Eichstätt
Fürstlicher Glanz in der Residenz

Familiengeschichte über die Herzöge von Leuchtenberg präsentiert – Ehrengäste aus dem Hochadel

19.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:07 Uhr
Johann Kraus

Nach dem Vortrag stellen sich die Ehrengäste für ein Erinnerungsfoto. Vordere Reihe (von links): Herzog Max Emanuel in Bayern, mehrfacher Urneffe von Auguste Amalie; Herzog Nicolaus von Leuchtenberg, heutiges Oberhaupt der Familie; Fürstin Danielle von Urach und Erzherzog Markus von Habsburg-Lothringen, Nachkomme von Kaiserin Elisabeth von Österreich; Landrat Alexander Anetsberger. Mitte: Fürst Inigo von Urach und Buchautor Bernhard Graf. Hinten: Oberbürgermeister Josef Grienberger, Anton Kappl, der Bürgermeister von Markt Leuchtenberg, Freiherr Egon von Ellrichshausen-Rothenburg und Josef Schönwetter vom Freundeskreis Leuchtenberg. Foto: Kraus

Von Johann Kraus

Eichstätt – Dem Leuchtenberg-Freundeskreis unter Führung von Josef Schönwetter ist es zu verdanken, dass die Erinnerung an dieses Adelsgeschlecht und deren Bedeutung für Eichstätt bewahrt wird. So lag es auf der Hand, die neue Biographie von Bernhard Graf über die Herzöge von Leuchtenberg in den Räumen der Residenz zu präsentieren.

Zur Einstimmung durften die Gäste die Räume der Residenz besichtigen, deren Ausstattung auf die Regentschaft des Fürsten von Leuchtenberg zurückgeht. Insbesondere die kostbaren Grisaille-Tapeten strahlen heute noch den Glanz der Fürstenzeit aus.

In seinem Grußwort verwies Landrat Alexander Anetsberger auch ein wenig stolz auf seinen Dienstsitz, den er als das „schönste Landratsamt“ Bayerns bezeichnete.

Nicolaus Herzog von Leuchtenberg brachte als Oberhaupt des Adelshauses in seinem Grußwort die Freude darüber zum Ausdruck, dass das Buch ausgerechnet in der ehemaligen Residenz seiner Vorfahren präsentiert wird.

Anschließend gab Autor Bernhard Graf Einblicke zur Entstehung seines neuen Werks. Die bedeutendste Persönlichkeit dieser Familie, der spätere Fürst von Leuchtenberg, wurde 1781 als Eugène de Beauharnais in Frankreich geboren. Nachdem sein Vater während der Französischen Revolution hingerichtet worden war, heiratete seine Mutter Josephine in zweiter Ehe Napoleon Bonaparte, so dass er auf diese Weise zum Stiefsohn des Französischen Kaisers wurde.

Als Bernhard Graf zu einem Film über Leuchtenberg recherchierte, kam eine reiche Menge an Material zusammen, da die Nachfahren der Adelsfamilie bereitwillig ihre Archive öffneten und Dokumente zur Verfügung stellten. So reifte in Graf der Plan, diese Fülle an Information in einem Buch über das Geschlecht der Leuchtenbergs zu bündeln.

Graf skizzierte kenntnisreich zunächst den politischen Werdegangs Eugène de Beauharnais, der sich als Persönlichkeit fundamental von seinem Stiefvater unterschied. Auf der einen Seite der machtbesessene Napoleon, der nicht davor zurückschreckte, unzählige Menschenleben für seine politischen Ambitionen zu opfern; demgegenüber Eugène de Beauharnais, dessen Handeln immer durch die Maxime der „honnêteté“ geprägt wurde, einem französischen Begriff, der Werte wie Ehrlichkeit, Redlichkeit und Anstand umfasst.

Graf schilderte anschließend, wie Beauharnais aus politischem Kalkül mit Auguste Amalie, der Tochter des bayerischen Königs Max I. vermählt wurde. Wider Erwarten entstand eine glückliche Ehe, die nach den Niederlagen Napoleons in den Strudel der Neuordnung Europas gerissen und schließlich mit dem Fürstentum in Eichstätt abgespeist wurde.

Im zweiten Teil seines Vortrags stellte Graf heraus, welch’ hohen Stellenwert die Kultur in der Familie Leuchtenberg einnahm. Im Rahmen seiner Recherchen konnte er zahlreiche Zeichnungen und kolorierte Pläne präsentieren, die von der hohen künstlerischen Begabung der Familienmitglieder zeugen.

Dass der Schanzer Kosakenchor unter der Leitung von Josef Bauch die Veranstaltung musikalisch umrahmte, war kein Zufall. Nicolaus Herzog von Leuchtenberg, ein Nachfahre des Eichstätter Fürsten, hatte in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ebenfalls einen Kosakenchor gegründet, um auf das Schicksal der Kosaken hinzuweisen, die sich damals gegen den Terror durch die Bolschewisten erhoben.

Herzog Leuchtenberg informierte damals in einem Pressebericht über die aktuellen Verhältnisse in Russland: Er hoffe auf die „Befreiung Rußlands und auf die Rückkehr in ein glückliches Vaterland“. Ein Wunsch, der bis zum heutigen Tag nichts an Aktualität eingebüßt hat.

EK