Ingolstadt
Schäuble neuer Chef des Hospizvereins

Führungsriege um früheren Vorsitzenden Jens Böhm nicht angetreten – Schweißtreibende Versammlung

30.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:31 Uhr

Der neue Vorstand des Hospizvereins (von links): Nadine Dier, Wolfgang Scheuer, zweiter Vorsitzender Markus Reichhart, Vorsitzender Jakob Schäuble, Thomas Zäpfel, Christl Meyer und Anke Thiede. Foto: Hospizverein Ingolstadt

Führungswechsel beim Ingolstädter Hospizverein: Bei der Mitgliederversammlung wurde mit großer Mehrheit Jakob Schäuble zum neuen Vorsitzenden gewählt. Sein langjähriger Vorgänger, der Wettstettener Arzt Jens Böhm, hatte sich nicht mehr zur Wahl gestellt. Schäubles Stellvertreter ist Markus Reichhart. Auch der Rest des Vorstandes hat sich neu formiert.

Es war der bislang heißeste Tag des Jahres, als sich knapp 100 der 752 Mitglieder des Ingolstädter Hospizvereins im Gemeindesaal von Herz-Jesu in Haunwöhr zur Jahresversammlung trafen – erstmals seit 2018. Die Versammlungen 2019 bis 2021 waren coronabedingt ausgefallen. Öffentlich war die Zusammenkunft übrigens nicht. Der Berichterstatter des DK musste draußenbleiben. Die Versammlung sei den Mitgliedern vorbehalten, hieß es. Auch das will der neue Vorstand ändern. „Ein Hospizverein ist ein maßgeblich über Spenden finanzierter Verein. Da braucht es maximale Transparenz“, sagte der neue Vorsitzende Jakob Schäuble am Freitag gegenüber unserer Zeitung.

So heiß wie die Temperatur im Saal, so hitzig dürfte das Klima gewesen sein. Bis zuletzt war unklar, ob Jens Böhm, dessen Führungsstil intern umstritten war, sich erneut zur Wahl stellen würde. Mitte Juni wurde bekannt, dass der FDP-Stadtrat Jakob Schäuble seinen Hut in den Ring werfen werde. Zusammen mit einigen Mitstreitern wolle er den Mitgliedern „ein Alternativangebot“ machen, sagte er damals dem DK. Es brodelte schon lange. Wie berichtet, hatten sich enttäuschte Ehrenamtliche anderen Hospizvereinen zugewandt. Böhm hatte sich im Vorfeld unserer Zeitung gegenüber nicht geäußert, ob er noch einmal kandidieren werde. „Das wird an diesem Abend bekanntgegeben“, sagte er. Konkret geäußert haben soll sich der Arzt auch bei der Versammlung nicht. Es sei nach Vorschlägen gefragt worden, Schäuble als einziger vorgeschlagen worden.

Zunächst waren die coronabedingt ausgefallenen Mitgliederversammlungen der Jahre 2019 bis 2021 nachgeholt worden. Die Berichte wurden zur Kenntnis genommen, was bei „Außentemperaturen von 39 Grad wahrlich zum Schwitzen brachte“, wie es in einer Pressemitteilung des Vereins über die Versammlung hieß. Die knapp 100 anwesenden Mitglieder hielten trotzdem bis zum Ende durch. „Dankenswerterweise waren kalte Getränke bereitgestellt“, wie es hieß. Bei der Aussprache sei engagiert diskutiert worden. Unter anderem über die vollständige Übernahme der Geschäftsanteile des Klinikums am Elisabeth-Hospiz durch den Hospizverein (DK berichtete). Hier sei kritisch hinterfragt worden, warum dies vom Vorstand allein entschieden und kein Mitgliedervotum eingeholt worden sei. Anschließend wurde der Vorstand entlastet. Zu weit fortgeschrittener Zeit sei dann der neue Vorstand gewählt worden.

Nachdem die bisherige Führungsriege um Jens Böhm nicht mehr angetreten war,habe sich im Vorfeld bereits ein Team gebildet, das Verantwortung im Verein übernehmen wollte. Als weitere Kandidatin für den Beisitz war spontan die frühere Leiterin des stationären Elisabeth-Hospizes, Anke Thiede, vorgeschlagen worden. Somit besteht der neue Vorstand nun aus Vorsitzendem Jakob Schäuble, Markus Reichhart als zweiten Vorsitzenden, Nadine Dier als Schriftführerin, Dieter Kastl als Kassier sowie Christl Meyer, Wolfgang Scheuer, Anke Thiede und Thomas Zäpfel als Beisitzer. „Ein großartiges Team, bei dem sich die Kompetenzen perfekt ergänzen“, so Schäuble nach der Wahl.

Ziel sei es, die ehrenamtliche Hospizarbeit nach schwerer Corona-Zeit wieder zu stärken und in den Mittelpunkt zu rücken. Gleichzeitig soll die Palliativ-Versorgung weiter professionalisiert werden, indem der „große Traum eines Hospizzentrums für die ganze Region“ weiterentwickelt werde. Der Führungswechsel könnte dazu ein Schritt gewesen sein.