Pförring
Rätsel um Rückkehr der Kriegervereinsfahnen

Markt Pförring erhält historisches Fotoalbum der Familie Unger mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen

03.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:42 Uhr

Kopf an Kopf drängten sich die Pförringer, als 1960 die Fahnen des Krieger- und Soldatenvereins in einem feierlichen Appell zurückgegeben wurden. Foto: Kügel (Repro)

Vor über 60 Jahren, am 10. April 1960, haben amerikanische Soldaten die bei Kriegsende beschlagnahmten Fahnen des Krieger- und Soldatenvereins Pförring (KSV) unter großer Teilnahme der Bevölkerung feierlich zurückgegeben. Ein Album mit Fotos von diesem historischen Ereignis hat Karl Unger aus Adelshausen 2019 im Nachlass einer im Alter von 104 Jahren verstorbenen Tante entdeckt. Der 52-Jährige hat den Wert der Fotos für die jüngere Geschichte Pförrings erkannt und deshalb Kontakt mit dem damaligen Pförringer Bürgermeister Bernhard Sammiller aufgenommen.

Mit coronabedingter Verzögerung hat Unger die Schwarz-Weiß-Fotos nun im Rahmen der Jahresversammlung des KSV an den Markt Pförring übergeben. Der amerikanische General W. F. Ryan, der die Fahnen damals in einem feierlichen Appell an den damaligen Bürgermeister Gottfried Dichtl übergab – der Krieger- und Soldatenverein wurde erst 1962 wiedergegründet –, hatte das Album Cäcilie Unger gewidmet. Die Lehrerin hatte das Gedicht verfasst, das Edeltraud Stropek vortragen durfte – ältere Anwesende hatten sie sofort auf einem Foto erkannt. Während Jüngere den Namen Unger nur vom Ungergarten, dem Park in der Ortsmitte von Pförring her kennen, erinnerten sich viele Vereinsmitglieder auch noch an dessen einstigen Besitzer, Johann Unger. Dieser war in den 1960er-Jahren nicht nur Rechner, das heißt Chef der örtlichen Raiffeisenkasse, sondern auch Verwalter der Ökonomie der gemeindlichen St. Josefs-Anstalt. Zur Familiengeschichte der Ungers konnte auch Karl Unger einiges beitragen. So dienten die Brüder Albert und Blasius Unger zur gleichen Zeit in zwei verschiedenen Armeen. Während Blasius bei der Bundeswehr war, gehörte Albert der US-Army an. Der Soldatenzeitung Stars and Stripes war das einen eigenen Artikel wert. Titel: „Brothers Under Two Flags“. Für einige Zeit war Albert Adjutant von General Ryan.

Karl Unger vermutete deshalb einige Zeit, dass sein Verwandter die Fahnenrückgabe eingefädelt haben könnte. Aus einem Brief Ryans an Cäcilie Unger, den ein betagter Onkel verwahrt hatte, geht aber hervor, dass er zu der Zeit seinen Dienst schon quittiert hatte. Zu seinem Chef und dessen Frau muss er allerdings ein sehr gutes Verhältnis gehabt haben. Denn Ryan hat Cäcilie Unger einen Brief geschrieben, in dem er sie bat, den Kontakt zu ihrem Neffen Albert herzustellen – „a fine man and an excellent soldier“.

Wo die Fahnen aufbewahrt waren und wer die Rückgabe veranlasst hat, bleibt also weiterhin ungeklärt. Entsprechend eifrig wurde bei der Versammlung darüber spekuliert.