Ingolstadt
Von São Paulo an die Donau

Elf Pflegekräfte aus Brasilien arbeiten jetzt am Ingolstädter Klinikum – bis es soweit war, gab es Hürden zu überwinden

05.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:17 Uhr

Vor dem Abflug in São Paulo stellten sich einige der brasilianischen Pflegekräfte zum Gruppenfoto. Foto: Privat

Sie kommen aus São Paulo, sind nach Angaben ihres neuen Arbeitgebers erfahrene Pflegekräfte mit zum Teil akademischer Ausbildung und arbeiten jetzt als Pflegekräfte im Ingolstädter Klinikum. Am Dienstag ist die Gruppe von elf Pflegekräften aus Brasilien nach einem Zwischenstopp in Frankfurt in Ingolstadt eingetroffen.

Nach 10000 Kilometern Reise „ein bisschen müde“, wie Klinikums-Sprecher Hartmut Kistenfeger in einer Mitteilung des Krankenhauses schreibt. Dennoch seien ihre Blicke sehr aufmerksam der Krankenhaus-Leitung gefolgt.

Nicolai Kranz, Geschäftsführer Personal und Organisation, der Geschäftsführer Medizin und Ärztliche Direktor, Andreas Tiete, Pflegedirektor Rainer Knöferl und Personalleiterin Karin Burtscher haben die neuen Pflegekräfte begrüßt. Ab sofort verstärken sie die Teams auf den Normalstationen, in der Notfallklinik sowie im Intensivbereich. Ihre jeweiligen Vorerfahrungen aus dem Heimatland werden bei der Verteilung berücksichtigt, sagte Kistenfeger auf Nachfrage unserer Zeitung. „Am Ingolstädter Klinikum arbeiten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vieler Kulturen erfolgreich zusammen, darunter bereits einige Ärzte und Pflegekräfte aus Brasilien. Sie haben also auch hier Ansprechpartner aus ihrer Heimat. Am Wichtigsten ist, dass sie jetzt ihre neuen Sprachkenntnisse einsetzen. Sie können schon gut deutsch, viel besser als ich portugiesisch“, scherzte Knöferl.

Ein Jahr lang Deutsch gelernt

Tatsächlich haben die brasilianischen Pflegekräfte ein Jahr lang an einem Sprachinstitut in São Paulo in Vollzeit Deutsch gelernt. Alle haben in den Abschlussprüfungen erfolgreich das Sprachniveau B2 in Deutsch absolviert. Das bedeutet im europäischen Referenzrahmen, dass man im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen führen kann. Man kann sich spontan und fließend verständigen, so dass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengung auf beiden Seiten gut möglich ist. „Damit sind sie für den Einstieg auf den Stationen gut gerüstet“, erklärt der Klinikums-Sprecher. „Wir sind positiv vom Engagement der Gruppe und ihren sprachlichen Fortschritten überrascht.“

Die Zahl der Pflegekräfte am Klinikum ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Derzeit sind es laut Personal-Geschäftsführer Kranz rund 1250. „Wir bilden gemeinsam mit dem Berufsbildungszentrum Gesundheit in großer Zahl Pflegenachwuchs aus, auch für andere Arbeitgeber. Aber das reicht nicht aus, so dass wir auch auf die aktive Anwerbung von Pflegekräften wie aus Brasilien, Philippinen oder Südosteuropa setzen.“

Die Pflegekräfte sind in möblierten Wohnungen des Klinikums untergebracht. Dies soll für die erste Zeit den Start im neuen Land erleichtern, teilt das Klinikum mit.

Administrative Hürden für ausländische Pflegekräfte hoch

Die administrativen Hürden, bis ausländische Pflegekräfte in Deutschland arbeiten dürfen, sind trotz einschlägiger Programme des Bundesgesundheitsministeriums hoch. „Zum Teil fast schon ausufernd“, heißt es aus dem Klinikum. Insbesondere bei der Anerkennung, Beglaubigung und Übersetzung der Originaldokumente sowie bei der Zuständigkeit der jeweiligen Behörden und Einrichtungen sei ein enormer Schriftverkehr angefallen. Dadurch entstehen nicht unerhebliche Kosten für die Einrichtungen, die sich um die ausländischen Pflegekräfte bewerben.