Eichstätt
Bahnhof Eichstätt: Neue Dächer für 1,5 Millionen Euro

Bahn-Sprecherin: Derzeit keine Förderzusage für Barrierefreiheit

04.10.2022 | Stand 22.09.2023, 5:01 Uhr

Die hölzernen Bahnsteigdächer verschwinden in den kommenden Wochen und werden durch moderne Überdachungen ersetzt. Foto: Lehmeyer

Am Bahnhof Eichstätt beginnen in diesen Tagen größere Bauarbeiten: Die hölzernen Bahnsteigüberdachungen werden abgebrochen und durch solche aus Glas ersetzt. Die Maßnahme kostet nach Angaben der Bahn rund 1,5 Millionen Euro. Auf den Bahnsteigen werden dabei auch windgeschützte Glas-Kuben errichtet.



Eine große Baumaßnahme, aber wieder ohne Überlegungen zur Barrierefreiheit. Das bleibt wohl vorerst auch so, was zu großem Unverständnis nicht nur bei Politikern führt. „Derzeit ist Eichstätt Bahnhof in keinem Förderprogramm des Bundes oder des Freistaates Bayern enthalten“, teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage mit. Dabei sollte der gesamte Freistaat bis 2023 barrierefrei ausgebaut sein. Das hatte der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer im Jahr 2013 als Ziel ausgegeben. Schon vor zwei Jahren räumte die damalige Sozialministerin Caroline Trautner (CSU) ein: „Aber allein bei den barrierefreien Bahnhöfen sind wir noch nicht so weit, wie wir sein sollten.“

Die jetzt notwendigen Arbeiten erfolgen offenbar vor dem Hintergrund der Betriebssicherheit: In den Balken gebe es Risse, die Geländer und Betonsockel korrodierten, zudem gebe es, wie die beauftragte Baufirma auf Anfrage mitteilte, Bedenken mit Blick auf mögliche Schneelasten auf den Dächern. Das Bahnhofsgebäude selbst ist in der Denkmalliste eingetragen, ebenso das Perronvordach mit seinen spätklassizistischen Schleierbrettern. „Eine Abstimmungen mit dem Landesdenkmalamt hat es nicht gegeben“, sagte eine Sprecherin der Bahn, weil man nur die Bahnsteigüberdachungen abbreche, nichts aber an Gebäude verändere.

Politiker weisen mit Nachdruck auf Situation hin

Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (CSU) sagte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass man im Mai erneut ein Gespräch mit den Bahnvertretern hatte. An dem nahm auch Oberbürgermeister Josef Grienberger teil. Dabei habe man auch noch einmal mit Nachdruck auf die Situation hingewiesen.

„Es ist zunächst erfreulich, dass die Bahn nun endlich Maßnahmen am Eichstätter Bahnhof durchführt. Ich hätte mir aber eine größere Maßnahme und eine deutlichere bauliche Verbesserung gewünscht“, betonte Schorer-Dremel. Sie gehe aber davon aus, dass sich die Bahn an ihre Zusage halte: „Am Bahnhof Eichstätt besteht großer Handlungsbedarf, den die zuständigen Verantwortlichen der DB auch eingeräumt haben. Daher erwarte ich, dass neben den als alternativlos angesehen Umbauten auch die Barrierefreiheit zeitnah und mit Nachdruck umgesetzt wird.“

Brandl: Bei Infrastruktur „fehlt es in Eichstätt noch weit“

Eichstätts Oberbürgermeister Josef Grienberger (CSU) verweist, ebenso wie Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl (CSU) auf eine Machbarkeitsstudie der Bahn, bei der Umbaukosten für den Bahnhof von etwa 20 Millionen Euro zu Buche schlagen würden. Im letzten Ausbau-Förderprogramm wurde der Eichstätter Bahnhof nicht aufgenommen: Für die kleinen Bahnhöfe ist Eichstätt Brandl zufolge zu groß (mehr als 1000 Passagiere pro Tage), bei den mittleren fast zu klein. Dafür wurden vor zwei Jahren 350000 Euro aus dem Förderprogramm zur Attraktivitätssteigerung genehmigt.

Grienberger schüttelt den Kopf über die Bauarbeiten: „Als Rollstuhlfahrer ist man hier ja quasi vom öffentlichen Nahverkehr ausgeschlossen.“ Die Bahn stehle sich hier mit dem Verweis auf das Warten auf Förderprogramme von Bund und Freistaat aus der Verantwortung, sagt Grienberger. „Wir haben täglich so viele Ein- und Auspendler, es ist sehr schade.“ Zumal der Bahnhof in der Stadt ja komplett barrierefrei ausgebaut ist. Er werde sich gemeinsam mit dem Behindertenbeirat noch einmal bei den entsprechenden Behindertenbeauftragten von Bahn, Bund und Freistaat melden, um weiter Druck zu machen. Auch Brandl will weiter aktiv sein und schilt die Ampel: Sie habe bisher den Schwerpunkt auf städtische Bereiche gelegt und verweist auf das Neun-Euro-Ticket. „Ich finde aber mindestens genauso wichtig wie ein günstiger Tarif ist die Infrastruktur am Bahnhof“, so Brandl. „Da fehlt es in Eichstätt leider noch weit.“

EK