Schrobenhausen
Ein Schritt nach vorne - aber auch ein sinnvoller?

Gemeinsames Training zumindest eingeschränkt wieder möglich: Vereine aus dem Altlandkreis Schrobenhausen äußern sich dazu

11.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:59 Uhr
Platzpflege nach Schrobenhausener Art: Bald wird auf den Fußballfeldern im Altlandkreis wieder mehr Betrieb herrschen. −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Na also, seit dem gestrigen Montag ist den bayerischen Fußballvereinen wieder das gemeinsame Trainieren auf dem Platz erlaubt.

 

Aber die Auflagen sind zum Teil happig, Zweikämpfe etwa sind aktuell ebenso wenig zulässig wie Einwürfe oder Kopfbälle. Zudem ist immer ein Mindestabstand von eineinhalb Metern einzuhalten, und die Einheiten dürfen nur von kleinen Gruppen absolviert werden.

"Wir wissen, dass es bis zur Rückkehr zur Normalität noch ein weiter Weg ist", so BFV-Präsident Rainer Koch: "Wir sind im Kampf gegen das Virus noch lange nicht am Ende. Vorsicht und Fürsorge sind weiterhin oberstes Gebot. " Umso mehr stellt sich die Frage: Macht es bei all den Einschränkungen überhaupt schon Sinn, wieder auf den Rasen zurückzukehren? Wir hörten uns deshalb bei allen 14 Fußballklubs aus dem Altlandkreis Schrobenhausen genau um.

Michael Hörmann (Abteilungsleiter beim TSV Hohenwart): "Ich bin froh, dass die Einschränkungen für uns ein Stück weit aufgehoben worden sind. Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Wir beim TSV haben uns nun trotzdem dazu entschieden, bis Pfingsten noch nichts in Sachen Training zu machen, dann sehen wir weiter. Ich glaube, wir sind gut beraten, uns bis dahin erst die Entwicklungen anzusehen und keinen Schnellschuss zu machen. Die Gesundheit geht auf jeden Fall vor, die Sache mit dem Coronavirus ist noch längst nicht vom Tisch.

Ein Training unter den aktuellen Auflagen durchzuführen, ist nichtsdestotrotz gut möglich, da bin ich mir ganz sicher. Erst recht bei uns, denn wir haben mit Markus Kurzhals und Tobias Distl zwei sehr kreative Coaches, die definitiv Lösungen finden würden, um alles nach den Regeln umzusetzen.

Auch ganz grundsätzlich sind wir gut aufgestellt. So haben wir bereits einen Vorbereitungsplan inklusive Testpartien für den Fall in der Schublade, dass es am 1. September tatsächlich wieder mit der Punktrunde losgeht. Ich persönlich befürchte allerdings, dass sich alles weiter nach hinten verschiebt - vielleicht sogar bis ins Kalenderjahr 2021. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass man bereits im September wieder ungeschützt beziehungsweise ungetestet Kontaktsport betreiben kann. "

Heiko Krupa (Abteilungsleiter beim SC Mühlried): "Zumindest in kleineren Gruppen wieder kicken zu dürfen, das ist auf jeden Fall schon mal ein kleiner Schritt Richtung Normalität. Wir werden das Thema in nächster Zeit besprechen - und dann wird man sehen, ob und wie auch wir in Mühlried wieder trainieren. Aber ganz allgemein hoffe ich natürlich sehr, dass bald wieder unter normalen Umständen auf den Sportplätzen Fußball gespielt werden kann. "

Roland Stegmayr (Abteilungsleiter bei der DJK Langenmosen): "Fußball ist ein Sport, der ohne Körperkontakt, sprich Zweikämpfen, nicht ausgeübt werden kann. Somit ist ein wettkampforientiertes Training unter den gegebenen Umständen nicht möglich. Nichtsdestotrotz ist es ein erster kleiner Schritt - obwohl dieser nur in mehreren Kleingruppen bis maximal fünf Personen erfolgen kann. Hierdurch ist immerhin wieder die Chance gegeben, mit den Jungs gemeinsam Teamsport auf unserem gewohnten Terrain sowie mit Ball zu betreiben. Alleine auf der Straße oder im Wald Kilometer zu ,fressen', das ist wohl nur für die wenig-sten Fußballer befriedigend. Jetzt ist halt die Kreativität der Übungsleiter gefragt, denn viele Komponenten des Fußballs fallen aufgrund der Beschränkungen weg - und das Training wird etwas andere Schwerpunkte erfordern. Ich hoffe nur, dass sich das Sprichwort ,Nichts ist so beständig wie eine Übergangslösung' in diesem Falle nicht bewahrheiten wird.
Wir bei der DJK werden im Rahmen der gesetzten Auflagen wieder langsam den Trainingsbetrieb aufnehmen. Diese Einheiten werden aber keinen Vorbereitungscharakter mit dem Ziel Punktspielstart haben, da dieser noch in weiter Ferne liegt. Vielmehr soll hier das wieder regelmäßige Zusammenkommen der Spieler und der Spaß im Vordergrund stehen - natürlich mit dem notwendigen Abstand.
Wie es ganz allgemein mit dem Fußball bei uns weitergeht, diese Frage ist wohl nur schwer zu beantworten und hängt massiv von der Entwicklung der Cornonapandemie ab. Ich hoffe natürlich, dass wir in diesem Kalenderjahr überhaupt noch wieder Fußballspiele im Amateurbereich austragen können - doch vollends überzeugt bin ich davon nicht. "

 

Herbert Krobath (Abteilungsleiter des FC Gerolsbach): "Wir wissen jetzt seit dem Samstag, dass wir die Möglichkeit eines stark eingeschränkten Trainings hätten. Grundsätzlich brauchen wir dazu aber auch die Zustimmung der Gemeinde. Dazu gäbe es im Vorfeld noch einiges im Verein mit den einzelnen Abteilungen abzustimmen wegen der Platzbelegung und so weiter. Auch hinsichtlich eines Coronabeauftragten bei uns für alle könnte es sehr schwierig werden, denn er sollte ja immer auf dem Gelände anwesend sein. Zudem sehe ich Probleme in der Umsetzung der zahlreichen Hygienevorschriften.

Über den Sinn des nun möglichen Trainings machte ich mir noch keine Gedanken - denn die Kreisligasaison soll ja erst Anfang September fortgesetzt werden, und da reicht es, wenn wir erst fünf bis sechs Wochen vorher in das ernsthafte Training hierfür einsteigen. Bis dahin haben wir noch genügend Zeit, um ein vernünftiges Programm zusammenzustellen. Ich persönlich stelle jedoch den Anfang September als Startdatum stark infrage, obwohl ich ansonsten immer ein großer Optimist bin. "

Stefan Oettl (Abteilungsleiter beim BC Aresing): "Wir vom BCA sehen keinen großen Sinn darin, bereits jetzt mit dem Trainingsbetrieb zu starten, da es mit den Punktspielen ja nicht vor dem 1. September losgehen wird. Rund dreieinhalb Monate Vorbereitung wären schon ein bisschen übertrieben ist für den Amateurbereich. Ebenso sind die Hygienevorschriften unseres Erachtens sehr schwer einzuhalten. Wie es grundsätzlich mit dem Fußball bei uns in den unteren Spielklassen weitergeht, ist eine gute Frage, die uns aktuell niemand beantworten kann. Aber wie sagte einst Franz Beckenbauer: "Schau mer mal, dann seh'n wir schon. "

Simon Eisenberger (Abteilungsleiter des BSV Berg im Gau): "Wir werden sicher nicht schon in dieser oder der nächsten Woche mit dem Trainieren beginnen. Wir schauen uns lieber erst mal an, wie das alles überhaupt umzusetzen ist - einmal ganz davon abgesehen, dass das Trainieren bei all den vorgeschriebenen Einschränkungen sowieso nicht viel bringen dürfte. Andererseits wären unsere Jungs froh, wenn sie den Ball nach dem monotonen Laufen in den vergangenen Wochen jetzt überhaupt wieder ein bisschen hin- und her kicken dürften. In Zeitdruck sind wir so oder so nicht, schließlich geht's vor dem 1. September nicht mit den Punktspielen los.

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Corona-Ansteckungszahlen nicht mehr steigen, denn ansonsten würde sich in Sachen Sport t doch wieder alles nach hinten verschiebt. Es wäre schön, wenn sich im Laufe der Zeit wieder alles schön einpendeln würde. "

Marcel Walbaum (Abteilungsleiter beim SV Steingriff): "Seit am Samstag online über die offizielle Seite des BFV veröffentlicht wurde, dass ein Training unter Auflagen wieder möglich ist, stand das Telefon bei mir nicht mehr still. Wir haben seitdem mit Trainern, Jugendabteilung sowie Vorstand zahlreiche Gespräche geführt - und wir waren uns alle einig, dass ein Trainingsbetrieb unter den aktuellen Vorgaben und den geltenden Einschränkungen für uns keinen Sinn macht. Daher ist unser Sportgelände weiterhin für den Trainings- und Spielbetrieb geschlossen.
Natürlich wollen wir alle unsere Mannschaften gerne wieder kicken sehen, aber das ist so einfach nicht möglich. Auch wir möchten, so schnell es geht, den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen. Trotzdem bitten wir alle Spieler und Eltern, noch ein wenig Geduld zu haben.
Ich gehe davon aus, dass sich im Laufe der Zeit vieles wieder einspielen wird -andererseits wird diese Corona-Krise auch bei uns im Fußball Spuren hinterlassen. Ich wünsche jedenfalls allen Vereinen, dass sie gut durchkommen und nicht viel drunter leiden müssen. "

Helmut Wollesack (Abeilungsleiter bei TSV Weilach): "Im empfinde das als Riesenquatsch. Gruppen mit maximal fünf Mann, keine Kopfbälle, keine Einwürfe - wie bitte schön soll das funktionieren? Unsere Trainer müssten sich da ja drei Wochen Urlaub nehmen, um überhaupt durchzukommen. Daher glaube ich nicht, dass wir in Weilach das machen werden - obwohl ich mit meinen beiden Coaches noch nicht darüber gesprochen habe. Mit der Punktrunde soll es ja erst am 1. September weitergehen. Wer mag denn ernsthaft so lange ohne Wettkampf trainieren? Außerdem glaube ich noch gar nicht so recht, dass es mit dem September als Anfangstermin wirklich etwas wird. "

 

Richard Fischer (Abteilungsleiter des SV Hörzhausen): "Zunächst muss die jeweilige Kommune den Platz wieder freigeben, das liegt nicht in unserer Hand. Was in unserer Hand liegt, ist die Umsetzung des Leitfadens vom BFV zur Wiederaufnahme des eingeschränkten Trainingsbetriebes. Unser Coach wird sich zudem akribisch mit der Situation auseinandersetzen und nach den Vorgaben einen Trainingsplan erarbeiten. Schon zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Training zu beginnen, das macht allerdings keinen Sinn, da wir noch zu weit weg sind vom angedachten Beginn der restlichen Punktspiele. Wir werden erst drei bis vier Wochen vor dem Start mit der der ernsthaften Vorbereitung darauf beginnen. Wenn sich aber unsere Jungs bereits jetzt in Kleingruppen bewegen wollen, wenn sie schon jetzt wieder ,das Runde ins Eckige' schießen möchten, werden wir alles in die Wege leiten, um ihnen dies zu ermöglichen.
Zum Schluss noch meine Meinung zur allgemeinen Situation: Der momentane Entzug unseres Lieblingshobbys bringt uns hoffentlich wieder auf den Boden der Tatsachen. Werte wie Kameradschaft, Freundschaft, einfach miteinander oder gegeneinander sportlich fair kicken, eine spontane Kabinenparty oder ein großes Jubiläumsfest miteinander feiern - das ist das, was den Amateurfußball so geil macht. Und ich freue mich voll darauf, wenn's damit wieder losgeht. "

Yavuz Halici (Abteilungsleiter des FC Türkenelf Schrobenhausen): "Aus unserer Sicht macht es keinen Sinn, mit all den Auflagen bereits jetzt zu trainieren. Wir alle gehen eh' selbstständig laufen. Fußball mit neuen Regeln braucht niemand, deswegen gehen wir vorerst nicht auf dem Platz.
Wir werden erst dann wieder mit dem Fußballtraining an sich beginnen, wenn wir wissen, wann genau die restliche Rückrunde losgeht. Drei bis vier Wochen davor wieder auf den Platz zu gehen, das sollte reichen - wobei ich es ganz allgemein für wenig sinnvoll halte, dass die Saison 2019/20 überhaupt fortgesetzt werden soll. "

Severin Kugler (Abteilungsleiter beim SV Waidhofen): "Wir treffen uns zeitnah mit unserem Vorstand und werden besprechen, wie wir weitermachen und inwieweit ein Training unter den Auflagen für uns möglich ist. Ich persönlich hoffe, dass wir bald mit dem Training starten können. Für uns Fußballer ist es nämlich schon wichtig, wieder gemeinsam auf dem Platz zu stehen und wieder einen Ball am Fuß zu haben. Ich glaube auch, dass die Auflagen für uns in Waidhofen umzusetzen sind.
Und dann wäre es toll, wenn wir ab dem September wieder ,normal' spielen könnten - wobei das natürlich davon abhängt, wie sich die Situation weiter entwickelt. Von den Geisterspielen im Profifußball halte ich dagegen persönlich nichts. Zum Fußball gehören Zuschauer und Fans. "

Michael Hermann (Abteilungsleiter bei der DJK Brunnen): "In Sachen Training werden wir schon ab diesem Dienstag einen ersten Versuch starten, insgesamt werden sogar vier Tage pro Woche von unserem Trainer angeboten. Zwar ist das alles auf freiwilliger Basis - aber es haben sich schon jetzt zehn Spieler hierfür angemeldet, die wir nun eben auf die verschiedenen Tage verteilen werden. Genau so halt, wie es vorgeschrieben ist.

Meiner Meinung nach macht ein Training übrigens immer einen Sinn. Bei dem Versuch jetzt steht eben der Spaß am Fußball im Vordergrund - auch wenn kein gewöhnliches Trainingsspiel wie bislang möglich ist. Dinge wie Torschüsse und so weiter sollten jedem leidenschaftlichen Kicker trotzdem gefallen. Und was ebenfalls wichtig ist: Man kommt wieder mit seinen Kumpels zusammen - selbst, wenn es nur Kleingruppen sind.
Wie es allgemein weitergeht, kann ich schwer einschätzen, weil keiner weiß, wie es mit Corona weitergeht. Ich würde mir nur wünschen, dass der Fußball als Hobby wieder mehr in den Vordergrund rückt - und nicht als Geschäft. Es ist keine Pflicht, in jeder Mannschaft bezahlte Spieler zu haben und somit ein finanzielles Risiko einzugehen. Wir wirtschaften in Brunnen schließlich auch mit Maß und Ziel. Zwar spielen wir deshalb ,nur' in der A-Klasse - aber für unseren Dorfverein, der rein aus Eigengewächsen besteht, ist das absolut Ordnung. "

Stephan Rausch (Sportlicher Leiter beim FC Schrobenhausen): "Unsere Spieler sind heiß darauf, also werden wir natürlich versuchen, trotz aller Einschränkungen bald wieder starten zu können. Ein Training macht meiner Meinung nach immer Sinn - selbst wenn man dabei beispielsweise nur Torschüsse oder Pässe übt.

Andererseits müssen wir zunächst noch schauen, wie sich die Situation rund um unser Sportgelände an der Georg-Leinfelder-Straße entwickelt, wann wir dort überhaupt auf den Platz dürfen. Auf jeden Fall werden wir unsere Spieler genauestens auf die Hygienevorschriften und alle Gefahren hinweisen. Es soll sich definitiv niemand bei uns mit dem Coronavirus anstecken, dieser Punkt genießt ohne Wenn und Aber absolute Priorität.

Einmal ganz davon abgesehen sind immer noch dreieinhalb Monate zu überbrücken, biss wir wieder um Punkte kicken dürfen - und ob es im September wirklich losgeht, ist ja auch noch fraglich. Außerdem: Wie sieht es mit Testpartien davor aus? Das alles liegt nicht in unserer Hand, sondern in der des BFV sowie der Politik. Wir als Verein können nur abwarten und versuchen, möglichst flexibel zu sein. "

Sven Rechenauer (Spielertrainer der DJK Sandizell): "Ich finde es gut, dass wir wieder auf den Platz dürfen. Es wird zwar schwer werden, in so kleinen Gruppen ein vernünftiges Training zu machen - aber Sinn macht es dennoch, weil man endlich wieder den Ball an den Fuß bekommt. Pass-, Technik- und Torschussübungen können wir ja machen. Da wir aktuell noch mit unseren beiden Teams (Damen und Herren) mitten in einer Laufchallenge stecken, warten wir in dieser Woche trotzdem noch ab und setzen uns erst Ende der Woche zusammen, um ein Konzept auszuarbeiten, wie es anschließend konkret mit Training auf dem Platz weitergeht.
Ich hoffe, dass dann irgendwann wieder Normalität einkehrt und wir gewohnt Fußball spielen dürfen. Einen Dauerzustand ohne Fußball kann sich wohl niemand vorstellen - ebenso wenig wie ein dauerhaftes Training in kleinen Gruppen sowie mit Sicherheitsabstand. "

SZ

Roland Kaufmann