Wer wird Profi wie Röhl und Uzun?
U19-Junioren des FC Ingolstadt treffen heute auf den Club – geht der Höhenflug mit Trainerin Wittmann weiter?

12.04.2024 | Stand 12.04.2024, 11:26 Uhr

Seit drei Jahren U 19-Trainerin: Sabrina Wittmann. Mit ihr spielt das Team derzeit die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. Foto: Meyer

Sie geschieht meist im Hintergrund, wird nicht von vielen Fans verfolgt, und doch ist sie die Königsdisziplin in jedem Verein – oder sollte sie zumindest sein: die Nachwuchsarbeit. Beim FCI zeichnet dafür auch eine ehemalige Fußballerin verantwortlich.



Talente für die eigene Profimannschaft auszubilden, ist auch das Ziel des FC Ingolstadt – seit mittlerweile zehn Jahren wird die Jugendförderung nach den Aufbaujahren ab 2007 auf höchstem Niveau im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) betrieben. Der bisher größte Coup: der Transfer von Merlin Röhl zum SC Freiburg. Nach vier Jahren bei den Schanzern – drei davon im Nachwuchs – brachte der gebürtige Potsdamer den Ingolstädtern einen Erlös von rund drei Millionen Euro ein und schaffte im Breisgau bei Trainerlegende Christian Streich den Sprung in die Bundesliga und U21-Nationalmannschaft. Ein Aufstieg, wie man ihn sich als Ausbildungsverein nur erträumen kann.

Röhl schaffte Sprung in die Bundesliga und U21-Nationalelf

Es geht aber auch anders. Beim Wechsel von Filip Bilbija, der den FCI 2021 in die 2. Bundesliga geschossen hatte, zum Hamburger SV gingen die Schanzer mangels frühzeitiger Vertragsverlängerung finanziell ebenso leer aus wie bei Fatih Kayas Abschied Richtung Belgien (VV St. Truiden). Und es gibt noch zwei Beispiele, wie es im Nachwuchsbereich ebenfalls laufen kann: Marin Pongracic (aktuell US Lecce), der einst wegen Disziplinlosigkeiten aus dem FCI-NLZ flog, schaffte es danach in die Bundesliga (und kroatische Nationalmannschaft) und brachte den jeweiligen Klubs Millionenablösen ein.

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Im Fall des derzeit gehypten Club-Torjägers Can Uzun (2016–19 beim FCI) hatten die Schanzer einfach Pech. Der heute 18-Jährige, der aus Regensburg kam, war einfach zu jung, um ihn an den Verein vertraglich binden zu können und schloss sich im Alter von 13 dem 1. FC Nürnberg an. „Man hat gesehen, dass es bei ihm einmal hoch hinaus gehen wird. Er brachte schon damals alles mit und ragte in seinen Mannschaften heraus. Für ihn war es der richtige Schritt“, sagt die jetzige U19-Trainerin Sabrina Wittmann und macht sich ob des entgangenen Rohdiamanten keinen Kopf.

Wer rückt als nächstes in den Profi-Kader?

Die Aufmerksamkeit der 32-Jährigen, die seit drei Jahren das U19-Bundesliga-Team betreut, konzentriert sich auf das Hier und Jetzt. Und das ist so erfolgreich wie nie. Nach dem 2:1-Sieg bei Spitzenreiter 1899 Hoffenheim und vor dem Derby gegen den 1. FC Nürnberg an diesem Freitag (17.30 Uhr, ESV-Stadion) rangieren die Schanzer auf Platz zwei. „Bei neun Punkten Abstand auf die Meisterschaft zu spekulieren ist unrealistisch, aber wir wollen unbedingt in den DFB-Pokal“, sagt Wittmann. Dafür ist mindestens Rang drei nötig. Erst einmal in der achtjährigen Bundesliga-Zugehörigkeit ist das geglückt. 2018/19 erreichte der später kurzzeitige FCI-Cheftrainer Roberto Pätzold Platz drei – mit im Team die späteren Profis Bilbija (SC Paderborn) und Maximilian Breunig (SC Freiburg II).

Die Gründe für den neuerlichen Höhenflug liegen für Wittmann, die seit 2020 die A-Lizenz besitzt, auf der Hand. „Wir haben qualitativ gute Jungs, die sich gegenseitig alles gönnen, und wir haben einen krassen Teamgeist“, sagt Wittmann und lobt vor allem auch ihre jüngeren Spieler: „Die Jungs, die in der vergangenen Saison aus der U17-Bayernliga aufgestiegen sind, haben sich schnell an das neue Tempo gewöhnt.“

Wittmann: „Wir wollen eine Leistungskultur erzeugen“

Die einstige FCI-Kickerin, die seit elf Jahren als Nachwuchstrainerin tätig ist und im Verein vom früheren Sportlichen NLZ-Leiter Roland Reichel gefördert wurde, hält das Potenzial ihrer Jungs noch längst nicht für ausgereizt. „Wir haben derzeit elf Spieler im Kader, die immer mal wieder bei den Profis trainieren. Und wir haben ein cooles Miteinander und tauschen uns nahezu täglich mit Michael Köllner und Ivo Grlic aus“, sagt Wittmann, die mit Felix Keidel bereits einen ihrer Schützlinge fest ans Drittliga-Team herangeführt hat. Mit dem derzeit verletzten Deniz Zeitler, der schon mit 16 sein Debüt bei den Profis feierte, und Ognjen Drakulic sind die nächsten Talente fürs eigene Profiteam bereits auserkoren – weitere sollen folgen.

Bleibt die Frage, wie Wittmann, die nach wie vor als einzige Frau in Deutschland Cheftrainerin einer Junioren-Bundesliga-Mannschaft ist, selbst ihre Zukunft sieht. „Ich fühle mich beim FCI super aufgehoben. Mein Ziel ist es, mit den besten Athleten zu arbeiten, darum sehe ich mich weiter im Junioren- und Männerfußball“, sagt Wittmann und strebt demnächst die Uefa-Pro-Lizenz an. „Ich bewerbe mich im September für den nächsten Lehrgang, der im Januar 2025 startet“, sagt Wittmann. Damit lebt sie ihren Schützlingen das vor, was sie ihnen zu vermitteln versucht. „Unser Ziel ist es, die Jungs an den Profikader heranzuführen. Dafür wollen wir eine Leistungskultur erzeugen.“

DK