Eichstätt
Chancen und Herausforderungen für Krankenpflegevereine

18.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:08 Uhr

Caritasratsvorsitzender Josef Schmidramsl brachte seine Wertschätzung für die Krankenpflegevereine zum Ausdruck. Foto: Esser, Caritas

Von Peter Esser

Eichstätt – Haben Krankenpflegevereine noch eine Zukunft? Vor welchen Herausforderungen stehen sie? Mit diesen Fragen haben sich im Alten Stadttheater in Eichstätt etwa 80 Caritas-Verantwortliche zum Thema ambulante Pflege auseinandergesetzt. Dabei waren neben den Vorsitzenden der Vereine auch Geschäftsführende der Caritas-Sozialstationen, Caritaspfarrer sowie Führungskräfte des Diözesanverbandes.

„Wir wollen eine solche Veranstaltung nun alle zwei Jahre durchführen und dadurch auch schon so manches Problem im Keim ersticken“, kündigte der Caritasrat-Vorsitzende Josef Schmidramsl an. Die Tagungen sollen aber auch dazu dienen, seine Wertschätzung gegenüber der Arbeit in den Krankenpflegevereinen zum Ausdruck zu bringen: „Wir brauchen sie, denn sie sind das Gesicht der Kirche und Caritas vor Ort“, sagte Schmidramsl.

Mit noch rund 21000 Menschen stellen die Vereine Caritas-Justiziar Martin Müller zufolge den Großteil der Mitglieder des Caritasverbandes. Jean-Pierre Harder, Fachreferent für die Caritas-Sozialstationen, machte allerdings darauf aufmerksam, dass sie in der vergangenen Dekade rund 750 Mitglieder jährlich verloren haben. Hierzu stellte der Vorsitzende des Fördervereins für häusliche Pflege und Nachbarschaftshilfe St. Anton in Ingolstadt, Stefan Hofbauer, in einem Impulsreferat klar: „Wenn man sich die Geburtsdaten der Mitglieder ansieht, wird deutlich: Unsere Vereine sind überaltert.“ Es müsse darum gehen, so Hofbauer, mehr und vor allem jüngere Mitglieder zu gewinnen. Der falsche Weg sei es aber, den Menschen vorzuwerfen, sie seien zu wenig solidarisch. „Damit verprellen wir sie nur noch mehr. Wir müssen den Menschen ein Angebot machen.“ Es gibt auch Beispiele, wie Krankenpflegevereine attraktiver gemacht werden könnten. Der Vorsitzende der Caritas-Sozialstation Gaimersheim, Andreas Rabl, machte auf eine Werbeaktion aufmerksam, die die Krankenpflegevereine organisierten, die seine Station tragen. Dadurch sei es zu über 300 Neueintritten mit etwa 30 Prozent neuen Mitgliedern aus jungen Familien gekommen.

Viele Krankenpflegevereine machen zudem Angebote, die über die Unterstützung der Sozialstation hinausgehen: „Zum Beispiel Veranstaltungen mit Themen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich, Kurse für häusliche Pflege, kostenloser Verleih von Pflegehilfsmitteln über die Sozialstation, Besuchsdienste für Mitglieder im Krankenhaus sowie Gottesdienste für verstorbene Mitglieder“, so Rabl. Andere wiesen auf Erste-Hilfe-Kurse, Kinder-Ferienprogramme oder Generationen-Cafés hin.

Auf eine besorgniserregende Entwicklung, die aber zu einer neuen Aufgabe der Krankenpflegevereine führen könne, machte der Geschäftsführer der Caritas-Sozialstation Eichstätt, Josef Wintergerst, aufmerksam. Viele ältere Menschen litten zu Hause unter Vereinsamung. Hier könnten die Angehörigen der Vereine zwischenmenschlich viel tun.

EK