Von Christian Silvester
Ingolstadt – Atakan Celik hat davon am Freitagvormittag aus dem DK erfahren: Sein Verein, der FC Grün-Weiß im Piusviertel, muss wohl umziehen. Das ist für ihn, den Vorsitzenden, und die Mitglieder erst einmal keine Neuigkeit. Sie wissen seit Jahren, dass Audi das kleine Gelände des Klubs direkt vor dem Werk erwerben möchte; Vereinsheim und Fußballplatz gehören der Stadt. Aber aus der Umsiedelung wurde nichts.
Wie berichtet, verfolgt OB Christian Scharpf (SPD) dem Vernehmen nach das Ziel, auf dem früheren Rosner-Gelände im Nordosten ein Grundstück für die Mittelschule Nordost samt großer Sportanlage zu erwerben, weil die Schulbaupläne im Grünring an einem Bürgerentscheid gescheitert sind. Er verhandelt derzeit mit dem Grundeigentümer: Audi. Das Unternehmen will, heißt es, im Gegenzug das Gelände des FC Grün-Weiß haben. Weil noch nichts entschieden ist, bestätigte die Stadtverwaltung die Gespräche bisher nicht.
In dieser Woche sickerte der angestrebte Grundstücksdeal durch. „Mit uns hat leider noch keiner gesprochen“, sagte Celik am Freitag auf DK-Anfrage. Doch eine damit verbundene Option stimmt ihn positiv: Eine neue Heimat für seinen FC Grün-Weiß in der Schulsportanlage, die auf dem alten Rosner-Gelände im Bezirk Nordost entstehen könnte. „Das wäre nicht das Ende der Welt. Damit wären wir einverstanden“, sagte der Vorsitzende. Daraus wird allerdings nur etwas, wenn der Plan der Stadt aufgeht.
Verein aus dem Piusviertel„in schwieriger Situation“
„Unser Verein ist in einer schwierigen Situation“, erzählt Celik. „Viele Spieler haben uns verlassen, vor allem nach Corona.“ Das stark in die Jahre gekommene Vereinsheim spiele da auch eine Rolle. „Immer, wenn wir es sanieren wollten, hat es geheißen: Das lohnt sich nicht, weil wir ja eh bald wegziehen müssen. Jahrelang hat man uns hingehalten! Wir haben das Vereinsheim dann mit eigenen Mitteln einigermaßen saniert“, erzählt Celik. Aber die Duschen etwa seien in keinem guten Zustand. „Wir haben keine Perspektive mehr gehabt.“
BZA-Chef: Nordwestendarf nicht abrutschen
Bis Freitag, als das Rosner-Areal ins Blickfeld rückte. „Viele Spieler haben ein Auto, sind also mobil“, sagt Celik. Für sie seien die Fahrten in den Nordosten an die Schollstraße kein Problem. „Aber wir würden mit dem Umzug die Jugendarbeit in unserem Viertel verlieren – das wäre ein großer Verlust!“
Die Ingolstädter CSU reagierte am Freitag unterschiedlich auf den DK-Bericht. Manuel Depperschmidt, Chef des CSU-Ortsverbands Nordwest und Vorsitzender des Bezirksausschusses Nordwest, kritisierte die geplante Umsiedelung des FC Grün-Weiß in einer Mitteilung überaus deutlich: „Das sind für mich nicht akzeptable Eingriffe in die Sozial- und Vereinsstruktur im Ingolstädter Nordwesten!“ Es seien weder die Bürger noch die CSU im Viertel vorab darüber informiert worden. „Natürlich ist es wichtig, endlich einen Schulbau für den Nordosten zu bekommen. Dies darf aber nicht zu einem Abrutschen des Nordwestens führen.“ Der ohnehin benachteiligte Stadtbezirk – es gebe zu wenige Sozial- und Vereinsstrukturen – werde weiter geschwächt, „wenn einer der letzten Vereine auch noch verlegt und damit den Bürgern entzogen wird“.
Depperschmidt bezog sich damit auch auf eine Mitteilung des CSU-Kreisverbandes, die kurz zuvor verschickt worden war. Die Unterzeichner – darunter Vorsitzender Stefan Huber und Fraktionschef Alfred Grob – begrüßen die Grundstücksverhandlungen des OB und den geplanten FC-Umzug. Grob: „Wir wünschen uns, dass der Schulneubau schnellstmöglich auf dem alten Rosner-Gelände realisiert werden kann und auch der FC Grün-Weiß eine adäquate Ersatzspielstätte erhält.“ Sebastian Jurk, Vorsitzender der CSU Nordost, und Claudia Winkler (CSU), Vorsitzende des BZA Nordost, weisen darauf hin, schon vor der Abstimmung am 24. Juli das Rosner-Areal als Alternative ins Gespräch gebracht zu haben.
Warum nicht gleich? Hätte sich die Stadtverwaltung das Drama mit dem Bürgerentscheid ersparen können? Klar, sagt Franz Hofmaier, früherer ÖDP-Stadtrat und einer der erfolgreichen Grünring-Schützer. Sein Bündnis habe immer auf die Option Rosner-Gelände hingewiesen. Und auch auf die Möglichkeit, keine große, sondern zwei kleine Mittelschulen zu errichten: eine neben der Schule Oberhaunstadt, eine an der Lessingstraße. Da Audi den riesigen IN-Campus bebaue, benötige das Unternehmen das Rosner-Gelände nicht unbedingt. Hofmaier: „Es gibt Alternativen!“ Um so mehr freue er sich jetzt „über die Gespräche auf höchster Ebene“.
DK
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