Ende der Geschichte
Stadtrat Ingolstadt streicht Herzogsfest – Keine großen Spektakel mehr im Schlosshof

29.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:16 Uhr

Aufmarsch zum wohl letzten Historienspektakel im Neuen Schloss, was damals noch keiner ahnte: Der Umzug zum Start des Herzogsfests 2018. Foto: Hammer (Archiv)

Das Lob der Vergangenheit passte nicht wirklich zur Weichenstellung für die Zukunft. In der Stadtratssitzung am Dienstag ließen mehrere Mitglieder die Ingolstädter Herzogsfeste derart hochleben, dass beinahe der Eindruck entstand, es sei eine Neuauflage gewünscht und die Stadtwache könne schon mal ihre Hellebarden aus dem Zeughaus holen. Doch es lief anders. Der Stadtrat stimmte mit großer Mehrheit für die neue Festreihenfolge in der Stadt und damit gegen das Herzogsfest.



Es wurde nicht separat über die spätmittelalterlichen Feste abgestimmt, die seit 2008 fünf Mal im Schloss und drum herum stattfanden. Deren Ende war sozusagen im Beschlusspaket dabei. Dafür sollen die Feste zum Reinen Bier historisch aufgerüstet werden – als eine Art bunter Querschnitt der alten Ingolstädter Geschichte. Der Stadtrat beschloss auch, wieder jedes Jahr ein Bürgerfest zu feiern. Wobei über den die Bürgerinnen ausschließenden Namen noch zu reden sein wird. Viele favorisieren Stadtfest – so hieß die große, unbeschwerte Nach-Corona-Gaudi im vergangenen Jahr.

Es sei schon schade um das Herzogsfest, sagte Klaus Mittermaier (SPD). Der Rhythmus „Ein Jahr Bürgerfest, ein Jahr Herzogsfest“ sei eine reizvolle Kombination gewesen, auch in der Abstimmung mit Neuburg: Hatte dort das Schlossfest alle zwei Jahre Pause, feierten die Schanzer die Historie. „Ich habe die Hoffnung, dass wir uns in zwei Jahren in die Augen schauen und fragen, ob es die richtige Entscheidung war“, so Mittermaier. „Denn unser Herzogsfest ist eine Marke und ein Bürgerfest ist es leider nicht.“

Die Stadtwache hat über Ingolstadt hinaus für Aufsehen gesorgt“

Das sieht Robert Schidlmeier (CSU) ähnlich: „Den Verlust des Herzogsfests bedauern wir schon. Geschichte und Tradition müssen ein fester Bestandteil des Lebens bleiben! Ingolstadt hat viel zu bieten.“ Er bittet auch zu bedenken, „dass die Stadtwache mit großer Empathie über Ingolstadt hinaus für Aufsehen gesorgt hat“.

Das Jahr 1516, als in Ingolstadt vom Herrscher ein Reinheitsgebot für Bier verordnet wurde, bietet ebenfalls zahlreiche historische Assoziationen und Anknüpfungspunkte, darin ist man sich einig. Ein Markenzeichen von weltweiter Beachtung. Aus diesem Potenzial lasse sich noch eine Menge machen, gerne auch mit künftig „verstärkten historischen Elementen“, wie Barbara Leininger (Grüne) bemerkte. Sie sieht den Ort der Bierfestspiele allerdings im Neuen Schloss, nicht auf dem Hohe-Schul-Platz. Denn das Georgianum, gestiftet 1494, und die Hohe Schule, eingeweiht 1472, „stehen nicht für das Mittelalter, sondern für die Renaissance. Sie bilden ein humanistisches Ensemble.“ Zurzeit kann dort wegen der Baustelle ohnehin nicht gefeiert werden.

Bis 2025 wird das Kavaliersgebäude im Schlosshof saniert

Im Schlosshof allerdings bald auch nicht mehr, da bis 2025 das dortige Kavaliersgebäude (Werkstätten) saniert werden soll. Zudem dürfen aus feuerpolizeilichen Gründen in Zukunft nur noch maximal 1100 Menschen in den Schlosshof, so Kulturreferent Gabriel Engert. Das lasse große historische Feste nicht mehr zu.