Von Jan Stephan
Weißenburg – An kulturellem Ehrgeiz mangelt es der Stadt nicht. Weißenburg will mit Macht auf die Landkarte der bedeutenden Sommertheaterorte im Freistaat. Mit einzigartigem Konzept, eigenem Stück, beseeltem Regisseur, prominentem Schauspieler und – nicht unwichtig – Geld.
Vor drei Jahren sorgte man in der Theaterszene mit dem Stück „Der Lebkuchenmann“ für Aufsehen. Überregionale Medien kamen in die Provinz, um nachzusehen, was sich denn da Eigenwilliges im Wald über Weißenburg tut. Dort, wo das Bergwaldtheater in den 1930er-Jahren schon mal deutschlandweite Beachtung als Freilichtbühne gefunden hat.
Drei Jahre und einen Stadtschreiber später kommt nun die Fortsetzung des Lebkuchenmanns. „Der größte Glückskeks“ feiert am Samstag, 23. Juli, im Bergwaldtheater seine Weltpremiere. Es ist der Startschuss für die heiße Phase eines ehrgeizigen Versuchs. Zehn Vorstellungen in 15 Tagen. Knapp 100 Darsteller werden zwischen Felsen, Bäumen und einer Kulissen-Stadt auf der Bühne stehen. Das Motto der von Staatstheater-Regisseur Georg Schmiedleitner angeleiteten Aufführung: „Eine Stadt führt sich auf.“
Das fasst schön den Kern der Versuchsanordnung. Der besteht erstens daraus, dass Theater-Profis mit einem Heer an enthusiastischen Laien zusammenarbeiten. Und zweitens: dass man sich in Weißenburg alle drei Jahre einen Stadtschreiber leistet, der ein Stück ins Bergwaldtheater hineinschreibt, das in der Region spielt. Relevanter, zugänglicher und näher am Publikum kann Theater auf dem Land kaum sein. Die Kunst besteht darin, eine lokale Geschichte zu erzählen, die am Beispiel Weißenburgs eine allgemeine Geschichte erzählt. Diesmal ist es eine Art humoristisches Psychogramm der Kleinstadt geworden. Mit ihren Machtzirkeln in Hinterzimmern, den aufgeregten Bürgern, die zum Rathaussturm blasen, einem Penner mit Lottogewinn und natürlich denChinesen, die allen Ernstes Weißenburg in Asien nachbauen wollen - nur in schöner und besser.
Es ist eine bissige und turbulente Komödie geworden, die Autor Clemens Berger geschrieben hat, und die von Schmiedleitner mit dem gewohnten Willen zum großen Bild zum Leben erweckt wird. Der Star der Aufführung ist Sigi Zimmerschied. Der Passauer Kabarettist und Kinoschauspieler hat sich von der einmaligen Konzeption dieses Bürgertheaters begeistern lassen und eine der Hauptrollen übernommen.
„Ich denke, wir haben es wirklich wieder geschafft, da etwas einzigartiges zu machen. Etwas, das es so nirgends gibt“, sagt Georg Schmiedleitner am Tag nach einer der letzten Durchlaufproben im Theater. Dann überlegt er ein wenig und kommt zu einem klaren Schluss: „Wer sich das nicht anschaut, der ist selber schuld.“ An Selbstvertrauen mangelt des dem ehrgeizigen Theaterteam der Stadt Weißenburg jedenfalls nicht.
EK
Das Stück wird bis zum 7. August zehnmal im Bergwaldtheater aufgeführt. Beginn ist jeweils um 20.15 Uhr. Karten gibt es unter anderem im Kulturamt der Stadt Weißenburg, unter www.bergwaldtheater.de sowie an den bekannten Reservix-Vorverkaufsstellen. Weitere Informationen unter https://glueckskeks.bergwaldtheater.de.
