Auf dem Weg zur Transformation
Erster STS-Talk zum neuen Zertifikats-Studiengang „Transformation – Orientierung – Zukunft“

11.12.2023 | Stand 11.12.2023, 11:00 Uhr

Erster STS-Talk: Die fünf Schülerinnen, die am Ende des Talks zu Wort kamen: von links nach rechts Luisa Böhm und Anna Sonner (beide FOS/BOS Ingolstadt – Außenstelle Eichstätt), Luisa Bussas (Gabrieli-Gymnasium Eichstätt), Christoph Drenckhahn und Ole Klenz (beide Willibald-Gymnasium Eichstätt), ganz rechts Moderator Thomas Metten. Foto: Luff

Innovationen allerorten an der Katholischen Universität (KU): Nachdem zum Wintersemester die neue Fakultät „School of Transformation and Sustainability“ (STS) gegründet wurde, die an die inzwischen aufgelöste Fakultät Religionspädagogik anknüpft, folgte nun der erste STS-Talk als neues Format der Fakultät. Angesichts der Polykrisen unserer Zeit geht sie neue Wege in Forschung und Lehre und will mit Politik, Gesellschaft und Kirche die anstehenden Transformationen gestalten.

„Transformation now!“ nannten die Veranstalter die offene Talk-Runde mit Impuls-Beiträgen, Antworten und Statements. Besonders interessant waren die Beiträge der externen Experten, aber auch die Impulse der Dozierenden und der Studierenden der neuen Fakultät ließen die Konturen der neuen Studiengänge erkennen. Als Anknüpfungspunkt für deren konkrete Gestaltung dienten am Ende auch die Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler aus der Region zum Studium der Zukunft. Moderiert wurde die gut besuchte Veranstaltung von Thomas Metten.

Uni-Präsidentin Gabriele Gien ließ es sich nicht nehmen, die Gäste persönlich zu begrüßen und die Gründung der zukunftsweisenden Fakultät kurz Revue passieren zu lassen. Sie sah die Chancen der STS in der Öffnung der Universität für die Gesellschaft und der Etablierung neuer Strukturen in Forschung und Lehre. Für Gründungsdekan Harald Pechlaner bietet gerade die interdisziplinäre Vernetzung den größten Vorteil der neuen Fakultät der KU, die an den beiden Standorten Eichstätt und Ingolstadt auch mit externen Partnern zusammenarbeitet, um junge Menschen in die Lage zu versetzen, aktiv mit dem Wandel umzugehen. Dazu zählen neue Dialogformate zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft sowie Experimentierräume für die Studierenden. So ergebe sich das Profil einer engagierten und transformativ wirksamen Universität.

Dass die Eichstätter Universität damit in die richtige Richtung geht, bestätigte Mandy Singer-Brodowski vom Institut Futur der FU Berlin. Die Menschheit ist nach ihren Worten inzwischen dabei, gefährliche planetare Grenzen zu überschreiten, und STS-Studiengänge schaffen sichere Handlungsspielräume für künftige Generationen, indem sie offene Lernstrukturen etablieren und in der Zivilgesellschaft einen konstruktiven Sparring-Partner finden. Singer-Brodowski plädierte für einen „Whole Institution Approach“, durch den die normalerweise getrennten Bereiche Lehre, Forschung und Transfer in einem ganzheitlichen Ansatz verbunden werden und so die Nachhaltigkeit in die DNA der Universität einschreiben.

Die beiden Theologen Martin Kirschner und Markus Eham antworteten auf diesen Impuls. Dabei sah Kirschner die drei Schritte „Sehen – Urteilen – Handeln“ als zentral für die an der Hochschule anzustoßenden Transformationsprozesse, erachtete aber auch einen systemkritischen Blick auf Kapitalismus und Ökonomisierung der Hochschulen als wichtig. Eham eröffnete der Kirche trotz der jüngsten negativen Umfrageergebnisse unter Katholiken und Protestanten eine Chance als Akteur und Partner der Hochschulen beim Transformationsprozess der Gesellschaft.

Den zweiten Impuls setzte Manuel Dolderer, einer der Gründer der Berliner CODE-University, der mit Eva Scholl auch eine Studentin des Studiengangs Interaction Design mitgebracht hatte. Dolderer verfügt als Gründer der „CODE University of Applied Sciences“ bereits über Erfahrungen mit neuen Studien- und Lehrformaten und hat die Eichstätter STS in ihrer Gründungsphase beraten. Er forderte, den Studierenden weniger Fachwissen als vielmehr eine besondere Geisteshaltung zu vermitteln, Neugier auf die Welt und Selbstwirksamkeitserfahrung, um Zukunft zu gestalten. Seine Studierende Eva Scholl schilderte ihren erfolgreichen Weg von der Lehre als Fachinformatikerin über ihr individuelles CODE-Studium bis zur Gründung eines eigenen Unternehmens.

Simone Birkel von der STS erkannte im Service-Learning den zentralen Vorteil der neuen Lernkultur und benannte die Dozierenden als Wegbegleiter auf diesem Prozess, der projektorientiert sei. Mit Cosima Wislsperper meldete sich eine von derzeit nur vier Zertifikats-Studierenden zu Wort und berichtete von ihren Praktika und dem Coaching-Angebot im ersten Semester. Sie befinde sich auf einer Reise mit noch unbekanntem Ziel, sah dies aber durchaus positiv.

Den derzeitigen Status Quo an der STS fasste Martin Schneider zusammen. Er zeigte die vorgesehenen Module der beiden Studiengänge Angewandte Theologie und Nachhaltigkeit auf. Die damit verbundenen Berufsfelder seien allerdings noch nicht fest umrissen. Martin Schneider sah die neuen Studiengänge der STS im größeren Zusammenhang einer von Papst Franziskus 2017 geforderten Kultur, die benötigt werde, um dem Zeitenwandel entgegenzutreten. Abschließend brachten die Oberstufenschülerinnen und -schüler Luisa Bussas (Q12 Gabrieli-Gymnasium Eichstätt), Christoph Drenckhahn und Ole Klenz (beide Willibald-Gymnasium Eichstätt) sowie Anna Sonner und Luisa Böhm (beide FOS/BOS Ingolstadt – Außenstelle Eichstätt) ihre Vorstellungen zum Studium der Zukunft vor. Sie waren sich darin einig, dass sie sich dafür angewandtes, praxisnahes und digitalisiertes Wissen wünschten, während Christoph Drenckhahn nach wie vor auch fundierte theoretische Inhalte als wichtig erachtete. Thomas Metten lud die Schüler zu einem Workshop-Camp an der STS im Vorfeld ihres künftigen Studiums ein.

EK