Beilngries
Die Zeit der Großprojekte ist angebrochen

Generalversammlung der Altmühl-Jura-Energiegenossenschaft: Solarparks sind bestimmendes Thema

28.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:36 Uhr

Ein bedeutsamer Moment in der bisherigen Geschichte der Altmühl-Jura-Energiegenossenschaft: Am 2. Juli dieses Jahres wurden gemeinsam mit Finanzminister Albert Füracker offiziell die ersten Pfosten für den Solarpark Oening eingerammt. Foto: AJE (Archiv)

Von Fabian Rieger

Paulushofen – Nächstes Jahr kann die Altmühl-Jura-Energiegenossenschaft (AJE) ihr Zehnjähriges feiern. Viel wurde in der Zeit seit der Gründung bewegt. Aber seit Kurzem ist die Genossenschaft noch einmal in ganz neue Dimensionen vorgestoßen. Mit Solarparks werden nun echte Großprojekte in der Region umgesetzt. Aktuell laufen die Arbeiten bei Oening – und diverse weitere Vorhaben dieser Art sind auf dem Weg, wie bei der Generalversammlung der AJE am Mittwochabend in Paulushofen aufgezeigt wurde.

Dass die Genossenschaft – ganz allgemein und insbesondere mit diesen Projekten – auf großes Interesse stößt, zeigte sich am Mitgliederanstieg von 281 (31. Dezember 2021) auf jetzt 370 – und auch an der großen Zahl der am Mittwoch Anwesenden. Durch den Abend führten in bewährter Form abwechselnd die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat. Man bilde ein „gutes Team“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Schmidtner, und er bedankte sich bei allen Mitstreitern für die „hervorragende“ Zusammenarbeit.

Zunächst stand der Rückblick auf das Geschäftsjahr 2021 an. Vorstand Mike Herbig berichtete, dass man für besagtes Jahr von einer „Dunkelflaute“ sprechen müsse, also ein unterdurchschnittlicher Wind- und Sonnen-„Ertrag“. Und doch sei man auch diesmal alles andere als schlecht gefahren, insbesondere mit den Windkraftbeteiligungen bei Ernersdorf und Denkendorf. Dort seien jeweils Ertragsergebnisse über dem Bayern-Durchschnitt erzielt worden. Man könne die getätigte Investition in diese Beteilungen an besagten Windkraftanlagen definitiv als „tollen Erfolg“ bezeichnen, so Herbig.

Wie sich das vergangene Geschäftsjahr aus finanzieller Sicht dargestellt hat, dröselte Albert Meier fundiert und detailliert auf. Unter dem Strich stand – auch dank eines hohen Gewinnvortrags aus dem Vorjahr – ein Bilanzgewinn von 11937,37 Euro. Der Aufsichtsrat machte den Versammelten den Vorschlag, eine Dividende in Höhe von 2,5 Prozent je Anteil auszuschütten − insgesamt 11036,86 Euro. Die Mitglieder stimmten geschlossen zu und Schmidtner bilanzierte: „Trotzdem, dass wir in der Investitionsphase sind, können wir eine ordentliche Dividende ausbezahlen.“

Ein Solarpark in der Umsetzung, weitere geplant

Stichwort „Investitionsphase“: Vorstandsmitglied Thomas Merkl zeigte in einem eigenen Tagesordnungspunkt im Detail auf, wie es um die großen Solarpark-Pläne der AJE steht. Wie berichtet, ist die erste dieser Maßnahmen bereits angelaufen. Bei Oening entsteht auf einem 12,7 Hektar großen Areal eine solche Freiflächen-Photovoltaik-Anlage. Einige Daten im Überblick: Modulleistung 14711 Kilowatt-Peak, jährlicher Energieertrag 16 Millionen Kilowattstunden, Einspeisevergütung 4,97 Cent pro Kilowattstunde gemäß Zuschlag beim Ausschreibungsverfahren der Bundesnetzagentur, Gesamtinvestitionsvolumen 9,2 Millionen Euro (1,4 Millionen Euro Eigenkapital) „mit echter vorrangiger Bürgerbeteiligung“, Gesamtanzahl Module 26748. Der Energieertrag reiche für die Versorgung von mindestens 3500 Haushalten, wie zu erfahren war. Die Einspeisung wird über das Umspannwerk Bögl-Windpower in die 110-kV-Leitung von Bayernwerk erfolgen. Baubeginn war Mitte Juni dieses Jahres, am 2. Juli erfolgte der offizielle Spatenstich im Beisein des bayerischen Finanzministers Albert Füracker (CSU). Die Arbeiten schreiten gut voran, wie Merkls Ausführungen zu entnehmen war, just am Tag der Generalversammlung wurden die ersten Module montiert. Aus technischer Sicht geht man davon aus, im September/Oktober dieses Jahres fertig für die Inbetriebnahme zu sein. Ein „Nadelöhr“ gebe es dabei aber noch: die notwendige Zertifizierung. Man tue allerdings auch hier alles in der eigenen Macht Stehende, um darauf hinzuwirken, dass keine große Verzögerung entsteht, betonten die AJE-Vertreter.

Und auch mit den nächsten Vorhaben will man zügig vorankommen. Für die Fläche bei Raitenbuch sind alle vorab notwendigen Schritte erledigt, hier könnte man theoretisch morgen anfangen. Tatsächlich der Fall sein soll das durchaus noch heuer, Inbetriebnahme könnte dann im Frühjahr 2023 sein. Ebenfalls sehr weit ist man bei den Vorbereitungen für den Solarpark Oberbürg. Was noch aussteht, ist die Teilnahme an der Ausschreibung der Bundesnetzagentur. Bei gutem Verlauf wäre eine Inbetriebnahme Mitte/Ende 2023 denkbar. In der Reihenfolge danach kommen die geplanten Solarparks bei Irfersdorf und Paulushofen. Hier läuft jeweils die Bauleitplanung und es wird noch geprüft, was dabei der wirtschaftlichste Einspeise-/Verknüpfungspunkt wäre. Und dann gibt es noch ein sechstes spruchreifes Vorhaben: Ende vergangenen Jahres konnte eine Fläche bei Langenthonhausen in der Gemeinde Breitenbrunn akquiriert werden. Auch hier wurde bereits die Bauleitplanung in die Wege geleitet, vorstellbar wäre eine Errichtung/Inbetriebnahme in den kommenden beiden Jahren.

Akquise weiterer geeigneter Flächen läuft

Dass damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein muss, ließ Merkl ebenfalls wissen. Man sei weiterhin dabei, geeignete Flächen für Solarparks in der Region zu akquirieren. „Vielleicht können wir nächstes Jahr bei der Generalversammlung das ein oder andere weitere Projekt präsentieren“, so Merkl. Und, wie Herbig beisteuerte: Man setze weiterhin gezielt auf Bürgerbeteiligung. Entsprechende Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.a-j-e.de.

FÜHRUNGSKRÄFTE IM AMT BESTÄTIGT

Turnusgemäß sind bei der Generalversammlung der Altmühl-Jura-Energiegenossenschaft (AJE) Vorstands- und Aufsichtsratswahlen angestanden. Gewählt wird jeweils für drei Jahre. Die entsprechenden Tagesordnungspunkte waren am Mittwochabend schnell abgehandelt. Alle bisherigen Mitglieder der beiden Gremien, allesamt ehrenamtlich tätig, stellten sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung – und die Mitglieder sprachen ihnen jeweils das volle Vertrauen aus. Den Aufsichtsrat bilden somit weiterhin Thomas Schmidtner, Brigitte Frauenknecht, Albert Meier, Siegfried Betz, Robert Auenhammer und Franz Stephan, dem Vorstand gehören Mike Herbig, Thomas Merkl und Heinz Mischmasch an. Die Zeit bis zu den nächsten Wahlen im Jahr 2025 solle man nutzen, um dann frisches Blut in die Führungsebene einbauen zu können, so Thomas Schmidtner. Bis dahin sei es angesichts der zahlreichen Großprojekte aber sicher hilfreich, in dem „homogenen Team“ weiterzuarbeiten. Dass die AJE auf einem sehr guten Weg sei, bescheinigte ihr der Beilngrieser Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW) in seinem Grußwort. In den vergangenen Monaten sei nun wirklich jedem aufgezeigt worden, welche Bedeutung eine stabile Energieversorgung für Gesellschaft, Wirtschaft und Wohlstand habe. Entscheidend sei dabei, die Energiewende vor Ort zu gestalten – und zwar so, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt und die Bürger profitieren. Genau das sei bei der AJE der Fall. Und so werde man auch weitermachen, versicherten die Führungskräfte der Genossenschaft.