„Das ist wirklich einmalig“
Sportliche Leitung von Bezirksliga-Meister SV Manching lobt vor allem den Zusammenhalt im Team

28.04.2024 | Stand 28.04.2024, 17:56 Uhr

Der entscheidende Moment: Rainer Meisinger (hinten rechts) erzielt im Spitzenspiel gegen den FC Schwabing per Elfmeter den 2:1-Siegtreffer für den neuen Bezirksliga-Meister SV Manching. Foto: Traub

Nicht nur die Spieler um den Siegtorschützen Rainer Meisinger und Trainer Serkan Demir waren am Freitagabend nach dem Gewinn der Bezirksliga-Meisterschaft mit ihrem SV Manching „on fire“ – in Anlehnung an ein Lied, das nach jedem gewonnenen Spiel in der Kabine lautstark aus den Boxen dröhnt. Auch Toni Obermeier und Cenker Oguz, die beiden Sportlichen Leiter der Grünhemden, feierten kräftig mit. Für ein Interview mit unserer Zeitung nahmen sich die Architekten des Erfolgs trotzdem kurz Zeit.

Herr Obermeier, Herr Oguz, erstmal einen herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft und zum Aufstieg. Welche Bedeutung hat der erste Tabellenplatz?
Toni Obermeier: Wenn ich für die Mannschaft spreche, dann behaupte ich einfach mal, dass so eine Meisterschaft ein totales Highlight ist. Jeder Einzelne wollte die Bezirksliga hinter sich lassen und unbedingt aufsteigen. Für den Verein ist es die Bestätigung, dass die Kaderzusammenstellung gepasst hat. Finanziell wird die Landesliga aber auch nicht lukrativer sein als die Bezirksliga.

Sportlich wird es in jedem Fall eine ganz andere Hausnummer werden. Der SVM spielte schon dreimal in der Landesliga, stieg aber jeweils sofort wieder ab. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es dieses Mal nicht erneut zu einem einjährigen Abenteuer kommt?
Cenker Oguz: In früheren Zeiten – in der Saison 2012/13 war ich übrigens selbst noch ein aktiver Fußballer – hatten wir mit beispielsweise Thomas Geisler oder Bernd Geiß nur ganz wenige Spieler mit höherklassiger Erfahrung. Jetzt haben wir fast zwei Handvoll Akteure, die schon Bayern- oder Regionalliga gespielt haben, und in der Landesliga mit Sicherheit mithalten können.
Obermeier: Die Mannschaft ist sehr spielstark, außerdem ist der Zusammenhalt innerhalb des Kaders tatsächlich riesig. Wir hatten noch nie ein so charakterstarkes Team. Das ist wirklich einmalig.

Sie haben die höherklassige Erfahrung angesprochen. Angreifer Abdel Abou-Khalil hat schon einmal anklingen lassen, dass die Mannschaft für ihn Bayernliga-Niveau habe. Wo sehen Sie den SVM kurz- bis mittelfristig?
Oguz: Dazu gibt es keine Planung, weil wir im Hier und Jetzt leben. Wir träumen nicht – und verschwenden deshalb auch keine Gedanken an irgendwelche Szenarien, die von außen in den Verein getragen werden.
Obermeier: Unser einziges Ziel in der neuen Saison wird sein, die Landesliga zu halten.

Die Kaderplanung für die Landesliga wurde weitestgehend bereits in der Winterpause abgearbeitet. Nahezu der gesamte Kader bleibt dem Klub erhalten. Offen war dabei noch die Zukunft von Routinier Stefan Müller. Gibt es hier inzwischen eine Entscheidung?
Obermeier: Noch nicht. Fest steht aber, dass er zu keinem anderen Verein wechseln wird. Entweder hängt er bei uns noch eine Saison dran oder er beendet seine Laufbahn.
Oguz: Dafür hat erst kürzlich unser Winter-Neuzugang Cedric Sengl – nach erfolgreicher Kennenlernphase – für eine weitere Spielzeit bei uns zugesagt. Ansonsten pflegen wir einige lose Kontakte, haben aber keine konkrete Absicht für großartige Veränderungen mehr.

Inzwischen ist klar, es darf gefeiert werden. Aber erinnern Sie sich noch an den Saisonauftakt? Dieser ging mit der 1:2-Niederlage gegen den SV Sulzemoos überraschend daneben. Wissen Sie noch, was Sie damals gedacht haben?
Obermeier: Überhaupt nichts. Es gab für mich keinen Grund für irgendeinen Zweifel oder eine schlechte Stimmung. Die Mannschaft war neu zusammengestellt und wir wussten, dass wir noch 29 weitere Spiele haben, um diesen Ausrutscher wettzumachen. Das ist uns mit einer langen Siegesserie dann ja auch eindrucksvoll gelungen.
Oguz: Ich kann mich noch gut an den ersten Spieltag der Bezirksliga-Saison 2016/17 erinnern. Damals haben wir mit Spielertrainer Tobias Strobl auch das erste Spiel gegen den SV Sulzemoos mit 1:2 verloren. Am Ende sind wir Meister geworden, so wie jetzt auch. Es schien also ein gutes Omen gewesen zu sein (lacht).
Die Meistermannschaft wartet mit Top-Werten auf: 77 Tore sind der mit Abstand beste Wert in der Bezirksliga. Und mit bislang 28 Gegentreffern liegt Ihr Team nur ein Tor hinter Verfolger FC Schwabing München.
Obermeier: (lacht) Na, da werde ich wohl mit meinem Sohn (Thomas Obermeier ist der Manchinger Torwart, Anm. d. Red.) noch ein ernstes Wörtchen reden müssen, damit wir am Saisonende auch in dieser Statistik vorne liegen werden.
Oguz: Die Basis für unseren Erfolg ist der Zusammenhalt. Da müssen alle Mannschaftsteile wie ein Puzzle zusammenpassen. Eine gute Defensive ist aus sportlicher Sicht trotzdem das A und O.
Die Heimspiele wurden seit dieser Saison meistens freitags ausgetragen. Wird das auch in der kommenden Landesliga-Spielzeit so sein?
Obermeier: Aus unserer Sicht hat sich die Umstellung von Sonntagnachmittag auf Freitagabend optimal bewährt. Einerseits kam der Wunsch aus der Mannschaft, weil sie dann ein freies Wochenende hat. Andererseits hat sich der neue Termin durchaus in den Zuschauerzahlen bemerkbar gemacht. Uns ist aber auch bewusst, dass der erhöhte Zuspruch nicht ausschließlich mit den Flutlichtspielen zusammenhängt, sondern die Anhänger vor allem deshalb so zahlreich kamen, weil wir attraktiven und erfolgreichen Fußball zeigen.

Ihr Verein führt das Zuschauerranking in der Bezirksliga Oberbayern Nord mit durchschnittlich 193 Zuschauern an. Rechnen Sie durch den Aufstieg mit einer zusätzlichen Euphorie?
Oguz: Ich bin überzeugt, dass die Zuschauer nicht weniger werden. Ganz im Gegenteil: Sie werden froh sein, nach vielen Jahren auch mal wieder andere Gegner live in unserem Sportpark sehen zu können. Schließlich sind wir in der Saison 2024/25 dann nicht irgendein Landesligist, sondern der einzige Vertreter aus dem Raum Ingolstadt.
Obermeier: Es wird auch darauf ankommen, in welche Liga wir letztendlich eingruppiert werden. Schön wären auf alle Fälle Duelle gegen den FSV Pfaffenhofen oder den TSV Jetzendorf, die heuer in der Südwest-Gruppe spielen. Mit diesen beiden Spielen würden wir unsere bisherigen Derbys gegen Rohrbach und Gaimersheim ersetzen.

Das Gespräch führte
Norbert Dengler.