Skulpturen in einer „rohen“ Zeit
Bildhauer Clemens Heinl stellt im Jurahaus-Museum ausdrucksstarke Skulpturen aus

25.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:32 Uhr

Vor seiner versammelten Lieblingsband in Holz: Der Künstler Clemens Heinl ist stolz auf seine gelungenen Porträts der NC Brown Blues Band-Musiker aus Nürnberg, die den Besucher der Ausstellung im ersten Stock erwarten. Fotos: Kusche

Die Riege der Musiker der Nürnberger NC Brown Blues Band, am Eingang ein älterer seriöser Herr namens „Elmar“, ein frisch verliebtes, einander zugewandtes Paar – der in Schwabach geborene, heute in Roth lebende Bildhauer Clemens Heinl hat in seiner künstlerischen Karriere schon unzähligen Figuren ein ganz eigenes Leben in Form einer Skulptur geschenkt.

Immer schon galt sein Interesse der meist lebensgroßen Darstellung des Menschen, und immer schon war Holz eines seiner Lieblingsmaterialien.

Im Museum Das Jurahaus in der Rot-Kreuz-Gasse Eichstätt eröffnete Clemens Heinl nun seine Ausstellung „Skulpturen“ und bereichert die historischen Räume mit seinen bildhauerischen Kunstwerken. Noch bis zum 18. Juni ist die Ausstellung zu bestaunen.

Gleich am Eingang begrüßt die lebensgroße Skulptur „Elmar“ den Besucher. In Anzug, mit täuschend echten Glasaugen und, wie fast alle Skulpturen Heinls, mit einem ausdrucksstarken Bronzekopf versehen, mustert Elmar seine Betrachter: „Die wenigsten meiner Holzgeschöpfe sind Fantasiemenschen, fast alle sind Porträts von real existierenden Menschen“, erklärt Heinl, der nach einer Ausbildung zum Orthopädiemechaniker Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg studierte, ab 1991 Meisterschüler bei Professor Wilhelm Uhlig war und seit 1992 als freischaffender Künstler tätig ist. Seine Bronze und Holz kombinierenden Statuen stellen inzwischen eine zum Markenzeichen gewordene Werkgruppe dar. Deren Wirkung erzielen die Figuren aus dem Kontrast der dunklen Bronze-„Haut“ einerseits und der rissigen Oberfläche des eingefärbten Holzes andererseits.

„Mir liegt sehr viel daran, die menschliche Figur in unsere Zeit zu transportieren“, konstatiert der Künstler, der inzwischen ein großes Atelier in Roth unterhält. Schon als Kind hat er sich mit Formen von Körpern auseinandergesetzt und sich an der Form der griechischen Bronzefiguren orientiert.

Der Künstler verwendet für viele Arbeiten die Kettensäge. Durch die sägeraue Struktur bekommen die Figuren ihren ganz besonderen Charme: „Wir leben in einer rauen Zeit“, schmunzelt Heinl und meint damit: „Jede Zeit hat ihre Form, auch wenn dies vielleicht erst nach 50 Jahren erkennbar wird.“ Die Kettensäge sei für ihn Ausdruck einer Zeit, die er als eher gefühllos, funktional-steril und von einem Verlust von gestalterischer Sinnlichkeit gekennzeichnet empfinde. Die mit einer Kettensäge bearbeitete Skulptur erhalte durch das atmende und lebendige Holz immer wieder Risse, verändere sich und spreche damit eine eigene Sprache – genau wie im echten Leben eines jeden Einzelnen.

Doch die Ausstellung zeigt nicht nur Heinls Menschenfiguren, sondern auch eine Serie naturgetreuer kleiner Figuren aus Balsaholz, mit denen er zeigt: „Es geht auch im Kleinen.“ Seine Experimentierlust hat ihn aber, in seiner Trilogie „Höllensturz“, auch noch weiter zu einem neuen Material geführt: Styrodur, einer Art Styropor, aus der Heinl zunächst die Figuren sägt und formt, dann mit einer Kunststoff-Knetmasse überzieht, mit Bronzepulver bestäubt und dann mit Schwefelleber patiniert. Das Besondere daran: Die Figuren wirken optisch wie schwere Bronzefiguren und sind doch federleicht. Weil die Kunstwerke solche Leichtgewichte sind, kann er sie ganz anders präsentieren als seine statischen Skulpturen: oben an der Decke oder an der Wand hängend, wie die drei in die Hölle stürzenden Figuren. „Mit diesem Material kann ich natürlich ganz anders als mit wuchtigem Holz arbeiten“, betont Heinl. Außerdem, so ergänzt der 64-Jährige mit Blick auf das leichte Material schmunzelnd, werde er ja auch nicht jünger.

Neben einigen Holzarbeiten, die, aus Holzresten und mit der Kettensäge gearbeitet und mit warmen Farben versehen, einen „See im Wald“ sowie „Starken Wind“ darstellen, bleibt Heinl in der Ausstellung dem Menschen und seiner Individualität treu: „Andere Künstler mögen Formen und Flächen, ich mag menschliche Körper und ihre Ausdrucksweisen“, resümiert Heinl.

Die Ausstellung „Skulpturen“ von Clemens Heinl ist noch bis zum 18. Juni jeweils Mittwoch von 9 bis 12 Uhr, Donnerstag, Freitag und Samstag von 14 bis 17 Uhr und Sonntag von 14 bis 16 Uhr im Museum Das Jurahaus, Rot-Kreuz-Gasse 17, in Eichstätt zu sehen. Infos unter Telefon (08421)904405 oder www.jurahaus-verein.de.

EK