Schultheater auf der großen Bühne
Eröffnung der 37. Theatertage der bayerischen Realschulen in Eichstätt mit emotionalem Stück

07.05.2024 | Stand 07.05.2024, 17:00 Uhr

Visualisierte Ratschläge gegen die Schlaflosigkeit: ein Buch lesen, Geschichten hören, Klavier spielen, die Mädchen der Realschule St. Ursula Augsburg in ihrem Stück „Schlaflos 2.0“. Fotos: Luff

Der Schirmherr der dreitägigen Veranstaltung im Alten Stadttheater brachte es auf den Punkt: Theater muss sein. Es ist zugleich Herz, Puls und Leben einer Schule – ebenso wie Kunst und Musik. Hans-Peter Schneider, Schriftsteller, Lehrer und Theaterregisseur, eröffnete zusammen mit Josef Putz, dem Vorsitzenden der Fördergemeinschaft für das Schultheater, am Montagnachmittag die 37. Theatertage der bayerischen Realschulen und begrüßte die Ensembles aus sechs Realschulen aus ganz Bayern, deren Stücke gezeigt wurden, weil sie alle einen ganz besonderen Blick auf unsere Welt werfen.

Die Schüler und ihre betreuenden Lehrkräfte kommen aus Augsburg und Nürnberg, Neusäß und Schillingsfürst, Zusmarshausen und Murnau. Und sie haben Stücke im Gepäck, die unterhalten, aber auch zum Nachdenken anregen. Das Motto der 37. Theatertage, die bereits zum zweiten Mal in Eichstätt stattfinden und vom Blechbläserensemble der Realschule Rebdorf unter Leitung von Harald Eckert musikalisch umrahmt wurden, lautet „Theater mittendrin“. Selten hat ein Motto besser gepasst, denn so, wie Eichstätt mitten in Bayern liegt, muss Theater mitten ins Herz gehen.

Für Ministerialdirigentin Christine Modesto, die in ihrem Grußwort Kultusministerin Anna Stolz vertrat, ist Schultheater der kreative Höhepunkt eines Schuljahres und zugleich Belohnung für die vorausgegangenen Mühen der Proben und des Auswendiglernens, der einstudierten Choreographien und der hundertfach geübten Mimik und Gestik. Sie verwies zugleich auf das jahrtausendealte kulturelle Erbe des Theaters, das in der griechischen Antike einst zu Ehren des Gottes Dionysos aufgeführt wurde. Schon damals berührten die Stücke die Zuschauer und wurden mit kräftigem Beifall belohnt.

Diesen gab es auch für Bürgermeisterin Elisabeth Gabler, die alle Akteure im Alten Stadttheater begrüßte, und für Landrat Alexander Anetsberger, der die Passion der Schüler für das Theaterspiel lobte. Zum ersten Mal fungierte Hans-Peter Schneider als Schirmherr der Theatertage und die Freude darüber stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er zeigte, dass er Pädagoge und Theatermann mit Leib und Seele ist, und fand sofort einen Draht zum jungen Publikum. Schultheater leiste einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen, zeige Talente und bilde Teamfähigkeit aus, so Schneider. Und Josef Putz, der mit seinem Team die Theatertage in Eichstätt organisiert hatte, sah die facettenreiche Auseinandersetzung des Theaters mit unserer Welt nach wie vor als dessen wichtigste Aufgabe. Für ihn ist das Theater eine Oase der Kreativität, des Ausdrucks und der Gemeinschaft. Mit einem traditionellen „Toi toi toi!“ gab er die Bühne frei.

Das Eröffnungsstück hatte es gleich in sich: 13 Schülerinnen der Realschule St. Ursula aus Augsburg spielten unter der Leitung von Anina Scheel ein bezauberndes Märchenstück, das in eine Fantasiereise voller musikalischer, choreographischer und tänzerischer Glanzpunkte führt, zugleich aber eine Brücke in die Gegenwart schlägt. „Schlaflos 2.0“ spielt nämlich im Schlummerland, in dem das Schlafen das Wichtigste ist. Wer am besten schläft, regiert das Land. Doch was passiert, wenn der Schlaf plötzlich von Alpträumen gestört wird? Wenn Hektik und Leistungsdruck ihn uns rauben? Genau dies passiert der kleinen Prinzessin, die keine Ruhe mehr findet, so dass der gesamte Hofstaat darunter leidet.

Die ganz in Schwarz gekleideten Mädchen liegen anfangs auf der Bühne, wälzen sich simultan nach links und nach rechts, stehen schließlich auf und rennen wild durcheinander. Denn böse Träume plagen die Prinzessin und diese entfalten sich in einer brillanten Choreographie des rasenden Reigens, in dessen Mitte ein kleines Mädchen steht – ausgeschlossen, einsam und allein. Doch sie bleibt nicht allein, schon sinnt man über Hilfe nach. Der König holt die besten Gelehrten an den Hof, Unmengen von wirkungslosen Medikamenten werden ausprobiert. Doch dann kommen die Ratschläge, die wirklich helfen: ein Buch lesen, eine Geschichte hören, Klavier spielen. Und verschwenderisch prächtige Klaviermusik ist es auch, die die Prinzessin zusammen mit einzigartigen synchronen Tänzen wieder aus ihrem Trauma holen. Riesenbeifall brandete für dieses Stück auf und am Ende gab es noch etwas ganz Besonderes: Die Schauspielerinnen stellten sich einem Bühnenrandgespräch und die Zuschauer hatten viele Fragen zu diesem begeisternden Stück.

In den kommenden Tagen sind noch folgende Aufführungen im Alten Stadttheater zu sehen: „Toni und die verlorene Zeit“ (Veit-Stoß-Realschule Nürnberg), „Die Affenpfote (Staatliche Realschule Neusäß), „McDingens“ (Edith-Stein-Realschule Schillingsfürst), „Mary Poppins“ (Staatliche Realschule Zusmarshausen) sowie Workshops und Improvisationen.

EK