Ingolstadt
Hans Fegert und sein legendärer Schmalfilm

Im Winter 1981 dreht er „Hinterkaifeck – Symbol des Unheimlichen“ – Am 15. August Aufführung im Turm Baur

05.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:17 Uhr

Stadtchronist Hans Fegert wird am Sonntag 75 Jahre alt. Am 15. August wird sein Hinterkaifeck-Film wieder gezeigt. Foto: Hammer

Es war richtig kalt bei den Dreharbeiten im Januar 1981. Eiskalt. Hans Fegert, der an diesem Sonntag 75 Jahre alt wird, erinnert sich noch genau daran.

„Die Schauspieler hatten rote Nasen, ihr Atem dampfte und wir haben viel Glühwein getrunken, um uns aufzuwärmen. Am Schluss kannte ich mich gar nicht mehr in meinem Drehbuch aus“, erzählt der bekannte Stadtchronist, der damals den ersten Film über den berühmt-berüchtigten Mordfall Hinterkaifeck gedreht hat. Am Montag, 15. August, wird er beim Kino Open Air im Turm Baur wieder einmal aufgeführt.

Fegert war damals Mitglied des Ingolstädter Schmalfilmclubs und drehte mit Super 8. „Das war ja Steinzeit-Technik im Vergleich zu heute“, sagt er. In drei Tagen war der Film fertig, nur einen Tag dauerten die Außenaufnahmen nahe eines Gehöfts in Unsernherrn. „Wir brauchten ja Schnee – wegen der Spuren wie damals“, erzählt Fegert. Es musste alles schnell gehen.

Unter erschwerten Bedingungen stellte der Amateurfilmer einen Streifen fertig, der längst Kultstatus genießt und den mittlerweile schätzungsweise schon mehr als 30000 Zuschauer gesehen haben. „Wenn ich gewusst hätte, dass mich der Film mein Leben lang verfolgt ...“, sagt Fegert und zögert kurz, „...dann hätte ich ihn auf 16 Millimeter gemacht.“ Aber es passt alles, und andernfalls hätte sein Gruselkrimi womöglich nicht diesen unvergleichlichen Charme. Zur Erinnerung: Der Mythos Hinterkaifeck existierte damals noch gar nicht. Fegert hatte sich damals von der Dokumentation seines Schulfreundes Peter Leuschner inspirieren lassen.

Blasius Gruber spielte den Bauern, Traudl Bernhard die Tochter und der spätere Pfaffenhofener Landrat Marin Wolf den Postboten. „Der kommt bestimmt auch zur Aufführung“, so Fegert. „Ich hatte gute Schauspieler – das war ein Spaziergang.“ Star des Films ist zweifellos der damals 84-jährige Andreas Schweiger aus Gröbern, der im April 1922 als junger Mann dabei war, als auf dem Einödhof Hinterkaifeck bei Schrobenhausen die sechs Leichen entdeckt wurden. Ein grausiger Anblick: Der alte Mann, auf einem Sofa sitzend, berichtet in breitem Dialekt von Blutlachen und gespaltenen Schädeln, so dass es dem Zuschauer eiskalt den Rücken hinunterläuft.

Der umtriebige Ingolstädter hatte eben schon damals ein Händchen für Zeitzeugen. Für sein langjähriges Wirken „als wohlwollend-kritischer Begleiter und Chronist des Stadtgeschehens, als unverzichtbarer Zeitzeuge und Bewahrer des Erbes unserer Stadt“ ist er im Mai bekanntlich mit der Simon-Mayr-Medaille ausgezeichnet worden.

Vor der Aufführung von „Hinterkaifeck – Symbol des Unheimlichen“ wird Hans Fegert dem Publikum von der Entstehung des Films erzählen. Er macht das spannend, denn auch ihn fesselt der ungeklärte Kriminalfall bis heute. Ein für alle Mal geklärt ist für ihn nur eines: „Den Mörder finden sie nie, auch wenn sie noch so umanand forschen.“