Ein lachendes und ein weinendes Auge
„Glücksmomente verschafft“: Schraufstetter lässt seinen Trainer und den VfB Eichstätt hoffen

05.05.2024 | Stand 05.05.2024, 16:01 Uhr
Julian Meier

Per Freistoß traf Leo Eberle (links, hier gegen Eltersdorf) beim TSV Abtswind den Anschlusstreffer. Trotzdem liegt Eltersdorf nun zwei Zähler vor dem VfB Eichstätt. Foto: Traub

Soll man nun jubeln oder trauern? Nach einem Spielverlauf, wie ihn der VfB Eichstätt beim 3:3 (1:3) gegen den TSV Abtswind erlebt hat, lässt sich diese Frage gar nicht so einfach beantworten. Schließlich hatten die Eichstätter mit der letzten Aktion des Spiels die drohende Niederlage gerade noch abgewendet. Sie verpassten aber eben auch einen Sieg, wodurch der Regionalliga-Aufstieg in weite Ferne rückte.

Selbst Trainer Dominic Rühl tat sich nach Schlusspfiff schwer, seine Emotionen klar einzuordnen: „Wir sind mit dem Ziel, drei Punkte mitzunehmen, hingefahren – das hätten wir auch erreichen können. Aber letzten Endes muss man sagen, dass es auch Glücksmomente verschafft, wenn man so spät noch den Ausgleich macht.“ Ein Ausgleich, der letztlich aber wertlos bleiben könnte, schließlich gewann Konkurrent SC Eltersdorf am Freitagabend gegen die DJK Ammerthal (2:1) und zog damit in der Tabelle der Bayernliga Nord auf zwei Punkte davon.

Chancenverwertung ein Manko beim VfB Eichstätt

Dabei hätte es nicht so kommen müssen. Aber die schwache Chancenverwertung und zu viele individuelle Fehler bringen den Aufstiegstraum der Eichstätter nun ernsthaft in Gefahr. Bereits nach 40 Sekunden hätte Timo Weglehner das 1:0 erzielen müssen. Tat er aber nicht, stattdessen kassierte der VfB im direkten Gegenzug den Gegentreffer: Nach einem Einwurf wollten es die Domstädter spielerisch lösen, anstatt den Ball einfach rauszuhauen. Der Ball ging verloren, am Ende konnte Antonius Cosar zum 1:0 für Abtswind einschieben (2.).

Doch Eichstätt reagierte: Fabian Eberle setzte sich auf der Außenbahn durch, sah und fand in der Mitte Lucas Schraufstetter, der den schnellen Ausgleich besorgte (7.). Wenig später hätte Pascal Schittler das Spiel komplett drehen können, er scheiterte aber am Innenpfosten. Es wäre also gar nicht mal vermessen zu sagen, dass es bis kurz vor der Pause eigentlich recht gut ausgesehen hatte für die Eichstätter. Doch dann kamen sie wieder, die individuellen Fehler.

Doppelschlag vor der Pause

Fünf Minuten vor der Pause rutschte Triandafil Ceraj zunächst eine Flanke über den Fuß, der Ball wurde länger und länger und landete schließlich über Torwart Philipp Böhm, der zu weit vor dem Tor gestanden war, im langen Eck. Kurz darauf brachte Frank Wildeis den Ball in den Strafraum, wo Ceraj zum 3:1 einschob (45.). „Da haben wir den Ball unzureichend geklärt, den Pressing-Moment falsch gesetzt und nach einer Flanke nicht wieder unsere Boxverteidigung im Mann-gegen-Mann gespielt“, kritisierte Rühl.

Ein 1:3-Rückstand zur Halbzeitpause, noch dazu mit zwei Gegentreffern kurz vor dem Pausenpfiff – es war eine schwere Hypothek, die der VfB mit in die Kabine nahm. „Vom Einsatz, von der Mentalität, von der Laufbereitschaft her konnte ich den Jungs in der ersten Halbzeit nullkommanull Vorwürfe machen. Ich war überzeugt, dass wir das Spiel auf jeden Fall noch egalisieren können, wenn nicht sogar drehen“, erklärte er.

Leo Eberle trifft per Freistoß

Die Hoffnung kehrte relativ schnell wieder zurück: Leo Eberle besorgte mit einem direkt verwandelten Freistoß den Anschlusstreffer (51.). Es dauerte dann aber bis zur fünften Minute der Nachspielzeit, ehe Schraufstetter nach Vorlage von Yannis Herger die Prophezeiung seines Coaches doch noch verwirklichen konnte. „Das Ergebnis ist absolut verdient, da brauchen wir nicht drüber reden. Der Zeitpunkt ist natürlich glücklich, aber es war ein gerechtes 3:3“, sagte Rühl.

Die verbleibenden beiden Partien gegen den ASV Neumarkt am kommenden Freitag (18.30 Uhr) und in der Woche darauf auswärts beim SV Donaustauf (18.05., 14 Uhr) muss der VfB nun gewinnen, um die Minimalchance auf die Aufstiegsrelegation am Leben zu erhalten. Womöglich setzt das späte Glückserlebnis gegen Abtswind noch einmal Kräfte frei – auch wenn sich das kurz nach Spielende für die Akteure selbst eher nicht so angefühlt hat. „Die Jungs waren nach dem Spiel schon geknickt. Ich habe ihnen aber gesagt, es ist jetzt nicht die Zeit, geknickt zu sein“, meinte Rühl. Es seien schließlich noch sechs Punkte zu vergeben. „Hankofen ist für uns nicht mehr einholbar, aber Eltersdorf muss eines von den beiden Spielen verlieren. Dann schauen wir mal, sofern wir unsere Hausaufgaben machen, was noch möglich ist.“

jme


VfB Eichstätt: Böhm, Zimmermann (66. Y. Herger), Schraufstetter, L. Eberle, F. Eberle (46. Mayer), E. Herger, Fries, Lamprecht, Weglehner (57. Wolfsteiner), Leipold (46. Nitaj), Schittler.
Tore: 1:0 Cosar (2.), 1:1 Schraufstetter (7.), 2:1 Ceraj (40.), 3:1 Ceraj (45.), 3:2 L. Eberle (51.), 3:3 Schraufstetter (90.+5).
Schiedsrichter: Hamper (Katschenreuth).
Zuschauer: 160.