Kösching
Vom Fleisch des heiligen Franz Xaver

Köschinger Pfarrkirche birgt ein Reliquiar eines der Gründer des Ingolstädter Jesuitenkollegs

03.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:03 Uhr
Friedrich Lenhardt

Franz Xaver tauft: Das Fresko an der Emporenbrüstung zeigt einen der Gründer des Jesuitenordens. Das Silberreliquiar zeigt den 1622 heilig gesprochenen Mann. Darüber befindet sich die Reliquienkapsel. Foto: Lenhardt

Am 3. Dezember 1552 starb mit nur 46 Jahren auf einer Insel im Golf von Kanton der Jesuit Francisco de Xavier, im deutschsprachigen Gebiet besser als Franz Xaver bekannt. Er war einer der sieben Gründungsmitglieder des Ordens und gilt als Initiator der jesuitischen Mission. Diese führte ihn von Indien über die Molukken nach Japan und sollte in China fortgesetzt werden. 1619 wurde er selig-, 1622 heiliggesprochen.
Als ein letztes bedeutendes Heiligtum kam 1747 die Reliquie des heiligen Franz Xaver nach Kösching. Sie war ein Geschenk des Ingolstädter Jesuitenkollegiums an den Köschinger Pfarrer Ignaz Wolfgang Hofer und befand sich bereits seit 1714 in der Jesuitenkirche in Ingolstadt zur öffentlichen Verehrung. Ein Begleitbrief des Rektors des Kollegs beschrieb die Geschichte und legte damit zugleich eine beeindruckende Authentik über die Reliquie des Jesuitenheiligen ab.

Zeugnis für die Echtheit der Reliquien

Übersetzt schrieb er: „Ich, als Zeuge unten zeichnend, habe die Partikel vom Fleisch des heiligen Franz Xaver einst mit der authentischen Bestätigung des Höchstverehrten Herrn Frater Augustinus Nicolaus aus der Abtei Oliveno, Bischofs von Jargensis, Heiligen Apostolischen Praefekten, samt der Erlaubnis, sie in jeder Kirche zur öffentlichen Verehrung der Gläubigen auszusetzen, unter dem Datum des 16. Juli 1714 unserer Jesuitenkirche in Ingolstadt als Geschenk vermacht, wo sie fromm und ehrfurchtsvoll verehrt wurde. Jetzt aber wird dieselbe, in einem versilberten, ovalen Behältnis, unter Glas verschlossen und mit dem Siegel unseres Kollegs versiegelt, ein Geschenk für den verehrten Herrn Pfarrer von Kösching sein, was mit dem Siegel des hiesigen Kollegs bekräftigt wird. Ingolstadt, 20. August 1747. Franz Mossu, Rektor des Jesuitenkollegs.“

Ein prunkvolles Retabel mit Bild Franz Xavers

1747 wurde die Erlaubnis zur öffentlichen Verehrung durch Regensburg erteilt und am 27. August desselben Jahres die Reliquie zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt; zu dem prunkvollen Retabel, in das neben der Reliquie auch das „Wahre Bild“ des heiligen Franz Xaver eingelassen ist, liegen keinerlei Unterlagen vor. Es kann nur mehr seine hohe handwerkliche Qualität festgestellt werden.

Der Heilige der Jesuitenmission ist noch an der Emporenbrüstung der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt dargestellt. Es zeigt ihn bei der Taufe eines dunkelhäutigen Heiden. Gemalt hatte es im Zusammenhang mit der Gesamtneufreskierung 1852-1856 unter Pfarrer Kefer der akademische Maler Johann Baptist Müller (1809–1869).

Sein rechter Arm, der Taufarm des Heiligen, wurde 1615 vom Körper, der in Goa in Indien verblieb, getrennt und kam als Reliquie in die Zentralkirche des Jesuitenordens Il Gesu nach Rom. Es mag sein, dass damals das Köschinger Krümelchen aufgefangen und als Reliquie „ex carne S. Francisci Xaverii“ gefasst wurde. Sie hat in Kösching jedenfalls Heimat gefunden hat. Heute berührt es eigenartig, einen Teil des Körpers des überragenden Jesuiten hier vor Augen zu haben.