Geschichten über Geborgenheit
Schülerschreibwettbewerb: Stadt Ingolstadt zeichnet junge Literatur-Talente aus

06.05.2024 | Stand 06.05.2024, 17:28 Uhr

Junge Talente: Die Bestplatzierten beim diesjährigen Schülerschreibwettbewerb bekamen von Büchereileiterin Heike Marx-Teykal und Kulturamtschef Tobias Klein ihre Preise überreicht. Foto: Silvester

Heimat kann ein Ort sein. Muss aber nicht. Viele nehmen Heimat als eine Sphäre voller wohliger Gefühle wahr – allen voran Geborgenheit, Sicherheit, Vertrautheit, Freude in der Familie, Spaß mit Freundinnen, Freunden und weiteren lieben Menschen – egal, wo sie herkommen. Egal, von woher man selber stammt. Heimat ist ein Ort, an dem man verstanden wird. Wo man so sein darf, wie man ist.

Und das kann überall auf der Welt sein – in Memphis, Mumbai oder Gaimersheim. Denn Heimat ist dort, wo das Herz schlägt, wie Elvis Presley sang: „Home Is Where the Heart Is.“ So lautete heuer das Thema des Schreibwettbewerbs der Stadt Ingolstadt für Schülerinnen und Schüler. Jetzt wurden die Besten ausgezeichnet. Die Beiträge vermitteln Heimatgefühle in beeindruckender erzählerischer Variationsbreite.

Schöne Kindheit in einem Dorf



Oscar Brix aus Gaimersheim besucht eine sechste Klasse im Gymnasium der Gemeinde. Er verfasste einen mitreißenden Sturmritt der Sinneswahrnehmungen, der ihn auf Platz 1 in seiner Alterskategorie trug. Der Schüler las seinen Text im Rudolf-Koller-Saal dem Publikum sehr schwungvoll vor. Auszug: „Auch optische Eindrücke erzeugen Wärme in meinem Herzen, sodass ich mich gleich geborgen und zuhause fühle. Ich schließe meine Augen und sehe meine Mama, wie sie mir zum Abschied winkt, bevor ich in die Schule fahre. Als Nächstes kommt mir das Bild unserer Hofeinfahrt in den Sinn, wenn wir nach einem Urlaub in unsere Straße einbiegen. Oder im Frühling, wenn unser Kirschbaum blüht und aussieht wie eine weiße Christbaumkugel. Danach schaue ich in Gedanken auf mein Fußballtor, in dem ich als Torwart die Bälle halte, wenn mein Freund Jakob zu Besuch ist und er darauf schießt. Wenn ich die Treppe zum Steinbruch bei uns um die Ecke hinunterlaufe und den großen Fußballplatz erblicke. Im Winter, wenn wir Meisenknödel aufhängen und die Vögel sich darauf stürzen. Am Abend, wenn ich aus dem Fenster gucke und ich das lila-rot-orange Abendrot und den großen Weiher im Garten unserer lieben Nachbarn bewundere. Die stolzen Gesichter meiner Eltern, wenn ich eine gute Note geschrieben habe.“

Berührende und mitreißende Texte



„Viele Texte berühren mich“, sagte Heike Marx-Teykal, Leiterin der Stadtbücherei und Mitglied der Jury. Sie moderierte die Preisverleihung. Wie üblich fand der Schreibwettbewerb im Rahmen der Ingolstädter Literaturtage statt, gesponsert von der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt. Mit Urkunden und Geschenken bedacht werden die schönsten drei Texte in den Gruppen 4. bis 6. Klasse, 7. bis 9. Klasse und 10. bis 12. Klasse. „Dieser Wettbewerb hat in den vergangenen fast 30 Jahren eine tolle Entwicklung genommen“, sagte Tobias Klein, der Leiter des Kulturamts, bei der Begrüßung. Manche Prämierte hätten später Bücher veröffentlicht oder seien in den Journalismus gegangen.

Vianne Werdier erneut erfolgreich



Auch beim Wettbewerb zum Thema „Heimat“ traten wieder viele Talente hervor. In der Altersgruppe II gewann – wie bereits im vergangenen Jahr – Vianne Werdier. Die Ich-Erzählerin in der gleichwohl sehr anrührenden Geschichte mit dem Titel „Ein besonderer Geburtstag“ trifft völlig zufällig eine unbekannte Frau. Doch bald findet sie heraus: Es ist ihre Mutter, die vor vielen Jahren die Familie verlassen hat. Das lyrische Ich erzählt: „Sie ist ein so toller Mensch, sie ist immer für mich da, wann immer ich sie brauche. Ich bin so dankbar, sie getroffen zu haben, und auch, dass ich endlich mein Zuhause gefunden habe, in dem auch mein Herz zu Hause ist. Ich liebe dich, Mama.“

Die Preisträgerinnen und Preisträger 2023
Altersgruppe 1 (4. bis 6. Klasse): Platz 1: Oscar Brix. Platz 2: Malou Homburger. Es gab zwei 3. Plätze: für Lena Römers und Julia Mair.

Altersgruppe 2 (7. bis 9. Klasse): Platz 1: Vianne Werdier. Es gab zwei 2. Plätze, einen für Annika Karrasch und einen für Pablo Graf de Miguel. 3. Platz: Lena Sandmair.

Altersgruppe 3 (10. bis 12. Klasse): Hier gab es heuer zwei 1. Plätze, einen für Angelina Burkhart und einen für Raphael Freidorfer.

Beim Schülerschreibwettbewerb des Kulturamts sind Schulen jeder Art eingeladen, auch die in den Ingolstädter Nachbargemeinden.