stadtgeflüster
Wählen unter Extremsituationen

14.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr

(tsk) Wir wissen alle: Demokratie ist anstrengend.

Doch Wählen ist oberste Bürgerpflicht - und da wir aus gegebenem Anlass keine Briefwahlunterlagen bestellen wollten (sagen wir: nach den jüngsten Berichten von nicht angekommenen Briefwahlunterlagen haben wir nicht das größte Vertrauen in die Post), mussten wir am Sonntag eben persönlich ins Wahllokal, und zwar Vater, Mutter, Kind, besser gesagt: Vater, Mutter, Baby. Um die Mittagszeit herum zog es doch ein paar mehr Wähler an die Urnen, so dass sich vor den einzelnen Räumen unseres Wahllokals Schlangen bildeten. Im uns zugeteilten, stickigen Raum musste man auch noch einmal warten - und als wir dann an der Reihe waren, meldete sich das Baby. Es schrie lauthals. Mutter (die das Baby bei sich in der Wahlkabine trug) und Vater (der das nur drei Meter entfernte unzufriedene Baby natürlich genauso hörte) hatten kaum Zeit, sich Gedanken zu machen, ihre Wahlentscheidung womöglich noch einmal zu revidieren und gaben ihre Stimmzettel schließlich mit einem gewissen Zweifeln ab.

Nach dem hastigen Verlassen des Wahllokals strahlte das Baby dann seine Eltern an, als wäre nichts gewesen. Vielleicht hatten sie (und alle anderen Wähler, die in dem Moment im Raum waren) ja in seinem Sinne gewählt.