stadtgeflüster
Runter vom Sofa, deutsche Faulpelze!

29.11.2020 | Stand 28.01.2021, 3:34 Uhr
Fitnessvorbilder aus Ingolstadt auf Youtube: der Schauspieler Sascha Römisch (l.) und sein Coach Atila Dikilitas. −Foto: Wir machen WIR

Die Älteren werden sich noch erinnern: An jene anstrengenden Stunden, da Opa versonnenen Blicks im Sessel saß und ein Mal mehr davon berichtete, wie er im Sommer 1943 mit seiner Wehrmachtseinheit den Dnepr überquerte.

 

Da raunten sich die Enkel dann genervten Blicks zu: "Opa erzählt wieder vom Krieg. "

Vor wenigen Wochen griff der DK den Gedanken einer 13-jährigen Schülerin aus Ingolstadt auf. Sie prophezeite: "Vermutlich sagen in 60 Jahren die Kinder total genervt: ,O weh! Oma und Opa erzählen wieder von Corona. '" Offenbar hat das Social-Media-Team der Bundesregierung diesen Artikel gelesen und, davon inspiriert, ein Video produziert, das dieser Tage auf Youtube Erfolge feiert. Da sitzt - von dramatischer Filmmusik untermalt - ein alter Herr in seinem Sessel und erzählt, wie es war "im Corona-Winter 2020, als die zweite Welle kam, und das ganze Land auf uns schaute". Er war damals 22. Ein Held. "Wir fassten alle unseren Mut zusammen und taten das einzige Richtige", erinnert sich der Opa in der Zukunft. "Wir taten: nichts. Absolut gar nichts. Waren faul wie die Waschbären. Unsere Couch war die Front. "

Schnitt: Ein junger Mann liegt, mit Chips vollgestopft, auf dem Sofa und kann vor Ermattung kaum seine Coladose halten. Ein Corona-Held 2020. Die Botschaft der Bundesregierung: Bleibt daheim, fresst, trinkt und rührt euch nicht vom Fleck!

Wenn der Staat das sagt, muss man sich ja wohl daran halten. Aber nicht so fitte Ingolstädter! Sie rufen ebenfalls auf Youtube zu Ungehorsam auf. Das Video ist jetzt online. Unter #stayhomehelden findet man die Antwort der Initiative "Wir machen WIR, eine Vision für Ingolstadt" an die Bundesregierung (Film und Schnitt Jessy Jung; Konzept und Regie Frances von Unruh). Hier gibt der Mime Sascha Römisch den sinnierenden Alten im Sessel. Doch diesmal folgt kein Appell, als fauler Sack seine staatsbürgerliche Pflicht zu erfüllen - nein, die Ingolstädter Version der Corona-Heldenerzählung ruft dazu auf, zu Hause Sport zu treiben. Die Leibesertüchtigung ist flott geschnitten. Mit Kampfsportmeister Atila Dikilitas (Oyakata) als Motivator. Seinem Vorbild folgen weitere fitnessfreudige Schanzer. Am Ende erleben wir Römisch strahlend beim Hanteltraining.

Der Bundesregierung reicht 1:43 Minute, um die Bürger zum Faulenzen zu überreden. Die Ingolstädter brauchen 2:22 Minuten, um zum Sport zu bewegen. Das Volk hat jetzt die Wahl: Ist man lieber Bundesbürger? Oder Ingolstädter?

sic