Ingolstadt
Mit Mundschutz und Stehvermögen

Erster Verkaufstag nach dem Shut-Down im Shopping-Center - Bummel durchs Village und den Westpark

11.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:22 Uhr
Desinfektionsspender stehen im Village nicht nur am Eingang, sondern auch in den Geschäften. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Parkplätze sind an diesem Tag keine Mangelware.

 

Sowohl im Westpark, wo das Parkdeck Ost noch gar nicht geöffnet ist, als auch im Ingolstadt Village muss man, um einen Stellplatz zu bekommen, nicht lange suchen. Es ist der erste Einkaufstag während der Corona-Krise, an dem in Bayern auch die Shoppingcenter und Läden mit über 800 Quadratmetern Verkaufsfläche komplett geöffnet haben. Die jeweiligen Centermanager sind mit diesem ersten Verkaufstag nach dem Shut-Down, was die Kundenfrequenz anbelangt, zufrieden. Für sie ist es ein erster Schritt zurück in die Normalität. Bereits seit zwei Wochen ist das Einkaufen in Läden bis zu 800 Quadratmetern Verkaufsfläche erlaubt, nach einem Gerichtsurteil zogen große Geschäfte nach und boten einen Teil ihrer Ware an. Was für alle Geschäfte gleichermaßen gilt: Das Einkaufserlebnis ist in diesen Corona-Zeiten ein anderes als sonst. Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen.

Die asiatisch aussehende Dame am Eingang des Village weist Neuankömmlingen mit einem freundlichen Lächeln den Weg. "Bitte nach links", soll es heißen. Denn da steht die kleine, weiße Wärmebildkamera, die die Temperatur der Kunden am Eingang misst. Wer diese erste Hürde genommen hat, wird in jedem Shop mit Desinfektionsmitteln und Corona-Regeln konfrontiert. Man braucht Stehvermögen. Denn vor besonders angesagten Läden bilden sich schnell Schlangen. Das war auch vor Corona so, wenn die Maximalzahl an Kunden erreicht war. Jetzt geht das ungleich schneller. An die 30 Leute - zumeist in Zweiergruppen - stehen vor dem "Nike"-Shop an. In gebotenem Abstand und alle mit Mundschutz. "Spaß macht das nicht", sagen Franz und Petra Mayr, die mit ihren Kindern Anna, Boris und Luis in der Schlange stehen. Momentan gehe es darum, Notwendiges zu besorgen. Einfach so shoppen gehen ist nicht ihr Ding.

Auch vor "Rituals" bildet sich schnell eine Schlange. Nur fünf Kunden dürfen jeweils rein. Zwei Männer haben vor dem Shop das Fenstersims als notdürftige Sitzgelegenheit erkoren, während ihre Frauen einkaufen. Gut zehn Minuten Wartezeit muss man bei "Tommy Hilfiger" einplanen. Vor allem junge Leute stehen hier an. Die nächste Schlange erwartet uns bei "Polo Ralph Lauren". Das Innere des Ladens erreicht, erfährt man, dass keine Umkleidekabinen zur Verfügung stehen, man die gekaufte Kleidung aber länger als sonst umtauschen dürfe. Na bravo.

 

Jetzt den mittlerweile an den Ohren drückenden Mundschutz abnehmen und gemütlich einen Cappuccino schlürfen? Wäre schön, aber das Café hat noch zu. Kaffee to go? Angesichts des gerade einsetzenden Regens lieber nicht. Wenigstens etwas Süßes? Die Schlange vor "Lindt" ist uns dann doch zu lang. "Samsonite" hat übrigens noch geschlossen. Wer denkt angesichts der Corona-Krise auch an Urlaub.

Im Westpark gibt es Koffer - stark reduziert. Auch bei "Tomaris" gibt es zur Wiederöffnung Prozente. "Ich hab heute Morgen schon zwei Paar Schuhe verkauft", sagt Verkäuferin Andriana Masalowitsch. Kurz nach 9 Uhr sei der erste Kunde dagewesen. Alle seien, was die Abstands- und Desinfektionsregeln anbelangt, "sehr vernünftig", heißt es bei Marco Polo. Diese Erfahrungen haben auch die Mitarbeiter der anderen Shops gemacht.

Einkaufsbummel mit Mund-Nasen-Schutz? "Schwierig", sagt Oliver Karl, Storemanager bei Sport 2000. Dennoch ist er froh, dass überhaupt wieder geöffnet ist. Eine Mitarbeiterin eines kleinen Shops hat sich per Mail an den DK gewandt, kritisiert die Kernöffnungszeit bis 20 Uhr, an denen der Westpark im Gegensatz zu anderen Einkaufscentern in Bayern auch jetzt festhalte. Der Centermanager zeige "kein Verständnis für die aktuelle Situation und droht mit Geldstrafen, wenn die Geschäfte nicht zu den ursprünglichen Öffnungszeiten wieder öffnen", schreibt sie. Momentan machten auch im Westpark einige Shops ein bis zwei Stunden früher zu, so Centermanager Frank Hausschmid. Mit diesen Geschäften müsse er aber "zwingend Gespräche führen". Denn die einheitlichen Öffnungszeiten seien für den Westpark "extrem wichtig".

In Aschaffenburg sieht man das lockerer. Wie der Manager der dortigen City-Galerie, Ragner Cornelius, auf Anfrage sagt, habe man die Öffnungszeiten "temporär verkürzt" Man wolle den Mietern, die Schwierigkeiten bei der Personalplanung haben, entgegenkommen.

DK