Erfahrungen teilen, Verständnis fördern
Sechs junge Erwachsene aus Tansania zu Besuch bei ihrer evangelischen Partnergemeinde in Gaimersheim

16.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:35 Uhr
Anna Hafenrichter

Die Gäste aus Tansania hatten viel Spaß bei ihrem Besuch in Deutschland. Foto: Hafenrichter

In der Gemeindeküche der Friedenskirche Gaimersheim herrscht fröhliches Treiben: Geschirr klirrt, Stimmen lachen und unterhalten sich angeregt, und schon bald duftet es im ganzen Raum nach Tomatensoße. Ein paar erschöpft wirkende Gesichter verziehen sich währenddessen an die bereit stehenden Tische und bleiben bei all dem Trubel lieber für sich.

In den vergangenen beiden Wochen fand der Jugendaustausch zwischen der evangelischen Kirchengemeinde in Gaimersheim und der in Kilakala, einem urbanen Gemeindebezirk in Tansania, statt. Die Begegnung soll nicht nur die Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden fördern, sondern darüber hinaus einen Mehrwert für die beteiligten jungen Erwachsenen schaffen.

Das gemeinsame Kochen ist einer der vielen Programmpunkte des Austausches: Insgesamt zehn junge Erwachsene aus Deutschland und sechs aus Tansania im Alter von 16 bis 26 Jahren nehmen an der interkulturellen Jugendbegegnung teil. So sollen zum Beispiel wertvolle Einblicke in neue Lebensrealitäten geschaffen werden.

Raum für Begegnungschaffen

„Jugendliche sprechen irgendwie alle die gleiche Sprache“, sagt der Gaimersheimer Pfarrer Ulrich Eckert mit einem Schmunzeln. Ein Blick in die fröhliche Runde zeigt schnell, dass daran wohl etwas dran ist. Das überträgt sich auch auf die ehrenamtlichen Helfer: Andrea Költzsch ist eine der Betreuerinnen der Jugendgruppen. In Gaimersheim arbeitet sie zum einen als Schulsozialpädagogin, zum anderen engagiert sie sich als Mitglied des Kirchenvorstands und im Partnership-Komitee. Die Grenze zwischen ihrem Engagement und Privatleben verwischt dabei immer mal wieder. Ihre Augen leuchten, während sie über das Austauschprogramm, ihr Patenkind in Tansania und von ihren dortigen Aufenthalten berichtet. „Man muss es eben einfach gerne und vor allem mit viel Herzblut machen“, so Költzsch.

Auch George Pindua, Pfarrer der Gemeindekirche in Kilakala, der gemeinsam mit den Jugendlichen nach Deutschland gereist ist, betont die positiven Seiten des Austauschprogrammes.

Jugendliche können Erfahrungen teilen

Die Partnerschaft bringe die Gemeinden zusammen und generiere so die Möglichkeit für die Jugendlichen, sich intensiv auszutauschen und ihre Erfahrungen zu teilen. „Hier sind wir wie eine Familie“, merkt der Pfarrer an. David Stephen (22) und Kedriner Laban (22) pflegen eine intensive Beziehung zu ihrer Gemeinde in Kilakala. Beide haben sich sehr auf den Austausch und die Reise nach Deutschland gefreut. Mit ihren Gastfamilien, aber auch mit den anderen jungen Erwachsenen aus Gaimersheim, verstehen sie sich gut und genießen die Vielzahl an Aktivitäten.

Gemeinsam mit seinem Austauschpartner begibt sich David Stephen nun auf Fahrradtouren, spielt Golf und unternimmt Ausflüge mit dem Rest der Truppe. Auch Kedriner Laban ist glücklich mit ihrer Austauschpartnerin und betont die Gastfreundschaft, die sie erlebt hat. Ihr persönliches kulinarisches Highlight: das Schnitzel.

In den Arbeitskreisen zur Partnerschaft der beiden Gemeinden wurde bereits seit Längerem an einer Jugendbegegnung gearbeitet. 2021 machte die Covid-Pandemie den geplanten Unternehmungen dann einen Strich durch die Rechnung, im folgenden Jahr gab es Probleme bei den Einreisevisa, der Austausch musste kurzfristig abgesagt werden. Auch in diesem Jahr erhielten zwei Teilnehmer aus Tansania kein Visum für ihre Reise nach Deutschland – eine bürokratische Hürde, die die partnerschaftlichen Reisen des Öfteren erschwert hat.

Das übergreifende Motto steht bei dem Austausch unter dem Themenkomplex „Umwelt“. Das breit aufgestellte Programm ist vielfältig und folgt dabei unterschiedlichen Themenblöcken, die in Verbindung mit Diskussionsrunden zu Klimawandel, Bildungs- und Lebensperspektiven sowie Umwelt und Nachhaltigkeit stehen. Unterschiedliche Führungen, beispielsweise auf einem Bio-Bauernhof oder durch das Kompostwerk, sollen die Einblicke der Jugendlichen vertiefen. Aber auch freizeitliche Aktivitäten kamen nicht zu kurz; gemeinsam konnten die jungen Erwachsenen Nürnberg erkunden, ein Fußballspiel in München besuchen, und sich in der Disco, im Kino oder beim Gokart-Fahren näher kennenlernen. Ein besonderes Highlight stellte dabei für die ganze Gemeinde der gemeinsame Ostergottesdienst dar; dort wurden die neuen Trommelkünste, die zuvor in einem Workshop erlernt wurden, aufgeführt. Gesungen wurde nicht nur auf Deutsch und Englisch, sondern auch auf Swahili, der Amtssprache Tansanias, und auch der Kirchenchor aus Gaimersheim stieg mit ein.

Wann genau die Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach Tansania reisen können, steht noch nicht fest. Optimal wäre es dabei, wenn die Gruppen in sich beibehalten werden könnten, aufgrund der Visa und einiger Vorschriften steht dies allerdings noch nicht fest.

DK