Kunst in der Schwebe
Tom Parthums Pusteblume vor dem Kap94

18.03.2024 | Stand 18.03.2024, 13:48 Uhr
Dagmar Nieswandt

Tom Parthum gestaltet den sechsten Teil der Reihe „Kunst in der Schwebe“. Foto: Nieswandt

Eine in changierenden Farben leuchtende Pusteblume scheint aus dem dunklen Wasser empor zu wachsen. Ihre drei Ebenen drehen sich unabhängig voneinander und reflektieren das Licht. Mit seiner überdimensionalen, über dem Künettegraben schwebenden „Pusteblume“ gestaltet der Künstler Tom Parthum den sechsten und vorerst letzten Teil der Reihe „Kunst in der Schwebe“ vor dem Kap94. Abgerundet wurde die Inszenierung am Samstag durch die coolen Synthesizerklänge von Florian Ströhmer, der eigens für die Vernissage einen Track mit dem Titel „Dandelion“ (engl. „Löwenzahn“) produziert hat.

Das Objekt könnte auch einer Science-Fiction-Szenerie entstammen und beeindruckt durch die perfekte und ideenreiche Verbindung von Kunst und Technik. Die unterste Ebene, quasi der Blütenstand der Blume, besteht aus einem Gyroskop, einem Kreiselinstrument, wie es in der Raumfahrt oder zur Navigation verwendet wird. In seinem Zentrum enthält es eine Spiegelkugel. Das Gyroskop hat der Künstler in bester Upcycling-Manier aus ausrangierten Reifen alter Trampoline gefertigt und mit Plexiglas-Elementen bestückt. Darüber schweben Schmetterlinge wie in einem Flügelschlag-Mobile.

Tom Parthum hat ein Faible für Insekten und Spinnen, wie die von Steampunk inspirierten Metallobjekte in seinem Webauftritt zeigen. Für seine Schmetterlinge vor dem Kap hat er hingegen Plexiglas verwendet. Die Komponenten der dritten Ebene der Pusteblume, zum Beispiel kleine Räder, erinnern an ein Anemometer, ein Instrument zur Windmessung. Sie sollen die sich im Wind verteilenden Samenkapseln symbolisieren und das Gedankengut des Künstlers transportieren: Die Überwindung des „Carbonzeitalters“ hin zu einer Ära der erneuerbaren Energien, wobei mit „Carbon“ wohl mehr die Zeit der Verbrennertechnologien als die erdgeschichtliche Periode gemeint ist. Tom Parthum könnte sich vorstellen, sein faszinierendes Objekt noch weiter zu entwickeln und die Schmetterlinge mit Solarzellen auszustatten. Dann würde noch eine weitere Möglichkeit zur Bewegung entstehen.

DK


Installation noch bis 16. April vor dem Kap94 an der Jahnstraße 1a.