Ingolstadt verändert sich
Siegerentwurf „Inge“: Entsteht im Nordwesten ein neues Stadtquartier am Audi-Kreisel?

07.02.2024 | Stand 08.02.2024, 6:23 Uhr

Der Entwurfzur Umgestaltung des Areals um den Audi-Kreisel beim Einkaufszentrum Westpark im Ingolstädter Nordwesten. So könnte es hier künftig aussehen. Foto: Stadt Ingolstadt

Am Ende hat „Inge“ das Rennen gemacht: Das Projekt bietet das größte Potenzial, wie der Audi-Ring umgestaltet werden könnte. Das zumindest ist das Urteil der Jury beim Wettbewerb Europan E 17.



Ob die Entwürfe von Matti Drechsel (Stadtplaner aus München), Maria Fröhlich-Kulik und Atidh Jonas Langbein (beide Architekten aus Weimar) jemals umgesetzt werden, entscheidet der Stadtrat. Denn „Inge“ würde eine komplette Neugestaltung eines rund zehn Hektar großen Areals bedeuten.

Die Arbeit schlägt eine vollständige Neuordnung der Flächen des viel befahrenen Audi-Kreisels vor, der immerhin eine Grünfläche von 11.500 Quadratmetern umfasst und im Jahre 1992 gebaut wurde. An dessen Stelle soll das ökologische, sozial vielfältige und integrative Stadtquartier „Inge“ entstehen.

„Es wird eine Auflösung des Kreisverkehrs in vier einzelne Straßen mit eigener Charakteristik und angegliederten Fuß- und Radwegen vorgeschlagen“, so Stadtbaurätin Ulrike Wittmann-Brand.

Kann der Verkehr neu geordnet werden?



Die Planung zeige eine Möglichkeit auf, wie der Verkehr perspektivisch neu geordnet werden kann, und sehe eine städtebauliche Struktur vor, in der Wohn- und Lebensqualität, vielfältig nutzbare Freiräume und räumliche Qualitäten im Fokus stehen.

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Die Jury lobt die gut proportionierten Freiräume, die urbane und nachbarschaftliche Qualitäten schaffen. Das vorgeschlagene Quartier füge sich maßstäblich angemessen ein.

Es knüpfe logisch an bestehende Strukturen und Wegeziehungen an und schaffe einen gut verzahnten und kompakten Stadtbaustein, der zudem die Fuß- und Radwegebeziehungen deutlich verbessert.

Ulrike Wittmann-Brand freut sich über das „innovative Ergebnis“ des Europan-Wettbewerbs, an dem die Stadt bereits viermal teilgenommen hat.

„Inge“ könnte wesentlichen Beitrag leisten



„Ideenwettbewerbe sind ein gutes Instrument, um über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, und bieten Raum für Visionen. Sie können Anstoß für Diskussionen um zukünftige Entwicklungen sein.“

Das neue Quartier „Inge“ könne einen wesentlichen Beitrag leisten, Wohnen und Arbeiten zu verbinden. Denn der Nordwesten werde sich weiter entwickeln, so Wittmann-Brand, die als nur ein Beispiel die 600 geplanten Wohnungen an der Stinnesstraße nennt. Gleichzeitig sei „Inge“ ein möglicher Übergang im Zuge einer Mobilitätswende.

Der Preisträger-Entwurf wird am Donnerstag, 29. Februar, im Stadtrat vorgestellt, der am Ende auch über die Umsetzung entscheiden muss.

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Wie Wittmann-Brand betonte, müsse der Entwurf aber zunächst auf seine Plausibilität untersucht werden. So sei ein Verkehrsgutachten unerlässlich, das auch die weiträumigeren Verknüpfungen betrachte.

Weitere Schritte seien Workshops mit Fachplanern, die Beteiligung von BZA und Bürgerschaft sowie die entsprechenden Planungsschritte. In drei oder vier Jahren könnte dann frühestens eine Planung vorliegen.

Der europaweite Wettbewerb Europan E17 „Living Cities 2 – Lebendige Städte 2“ ist Ende März des vergangenen Jahres gestartet. Er fragt nach Lösungen, wie man in den urbanisierten Räumen unserer Städte dem Klimawandel und den vom Menschen verursachten sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Ungleichheiten mit innovativen und integrativen Projekten sowie neuen Planungsprozessen begegnen kann.



Europan ist ein architektonischer und städtebaulicher Ideenwettbewerb für junge Planerinnen und Planer im Bereich Architektur, Städtebau und Freiraumplanung, der im zweijährigen Turnus ausgelobt wird und aktuelle Themen der Stadtentwicklung behandelt.

Der Stadtrat hatte bereits im Oktober 2022 die Verwaltung mit der Durchführung eines Ideenwettbewerbs im Rahmen des Europan E 17 für den Bereich um den Audi-Ring beauftragt. Ein Jahr später tagte die lokale Jury, bestehend aus Vertretern der Stadtverwaltung sowie renommierten Architekten und Stadtplanern, im Lechner-Museum. Ihre Aufgabe war es, aus den neun eingereichten Arbeiten eine vielversprechende Auswahl weiter in die nationale Jury zu schicken. In der Sitzung der nationalen Jury wurde nun aus den vier weitergereichten Arbeiten der Preisträger „Inge“ gekürt.

Wettbewerb fand in zwölf Ländern statt



Europaweit waren für den Europan-Wettbewerb an 51 Standorten in zwölf Ländern 815 Projekte eingereicht worden. Deutschlandweit hatten 135 Teilnehmer aus 24 Ländern an acht Standorten (Berlin, Bad Lobenstein, Borkum, Ingolstadt, Kassel, Leipzig, München, Regensburg) Arbeiten eingereicht.

Die internationale Jury vergab sieben erste Preise, acht Anerkennungen und drei Lobende Erwähnungen. Gewinnerteams kommen aus Spanien, Italien, Mexiko, Österreich und Deutschland.