Gesundes Misstrauen
Kriminalhauptkommissar Rainer Öxler klärt beim Seniorenkreis Kösching über Betrugsmaschen auf

22.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:17 Uhr

Rund 50 Senioren waren zum Vortrag „Im Alter sicher leben“ von Kriminalhauptkommissar Rainer Öxler ins Pfarrheim nach Kösching gekommen. Fotos: Werner

Das Telefon klingelt, am Apparat ein Richter, Staatsanwalt oder Polizist. Der Enkel habe einen Unfall gebaut, muss ins Gefängnis, wenn nicht schleunigst eine Kaution bezahlt werde.

Die Betrugsmasche am Telefon ist bekannt und trotzdem fallen immer wieder Menschen darauf herein. „Die Täter gehen professionell vor, sind sehr spezialisiert und haben gelernt, richtig Druck auf die Menschen auszuüben“, betont der Ingolstädter Kriminalhauptkommissar Rainer Öxler.

Seine Aufgabe ist es, Senioren für diese Betrugsthemen zu sensibilisieren. „Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit“, sagt er am Donnerstagnachmittag vor den rund 50 Besuchern des Seniorenkreises im Köschinger Pfarrsaal. Bei Gesprächen mit den Senioren wird schnell klar: Viele von ihnen haben schon Anrufe dieser Art erhalten. „Schon zweimal wurde ich von Betrügern angerufen“, erzählt eine Besucherin des Vortrags. Sie habe es erkannt und aufgelegt, nachdem der Angerufene den Namen des Enkels nicht kannte. „Aber da bleibt trotzdem ein ungutes Gefühl.“

Aufklärung über Betrugsmaschen ist wichtig



Dass man selbst kein Geld übergeben würde, da sind sich viele Senioren an diesem Nachmittag einig. „Aber man kann sich nicht genug informieren. Hier erfahre ich, wie man mit so einem Anruf am besten umgeht“, sagt Elisabeth Schuster. Dieser Meinung ist auch Karin Schlecht, die diesen Nachmittag organisiert hat. „Immer wieder hört man davon. Ich kenne einige, die solche Anrufe schon erhalten haben, aber zum Glück nicht darauf reingefallen sind.“ Es sei wichtig, dass die Älteren richtig aufgeklärt werden, meint sie.

Ermittler haben heuer schon einige Täter gefasst



Öxler macht klar, dass es eben nicht nur den 89-Jährigen treffen kann, der an Demenz erkrankt sei. „Viele sagen: ,Wie kann man nur so blöd sein? Das passiert mir nicht.’ Aber trotzdem gibt es diese Fälle.“ Von Jahr zu Jahr nehmen die Schockanrufe zu. Täglich melden sich Angerufene bei der Polizei, deutlich seltener werde dann auch tatsächlich Geld übergeben. Aber auch hier könne beobachtet werden, dass die Tendenz steigt. Erfreulich sei, dass die „Ermittler heuer sehr erfolgreich“ seien, einige Täter konnten in den vergangenen Monaten festgenommen werden. „Doch selbst wenn wir die Täter festnehmen, das Geld ist meist weg.“ Die Anrufer selbst sind schwer zu ermitteln, sie sitzen meist im Ausland, in Call-Centern in Polen oder der Türkei.

Tipps und Ratschläge



Ihre Opfer suchen die Betrüger beispielsweise über das Telefonbuch. „Da wird nach älteren Namen geschaut wie Josephine oder nach dreistelligen Telefonnummern“, meint der Kriminalhauptkommissar. Niemals Geld oder Schmuck an Unbekannte geben, rät Öxler. Außerdem rufe die Polizei nie unter der Nummer 110 an und falls wirklich mal die Beamten vor der Tür stehen sollten, dann den Ausweis zeigen lassen und genau prüfen, informiert er.

Auch den sogenannten WhatsApp-Betrug spricht der Beamte an: Eine Nachricht des vermeintlichen Kindes, das per Textnachricht über eine neue Nummer informiert. „Danach werden dann 400 Euro für eine neue Waschmaschine verlangt.“ Auch diese Betrugsfälle nehmen zu. Einige Senioren haben schon einmal eine Nachricht dieser Art bekommen. Gesundes Misstrauen ist auch hier die Empfehlung.

Romance- oder Lovescamming



Als Lovescammer werden die modernen Heiratsschwindler von heute genannt, sagt Öxler. Dabei handelt es sich um Online-Liebesbetrüger, die Gefühle vorgaukeln, um an das Geld der Opfer zu kommen. Über Wochen oder Monate werde eine Beziehung aufgebaut, bis dann plötzlich Geld verlangt wird. „Auch hier nehmen die Fälle stetig zu“, betont der Kriminalhauptkommissar.

Er bringt einen Fall aus Ingolstadt mit: Eine 65-jährige Witwe habe über eine Partnervermittlungsbörse im Internet einen vermeintlichen Schweizer Ingenieur kennengelernt und sich verliebt. Letztlich überwies sie dem Betrüger rund 120000 Euro. „Das Geld war dann weg. Solche Fälle gibt es auch hier bei uns“, betont Öxler.