Polizei überprüft Vermisstenfälle
Toter Bub in der Donau bei Vohburg: Wieder kein Hinweis

Spürhunde finden nichts Verdächtiges im Treibgut der Staustufe Vohburg

02.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:37 Uhr

Zwei Spürhunde schnüffelten sich durch das Treibgut, das sich seit vielen Wochen im Rechen der Staustufe gefangen hat. Der Müll wurde in einem separaten Container für die Vierbeiner ausgebreitet. Beide Hunde hatten Lederschuhe an den Füßen – damit sie sich im Abfall nicht verletzen. −Fotos: Konze

Wieder Einsatzkräfte der Polizei am Donauufer. Wieder Spürhunde im Einsatz. Wieder Suche mit verschwindend geringer Hoffnung, einen Hinweis oder eine Spur zu finden im Fall der vor zwei Wochen tot aus der Donau geborgenen Leiche eines Buben im Vorschulalter. Am Donnerstagvormittag war die Staustufe Vohburg das Ziel der Ermittlungen. Besser gesagt, der Abfall, der sich im Rechen fängt und dann bis zum Abtransport durch eine Spezialfirma im sogenannten Bunker gelagert wird.



„Der vierte Einsatz bildet heute den Abschluss unserer Suchmaßnahmen an und in der Donau“, erklärte Polizeisprecher Michael Graf. Hoffnungen auf das Finden eines Hinweises gab es im Vorfeld kaum: „Wir gehen davon aus, dass wir nichts finden“, so Graf. Der Sprecher ergänzte aber auch: „Wir suchen nicht gezielt nach einem Gegenstand.“ Graf spricht von „Hausaufgaben“, die zu den Polizei-Ermittlungen in so einem Fall gehören. Wie auch der Einsatz des THW-Boots aus Ingolstadt, das mit Unterwasserkamera und Sonar ausgerüstet ist. „Beim letzten Mal“, so Graf, „musste das Boot den Einsatz abbrechen. Der starke Regen hatte im Wasser zu viele Teilchen aufgewühlt.“ Noch am Donnerstagvormittag war die Aktion beendet: „Wir haben nichts gefunden.“

Während der Kran den Müll in einen separaten Container hebt, damit sich die zwei Spürhunde durchschnüffeln können, fahren immer wieder Touristen mit dem Rad über die Mauer der Staustufe: „Dürfen wir durchfahren?“ „Was ist denn hier los?“ „Was ist passiert?“ Ein Radler dreht sogar um, als er die polizeiliche Übermacht an der Staustufe erblickt. Unbeirrt und fast lautlos zieht das Boot im Spiegelbild der Kraftwerk-Türme seine Kreise, die Hunde schnüffeln ebenso still im streng riechenden Abfall. Sie haben Lederschuhe an den Füßen, damit sie sich durch scharfkantigen Abfall im Müll nicht verletzen. Das Laufen und Schnüffeln im Container ist, so betont einer der Hundeführer, für die Vierbeiner kein Problem.

Den Leichnam des Buben im Vorschulalter hatte ein Kanufahrer kurz vor der Staustufe Vohburg am Donnerstag vor zwei Wochen entdeckt. Wegen der langen Liegezeit im Wasser – die Polizei spricht von Wochen oder Monaten − war direkt nach dem Fund nicht klar, ob es sich um menschliche Überreste handelt oder ein totes Tier. Laut Graf ermitteln parallel zur Polizei verschiedene Behörden und Stellen – und das sehr aufwendig. Dabei gehe es zum Beispiel um die Fließgeschwindigkeit der Donau, die Strömung, die verschiedenen Tiefen im Flussverlauf oder auch die Wassertemperatur.

Das Rechtsmedizinische Institut in München fand bei ersten Untersuchungen heraus, dass es sich um einen Buben handelt. Weitere Erkenntnisse stehen laut Graf noch aus: „Die Rechtsmedizin steht wegen des schlechten Zustands der Leiche vor einer Herausforderung. Das ist auch für sie kein alltäglicher Fall.“ Laut Graf müssten die Ermittler wohl „in die Trickkiste greifen“.

Todesursache steht noch nicht fest

Neben der Liegezeit im Wasser und der Frage, wie die verpackte Leiche ins Wasser gekommen ist (Spekulation ist laut Polizei, dass die verpackte Leiche von der Autobahn-Brücke in die Donau geworfen wurde), steht auch die Todesursache noch nicht fest: Handelt es sich um ein Verbrechen oder um einen Unfall? Die Fälle der in Bayern vermissten Kinder werden nach Aussage der Polizeisprecherin Katja Press weiter überprüft. „Bei den Ermittlungen zu den 16 Vermisstenfällen konnten sieben Fälle ausgeschlossen werden.“ Bei den verbliebenen Fällen würden die DNA-Muster abgeglichen, es werde erforscht, wie das Kind verschwunden ist und in welchem Umfeld es sich bewegt hat. Graf ergänzt, jeder Fall werde einzeln geprüft – aufwendiger, als es sich der Laie mit Fernseh-Wissen vorstellt.

− DK