Einkaufszentrum in zweiter Reihe

13.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:31 Uhr

Investor Marc Hartmann (l.) und Architekt Christian Weigl bei der Präsentation der Pläne im Stadtentwicklungsausschuss. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Vertreter aller Parteien haben in der gestrigen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses die Planungen zur Bebauung des Ingobräu-Geländes kritisiert. Sie fordern mehr Wohnungen und weniger Verkaufsfläche.

"Einkaufen, wohnen und arbeiten": Das soll nach den Vorstellungen des Münchner Investors Marc Hartmann künftig auf dem ehemaligen Ingobräu-Gelände im Norden der Altstadt möglich sein. Im Grunde wollen das auch die Stadträte – allerdings in etwas anderer Gewichtung. Nachdem Andreas Menardi von der Münchner Firma IPH Immobilien und Projektentwicklung allgemeines Datenmaterial über Umsätze, Flächen und Branchenmix in Ingolstadt geliefert hatte, stellte der Ingolstädter Architekt Christian Weigl die Detailplanung für das ehemalige Ingobräu-Gelände vor.

Wie Weigl betonte, sollen die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude erhalten bleiben. Dazu zählen der Hahnenhof an der Harderstraße sowie das so genannte Apian-Haus an der Ecke Harderstraße/Adolf-Kolping-Straße, wo früher der Sitz der Ingobräu-Verwaltung war. "Das ist ein von den Planungen getrenntes Objekt", sagte Weigl. Erhalten bleiben soll auch das alte Sudhaus.

Im ruhigeren Teil des rund 10.000 Quadratmeter großen Areals, an der Adolf-Kolping-Straße, will der Investor Wohnungen bauen. Studentenbuden, seniorengerechte Wohnungen oder auch Lofts könnten dort entstehen – insgesamt 6000 Quadratmeter Wohnfläche auf vier Etagen und eine eigene Tiefgarage für die Bewohner. "Im Erdgeschoss ist eine gastronomische Nutzung vorgesehen, eventuell sogar eine Schaubrauerei", sagte Weigl.

Ein "Einkaufszentrum in zweiter Reihe" soll an der Harderstraße entstehen. Zweite Reihe deshalb, weil das denkmalgeschützte Anwesen Harderstraße 24 davor stehen bleibt. Auf vier Geschossen sind rund 14.000 Quadratmeter Nettoverkaufsfläche geplant, plus 280 Stellplätzen in einer Tiefgarage. Das Sortiment soll Lebensmittel, Textilien und anderes umfassen. Während der Hauptzugang von der Harderstraße in eine Art überdachten Glashof führt, erfolgt die Erschließung über den Unteren Graben.

In insgesamt sechs Varianten hat Weigl die Möglichkeiten des Zusammenspiels von denkmalgeschütztem Altbau und neuem Einkaufszentrum skizziert. Eine davon sieht eine Art Dach über dem Hahnenhof an der Harderstraße vor. "Das könnte man nachts auch in Szene setzen", schlug Weigl dem Ausschuss vor.

Der war allerdings von den Planungen nicht sonderlich angetan. "Da muss noch viel gearbeitet werden", erklärte CSU-Stadtrat Hans Achhammer. Er empfinde es persönlich als "städteplanerisch äußerst ungünstig", dort einen solch massigen Baukörper hinzustellen. Als "höchst problematisch" bezeichnete er die Erschließung über den Unteren Graben. "Das Wohnen sollte dort Priorität haben", forderte Achhammer.

Von einem "Koloss" sprach Johann Stachel von den Freien Wählern. Gerade im Hinblick auf die gegenüberliegende Bebauung der Harderstraße plädierte Stachel für eine Auflockerung der Bebauung.

Mehr Wohnbebauung forderte auch Manfred Schuhmann. Der Sozialdemokrat bezeichnete unter Hinweis auf die geplante Westpark-Erweiterung die Verkaufsfläche am Ingobräu-Gelände als "überzogen" und konstatierte "Defizite bei der Erschließung". "Wir sollten mit einem Plangutachten näher an die Realität herantreten", forderte Schuhmann. Und auch in Sachen Ästhetik sei "hoffentlich noch nicht das letzte Wort gesprochen".

14.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sind auch Stadtrat Franz Hofmaier (ÖDP) zu viel. Wie Angelika Wegener-Hüssen möchte er dort mehr Wohnungen. Die grüne Stadträtin kritisierte darüber hinaus die "für die Altstadt unangemessene Struktur".

"8000 bis 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sind stadtverträglich", sagte Siegfried Dengler, Leiter des Stadtplanungsamtes. Er wies darauf hin, dass es ansonsten keine größere Fläche in der Altstadt mehr gebe. Daher biete das Ingobräu-Gelände eine ganz besondere Chance.

Diplomatisch, aber mit nicht zu überhörender Skepsis äußerte sich der OB über die Attraktivität der Harderstraße. "14.000 Quadratmeter sind zwei Drittel der Fläche des Westparks", sagte Alfred Lehmann. Zwar wollten durchaus interessante Händler nach Ingolstadt, aber nur in 1a-Lagen. Außerdem sei ihm das Thema Verkehr zu kurz gekommen. Und so schlecht sei die Versorgung mit Lebensmitteln in der Altstadt auch nicht.

Lehmann dankte dem Investor dafür, die Pläne vorgestellt zu haben. In einem nächsten Schritt werden sich die Fraktionen damit befassen.