Zukunftsweisendes Projekt
Kritik an „teilweise ungeordneter Bebauung“

Vor 50 Jahren erhielt die Marktgemeinde Altmannstein erstmals ein Entwicklungskonzept

23.02.2024 | Stand 23.02.2024, 16:33 Uhr

Anfang der 1970er-Jahre wurde diese Postkarte von Altmannstein abgeschickt. Der Ort sah noch in weiten Teilen anders aus. Damals rechnete man mit einem Zuwachs von etwa 720 Personen. Foto: Patzelt (Repro)

Heute heißt es Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) und Gemeindliches Entwicklungskonzept (GEK). Beide Konzepte sind informelle Planungsinstrumente für die nächsten Jahre. Bereits vor einem halben Jahrhundert machte man sich im Altmannsteiner Gemeinderat unter Bürgermeister Edmund Riepl aber Gedanken, wie es sowohl im Kernort als auch in den Ortsteilen weitergehen sollte.

Die Großgemeinde Altmannstein war damals sogar die erste im neuen Landkreis Eichstätt, die ein entsprechendes planerisches Konzept für die nähere Zukunft aufstellte.

Das Entwicklungskonzept stammt vom 5. März 1974. Es sollten vor allem die „teilweise ungeordnete Bebauung“ und die steigende Bautätigkeit, vor allem in einigen Ortsteilen, koordiniert werden. Dies machte eine entsprechende Bauleitplanung dringend notwendig. Ein Flächennutzungsplan sollte den Flächenbedarf für die zu erwartende Bevölkerungszunahme und für die sich daraus ableitenden Bedürfnisse der Gesellschaft, der Wirtschaft und des Verkehrs Rechnung tragen und für die nähere Zukunft Ziel und Richtlinie sein.

„Die lange Zeit rein agrarische Struktur der Schambach-Gemeinden wandelt sich in jüngster Zeit mit dem Bewusstwerden der Schönheit einer unverdorbenen Landschaft und der Nutzung dieser Werte für die Erholung und den Fremdenverkehr“, hießt es vor 50 Jahren in einem Bericht unserer Zeitung. Die Gesamtgröße des Gemeindebereichs betrug 5225 Hektar – die Einwohnerzahl rund 3650 Personen.

Im Jahr 1961 waren im damaligen Großbereich Altmannstein noch rund 44 Prozent der Erwerbstätigen im Bereich Landwirtschaft beschäftigt. Im Jahr 1974 war zwar die landwirtschaftlich genutzte Fläche mit zirka 2500 Hektar nahezu gleich groß geblieben, jedoch hatte die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe, vor allem derjenigen unter 20 Hektar, um über 20 Prozent abgenommen. Die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten sank sogar um rund 300 Prozent.

Nachdem die Anzahl der Auspendler immer mehr zunahm, sah man es im Gemeinderat als dringend notwendig an, neue Arbeitsplätze durch Ansiedlung von geeigneten Gewerbebetrieben zu schaffen. Einzig die ortsansässige Schuhfabrik konnte eine größere Zahl an Arbeitssuchenden aufnehmen. „Selbstverständlich wollen wir dem besonderen Charakter der Landschaft Rechnung tragen, damit hier nur umweltfreundliche und in keiner Weise störende Betrieb zugelassen werden“, gab Bürgermeister Riepl als Vorgabe aus. Rauchende Schlote waren verpönt, denn Altmannstein trug schließlich die Einstufung „Erholungsort mit Prädikat“. Ferner musste darauf geachtet werden, dass die neuen Betriebe nicht „zu abwasserintensiv“ sein durften. Denn, die vollbiologische Kläranlage in Altmannstein war nahezu ausgelastet.

Rund zwei Hektar Gewerbegebiet sollten in Altmannstein an der Hagenhiller Straße ausgewiesen werden. „Demnächst möchte hier die Firma Arizona-Pool bereits ihren Betrieb errichten“, informierte Riepl.

Die Neuausweisung größerer Wohnflächen wollten die Planer nur auf einer Hochfläche beim Markt Altmannstein zulassen. Auf ausdrücklichen Wunsch der Gemeinderäte kam noch ein Areal „Am Schindberg“ bei Neuenhinzenhausen hinzu.

Problematisch war die Abwasserbeseitigung. Nur Altmannstein und Hexenagger besaßen Beseitigungs- beziehungsweise Reinigungsanlagen. Vor allem für die auf den Jurahochflächen gelegenen Ortsteile Mendorf, Steinsdorf, Schafshill und Berghausen waren aufgrund der ungünstigen hydrogeologischen Verhältnisse zentrale Beseitigungen kaum möglich. So blieb hier die bauliche Entwicklung auf den rein örtlichen Bedarf beschränkt. Für Mendorf und Steinsdorf war zwar die Anlage von Erdfaulbecken geplant, aber es mussten aufgrund des fehlenden leistungsfähigen Vorfluters noch Untersuchungen erfolgen.

Eingliederungen von Nachbargemeinden, wie Sandersdorf und Pondorf, standen kurz vor dem Vollzug. Zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse, insbesondere der Ortsdurchfahrten von Altmannstein und Hexenagger, plante das Straßenbauamt nach der bereits abzusehenden Stilllegung der Bundesbahn-Nebenstrecke eine teilweise Verlegung auf die freiwerdende Bahntrasse. Erste Entwürfe lagen den Gemeinderäten schon vor.

„Keine großen Sprünge deutet man in dem 14 Seiten umfassenden Konzept auf Gebiete wie Kindergärten, Sportplätze und Schulen an“, hieß es.

pa