Ingolstadt
90 Audi-Azubis simulieren eine UN-Klimakonferenz

„So tun, als würden wir die Welt lenken“

26.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:44 Uhr

Die Auszubildenden werden in sechs Delegationen aufgeteilt, um miteinander zu verhandeln: EU, USA, andere Industrieländer sowie China, Indien und andere Entwicklungsländer. Fotos: Krammer

Bei einer UN-Klimakonferenz-Simulation durften 90 Audi-Azubis in die Rollen der Delegationen der Welt schlüpfen. Wie in der Realität brauchen die Teilnehmenden als Vertreter ihrer Länder viel Verhandlungsgeschick. Ihr Ziel: die Erderwärmung bis 2100 auf möglichst unter 2 Grad begrenzen. Die Simulation wurde von dem Verein für Jugend- und Erwachsenenbildung Multivision aus Hamburg durchgeführt und von der Audi-Stiftung für Umwelt gefördert.

Nach einer kurzen Einführung, bei der die wichtigsten Themen wie Treibhauseffekt, die Rolle von Kraftwerken und Industrie und die Auswirkungen des Klimawandels auf die ganze Welt besprochen werden, geht es auch schon los. Die Auszubildenden werden in sechs Delegationen aufgeteilt, um miteinander zu verhandeln: EU, USA, andere Industrieländer sowie China, Indien und andere Entwicklungsländer. Der Spielleiter von Multivision Max Menkenhagen schlüpft selbst in die Rolle des UN-Generalsekretärs und moderiert die simulierte Klimakonferenz.

Innerhalb der ersten 20 Minuten sollen die einzelnen Gruppen ein eigenes Emissionsziel für fossile Brennstoffe festlegen, eine Entscheidung für eine Politik im Bereich der Entwaldung und des Landverbrauchs treffen und einen Klimafonds einrichten. Die Daten werden dann vom gewählten Sprecher jeder Delegation in einer kurzen Ansprache vorgestellt und in ein Algorithmus-basiertes Tool zur Prognose klimatischer Entwicklungen eingespeist.

In der ersten Verhandlungsrunde schaffen die Azubis, den Anstieg bis 2100 auf 3,1 Prozent einzudämmen. Das reicht aber lange nicht. Der Generalsekretär spornt an, indem er die Folgen eines solchen Temperaturanstiegs erklärt: „Der Meeresspiegel steigt um mehr als einen halben Meter an, große Gebiete in Küstennähe werden überflutet. Etwa eine Milliarde Menschen werden direkt davon betroffen sein, auch die Bewohner in Hamburg.“

Motiviert starten die Azubis in die zweite Verhandlungsrunde. Nach etwa 30 Minuten werden die neuen Zahlen präsentiert, die sich so zusammensetzen: das Jahr, in dem der Emissionsanstieg des Landes nicht mehr ansteigt, und das Jahr, in dem die Emissionen erstmals verringert werden, sowie die Prozentzahl, um wie viel jährlich verringert werden wird. Außerdem zwei Prozentzahlen zur Politik im Bereich der Entwaldung und des Landverbrauchs. Am Ende der zweiten Runde spuckt das Computerprogramm den Wert von plus 2,4 Prozent aus. Schon etwas näher am 2-Grad-Ziel, doch immer noch nicht erreicht. Auch hier stellt der Spielleiter von Multivision die Folgen dar: „Der Anstieg des Meeresspiegels kann bis Ende des Jahrhunderts voraussichtlich unter einem halben Meter gehalten werden, sicher ist das jedoch nicht. Insgesamt 250 Millionen Bewohner in Küstenregionen wären davon betroffen – hinzu kämen zunehmende Wetterextreme weltweit.“ Neuere Forschungen deuten zudem auf eine beginnende Destabilisierung von Teilen der Westarktis hin.

Ein letztes Mal beginnen die Verhandlungen, Deals werden geschlossen und manche Zahlen und Daten angepasst. Alles natürlich im Hinblick der Möglichkeiten des jeweiligen Landes. Doch am Ende reicht es nur für 2,3 Prozent. Nichtsdestotrotz haben die jungen Erwachsenen viel bei der Simulation gelernt und ein Bewusstsein für die katastrophalen Folgen des Klimawandels entwickelt beziehungsweise weiterentwickelt.

„Die Azubis haben wirklich toll mitgearbeitet. Man hat gemerkt, wie wichtig ihnen das Thema ist – auch emotional“, resümiert der Spielleiter.

Die Simulation wurde auch im Katharinen-Gymnasium mit knapp 130 Schülerinnen und Schülern der zehnten Jahrgangsstufe sowie in der Wirtschaftsschule Ingolstadt durchgeführt. Alles unter dem Motto: „Wie kann die Welt von morgen besser sein als die Welt von heute.“

DK