei der Organisation des dreitägigen Projekts war Alexandra Urbanietz-Hermann, die als für die Oberstufe verantwortliche Sozialpädagogin die Vorlieben, aber auch die anstehenden Herausforderungen der insgesamt 77 Schülerinnen und Schüler in der heutigen Zeit gut kennt. Ihr Anliegen war es, den Schülerinnen und Schülern in der Theorie und in der Praxis Lernerfahrungen zu ermöglichen: „Live und vor Ort kann man sich viel besser vorstellen, welchen Beruf man vielleicht später ausüben möchte.“
Am Montag waren Besichtigungen in zehn Eichstätter Betrieben angesagt, am Dienstag und Mittwoch konnten sich die Kinder und Jugendlichen unter der Anleitung von Fachleuten in elf unterschiedlichen Workshops handwerklich betätigen und dadurch erleben, wie Nützliches und Schönes für den eigenen Verwendungszweck entstehen kann.
Die Organisatorin hatte in Eichstätt bei Betrieben unterschiedlicher Größe und Ausrichtung um Führungen angefragt, damit die Kinder und Jugendlichen einerseits allgemeine Informationen über die Art der Tätigkeit und andererseits speziell auf eine zukünftige Ausbildung bezogen erhalten konnten. Maximal zehn Schülerinnen und Schüler wurden jeweils etwa 60 Minuten entweder vom Chef persönlich oder von einem Mitarbeiter durch den Betrieb geführt.
Einer der größeren Handwerksbetriebe, die besucht wurden, war die Schreinerei Reuder in Eichstätt. Fast wie bei Meister Eder – so gemütlich, aber viel größer ist die helle Halle, in der junge Angestellte an Maschinen standen. Ganz konzentriert lauschte eine Gruppe 12-Jähriger dem Vortrag des Inhabers, während er ihnen die etwa zwei Meter lange Kantenleimmaschine zeigte. Anschaulich erklärte der Inhaber, dass man Spanplatten mit Kanten versehen kann, um etwa Tischplatten herzustellen. Die Kinder hielten einen Fragebogen bereit, den sie mit ihrer Lehrerin Regine Miehling entworfen hatten. So wurde der Schreiner auch gefragt, was er an seiner Arbeit liebe. Reuder: „Holz ist ein lebendiger Werkstoff. Und ich bin der Gestalter.“ Gegen Ende der Führung konnten sich dann gleich drei Schüler vorstellen, ein Praktikum zu absolvieren.
Zur Traditionsbäckerei Schneller zog es zehn Schüler der Klasse 6/7G, die sie mit ihrer Lehrerin Bettina Süss besuchten. Inhaber Martin Schneller führte sie durch die ganze Backstube. Dabei erklärte er Geräte und Arbeitsschritte. Die Mehlsorten sowie andere Zutaten lernten die Schüler ebenso kennen wie das Geheimnis einer leckeren Breze. Ausgestattet mit Schürze und Schiffchen durften sie selbst eine Breze drehen. Süßes fehlte auch nicht: eigenhändig verzierte Amerikaner mit Schokolade.
Auch kleinere Betriebe standen den Schülerinnen und Schülern offen, so die Seminargärtnerei des Bistums Eichstätt. Dort nahm sich der Gärtner Zeit für Fragen. Besonderen Wert legt die Gärtnerei auf eine „ökologische Eigenregulierung“, wozu auch Katzen gehören. Der Betrieb räumt den natürlichen Abläufen generell Vorrang ein, wie auch der Verzicht auf chemische Mittel zur Schädlingsbekämpfung zeigt.
Und die Fünftklässler wissen nun ganz genau, wie der Einsatz der Feuerwehr abläuft, wenn in der Schule die Alarmglocke schrillt, denn bei der Feuerwehr Eichstätt wurden ihnen all ihre Fragen beantwortet. Zusätzlich gab es noch die Möglichkeit, den Bauernhof der Familie Brems (Ziegelhof) in Eichstätt zu besuchen, wo die eigenhändige Herstellung von Butter für eine besonders schöne Erinnerung sorgte. Einen Schuster erlebten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6/7, denn Frank Nemelka aus Eichstätt stellt auch orthopädische Schuhe und Fußbekleidung für spezielle Bedürfnisse her.
EK
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