Da ist noch Luft nach oben
Landkreis Eichstätt: Energienutzungsplan zeigt Einsparpotenziale und rechnet Ausbaumöglichkeiten vor

04.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:48 Uhr

Der Ausbau von Photovoltaik – hier eine Freiflächenanlage an der Bahnstrecke bei Adelschlag – ist ein Punkt im Energienutzungsplan des Landkreises, der nun fertig vorliegt. Foto: Hager

Der Energienutzungsplan für den Landkreis Eichstätt ist fertig – und im Internet für alle abrufbar. Auf die Gemeinden heruntergebrochen soll der Plan aufzeigen, was in Sachen Erneuerbare Energien möglich ist. Allerdings: „Wir können hier nur Impulse liefern“, betont Anne Fröhlich, die Nachhaltigkeitsbeauftragte des Landratsamtes. Impulse für die 30 Gemeinden, aber auch für die Bevölkerung.

Alles ist auf das Ziel der Energieneutralität 2040 hin ausgerichtet. Das hat aber nichts mit einem Klimaziel des Landkreises zu tun, bei dessen Formulierung man sich derzeit befindet, wie Fröhlich im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. Um die Pläne bayernweit vergleichen zu können, gab es eine Standardausschreibung, in der auch das Energieneutralitätsziel des Freistaates – eben 2040 – erfasst ist. „Alles, was in diesem Plan steht, ist kein Muss“, betont Fröhlich. Gerade mit Blick auf die Gemeinden eine für sie wichtige Aussage, denn: „Wir als Landkreis überschreiten sonst Planungshoheit.“ Nun gehe es darum, „dass jeder eine Vorstellung hat und dass man darauf aufbauen kann“.

Ganz konkret hat sich der Plan, der im Institut für Energietechnik mit Markus Brautsch von der Technischen Hochschule Amberg-Weiden an der Spitze erarbeitet wurde, auch die Situation der Netze angesehen – Wärmenetze, die es in vielen Gemeinden schon gibt, die Strom- und Gasnetze mit ihren Betreibern Bayernwerk, N-Ergie und Stadtwerke Eichstätt sowie (nur für Gas) die Stadtwerke Ingolstadt. Interessantes Detail am Rande: Nur knapp mehr als die Hälfte der Kommunen im Landkreis, nämlich 16 von 30, werden aktuell mit Erdgas versorgt. Für alle Bereiche im Landkreis – Wirtschaft, private Haushalte und Gemeinden – besteht den Erkenntnissen von Brautsch zufolge ein jährlicher Wärmebedarf von 2017 Megawattstunden. Auf der Grundlage der Daten von 2019 kommen rund 31 Prozent Wärme aus erneuerbaren Energien, vor allem über Holz. Der überwiegende Teil wird über Öl produziert – nämlich 38 Prozent. Gas nimmt einen wesentlich geringeren Anteil ein, 28 Prozent nämlich.

Beim Strom ist der Landkreis, was die erneuerbaren Energien anbelangt, schon wesentlich weiter. Bilanziell betrug der Anteil regenerativer Stromerzeugung 85 Prozent – bei einem Gesamtverbrauch von 647200 Megawattstunden immerhin 552000 Megawattstunden. Interessant dürfte dabei sein, wie sich diese Liefermenge auf die verschiedenen Arten aufteilt. Wasserkraft nimmt dabei den geringsten Anteil ein, nämlich gerade einmal 2600 Megawattstunden. Rein bilanziell steht dem gegenüber die Windkraft als größter Lieferant mit 220100 Megawattstunden.

Insgesamt sieht der Energienutzungsplan Einsparpotenziale von insgesamt 1823 Megawattstunden – umgekehrt wird aber auch mit Blick auf das Jahr 2040 prognostiziert, dass der Strombedarf für eine zunehmende Elektrifizierung des Verkehrs und eines massiven Ausbaus von Wärmepumpen von knapp 6000 Megawattstunden auf 365549 Megawattstunden steigen wird. Zugleich soll der Allgemeinstrom um fast 200000 Megawattstunden sinken. Das größte Einsparpotenzial sieht Brautsch bei den fossilen Energien: Der Wärmefluss über diesen Sektor liegt 2019 bei 1,4 Millionen Megawattstunden. 2040 könnte er bei 245542 Megawattstunden liegen. Damit verbunden ist aber auch unter anderem eine angenommene enorme Anstrengung bei der Sanierung von Häusern.

Der Plan blickt zudem auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Bei Windkraft könnte es zu einer Verdoppelung der Kapazitäten kommen (auf 550000 Megawattstunden), auch in Sachen Photovoltaikanlagen ist noch viel Luft nach oben (von knapp 190000 Megawattstunden auf 770000). „Bei Erschließen der Potenziale könnte die Menge erneuerbarer Energien von aktuell 556100 Megawattstunden auf rund 1,5 Millionen im Jahr 2040 gesteigert werden“, heißt es dazu in dem Bericht. Das entspräche einem Ausbau auf 270 Prozent des Ist-Zustandes.

EK