Ingolstadt
Zahl der Bäume in Ingolstadt gestiegen

Grüner Zuwachs

26.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:44 Uhr

Kühl und schattig: Wie wichtig Bäume vor allem an heißen Tagen für das Stadtklima sind, stellt diese mächtige Platane im Pausenhof der Schule auf der Schanz täglich unter Beweis. Sie ist mit 30 Metern eine der größten im Stadtgebiet und ein Naturdenkmal. Foto: Hammer

Die Bedeutung von Bäumen für das Klima in einer Stadt kann gar nicht überschätzt werden. An Straßen und auf Plätzen bieten sie Schatten und kühlen die Umgebung merklich ab. Außerdem sind sie Lebensraum für viele Arten, produzieren Sauerstoff und verhindern, dass Regenwasser oberirdisch abfließt. „So kann etwa eine einzige ausgewachsene Buche Tag für Tag den Sauerstoff für bis zu 50 Menschen erzeugen – ohne Steckdose und völlig kostenlos noch dazu“, schreibt der Bund Naturschutz auf seiner Homepage. „Zudem verdunsten Laubbäume an heißen Sommertagen bis zu 400 Liter Wasser und entziehen dabei der umgebenden Luft Wärme.“

Der Bund Naturschutz hat zuletzt eine breit angelegte Befragung in den 15 größten Städten Bayerns und den Hauptstädten der sieben Regierungsbezirke gestartet, um Baumfällungen zu erfassen. Gefragt wurde, wie viele Bäume in den vergangenen zehn Jahren gefällt und wie viele gepflanzt worden sind. Das Ergebnis der Erhebung sei „erschreckend“, meldet die Organisation.

„Insgesamt sind mindestens 165000 Bäume der Motorsäge zum Opfer gefallen“, schreibt der Bund. „Zieht man die Nachpflanzungen ab, sind es immer noch mindestens 34560 Bäume (netto)“. Da die Städte teilweise nur „sehr lückenhaftes Zahlenmaterial“ liefern konnten, liegen die tatsächlichen Zahlen deutlich höher, heißt es vom BN. „Abgefragt wurden die Zahlen von 2011 bis 2021. Wenn in den Städten ältere Jahrgänge nicht erfasst wurden, sind die Zahlen auf den Zehn-Jahres-Zeitraum hochgerechnet worden.“ Nach Schätzungen des BN sind in den befragten Städten brutto 250000 bis 300000 und netto 45000 bis 50000 Bäume gefällt worden.

Ingolstadt schneidet in dieser Liste gut ab. Der BN beziffert den Zuwachs an Bäumen in der Stadt im untersuchten Zeitraum mit 3790 Bäume netto. Keine andere der aufgelisteten Städte erreicht einen so hohen Wert. Auf Nachfrage des DONAUKURIER teilt die Stadt mit: „Eine Statistik aller gefällten Bäume in den vergangenen zehn Jahren liegt der Stadtverwaltung nicht vor. Seit 2020 wird für den öffentlichen Bestand ein Baumkataster aufgebaut, das bisher noch nicht abgeschlossen ist.“ Seither seien 234 Bäume auf öffentlichem Grund gefällt worden. 685 Bäume wurden in diesem Zeitraum vom Gartenamt gepflanzt. Die Stadt weist darauf hin, dass es keine Statistik über Baumfällungen und -pflanzungen auf privatem Grund gebe. „Im Rahmen des seit 2019 laufenden Eine-Million-Bäume-Projekts hat das Forstamt bisher 33860 Bäume und Sträucher gepflanzt, auf einer Gesamtfläche von rund 10,5 Hektar.“ Dabei seien insgesamt 20 Grundstücke aufgeforstet worden.

Dass in Zeiten des Klimawandels „so viele zum Teil sehr alte und große Bäume weichen müssen ist dramatisch“, wird BN-Vorsitzender Richard Mergner in der Mitteilung zitiert. „Nachpflanzungen können den Verlust eines alten Baumes nur schwer kompensieren. Eine Linde wächst beispielsweise 25 bis maximal 50 Zentimeter im Jahr. Es dauert also durchschnittlich rund 25 Jahre bis eine neu gepflanzte Linde eine mittlere Größe von zehn Meter erreicht. In der Stadt wachsen die Bäume meist sogar nur wenige Zentimeter im Jahr, weil sie vom Wurzelwerk her keinen Platz haben, sich zu entfalten.“

DK