Domino ist Mörnsheimer Erfindung
Fünfte Jahreszeit endet mit der Verbrennung der Strohpuppe der Burschen

27.01.2024 | Stand 27.01.2024, 9:00 Uhr
Emil Meier

Ein Umzugswagen in den frühen Fünfzigern in der Marktstraße. Gefüllt mit „Maschkara“ und einem „Sauständer“, mit solchen wurden früher die Schweine zur Hausschlachtung transportiert. Auf diesem Bild wurde bestimmt jemand nachgespielt. Ob sich darin ein Tier oder ein Mensch befand, kann leider nicht mehr beantwortet werden. Foto: Sammlung Emil Meier

Der Fasching hat in Mörnsheim eine lange Tradition. Bereits in den 1950er- Jahren war der Ort eine Hochburg des Faschings. Die eigentlichen Faschingstage begannen in Mörnsheim am Faschingssonntag und dauerten bis einschließlich Aschermittwoch. In dieser Zeit wurde auch nicht gearbeitet. Es gab damals noch keinen Unsinnigen Donnerstag und keinen Rußigen Freitag, diese wurden erst viel später eingeführt.

Der Faschingsmontag, heute als Rosenmontag bezeichnet, war der Höhepunkt des Faschingstreibens in der Marktstraße. Die „Maschkera“, bekleidet mit Domino, Stofflarve und Kapuze, beherrschten das ganze Treiben. Der Domino, eine Mörnsheimer Erfindung, besteht meist aus zusammengenähten Lumpen und Stoffresten und sieht aus wie ein langes Sackkleid mit Ärmeln, dazu gehört eine Kapuze meist mit Rüschen und mit Papier ausgestopft. Damit man nicht gleich erkannt wird, war es wichtig die Stimme zu verstellen und so zog man von Wirtshaus zu Wirtshaus denn meistens gaben die „Alten“ Wirtshausbesucher einen Schnaps oder ein Bier aus.

Der eigentliche Höhepunkt war der Faschingsumzug, musikalisch begleitet von der Mörnsheimer Kapelle Ottinger. Mit viel Einfallsreichtum und Witz wurden Episoden oder Vorkommnisse, die sich übers Jahr ereignet hatten, nachgespielt und Einwohner vom Ort auf ironische Weise, derbleckt. Mit Beginn der Faschingstage wurde beim „Boawirt“ eine Strohpuppe aufgehängt. Sie hing bis Aschermittwoch und verlängerte den Fasching in diesen schon der Fastenzeit angehörigen Tag hinein.

Die Burschen vom Verein Frohsinn gingen dann von Haus zu Haus zum „Leichladen“. Dabei wurden sie an der Haustüre von der Bevölkerung reichlich mit Alkohol versorgt. Nach Einbruch der Dunkelheit versammelte sich die Menschen wieder, nahmen mit viel Wehklagen und Trauermusik die Strohpuppe ab und trug sie bis zur Torbrücke beim Kastenhof. Dort wurde sie unter noch lauterem Wehklagen feierlich verbrannt. Mit diesem Ritual endete im Markt Mörnsheim die Faschingszeit.

EK