Ingolstadt
„Profitieren von Windkraftanlagen“

Dominika Langenmayr über den Zusammenhang von regenerativer Energie und Gewerbesteuern

14.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:15 Uhr
Sophie Hepach

Hoch über den Wäldern bei Küps in Oberfranken drehen sich die Windräder der Stadtwerke Ingolstadt, eine der größten Investition in regenerative Energien (hier 2018). Foto: Geiger (Archiv)

Dominika Langenmayr lehrt an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Sie hat den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft inne. 2021 veröffentlichte sie eine Studie über Windkraft und Gewerbesteuer.

Frau Langenmayr, können Sie Ihre Arbeitsschwerpunkte einmal kurz vorstellen?
Dominika Langenmayr: Finanzwissenschaft ist der Teilbereich, der sich mit der Interaktion zwischen Staat und Wirtschaft beschäftigt, und mein Schwerpunkt dabei ist die Steuerpolitik und die Wirkung von Steuern. Steuern sind ja einer der größten Einflussfaktoren, mit denen der Staat die Wirtschaft beeinflusst und Rahmenbedingungen schafft. Ich finde, das ist daher ein sehr spannendes Forschungsgebiet.

Im vergangenen Winter haben Sie ein Paper veröffentlicht. Was ist der Hintergrund?
Langenmayr: Wir haben uns angeschaut, wie die Gemeinden die Gewerbesteuer verändern, nachdem Windkraftanlagen in den Markt eingetreten sind. Dazu muss man wissen, dass in Deutschland ungefähr die Hälfte der Steuerbelastung auf Gewinne von den Gemeinden erhoben wird. Das ist die Gewerbesteuer. Und da entscheidet die Gemeinde auch, wie hoch der Steuersatz ist. Wir vermuten, dass die Höhe des Satzes auch davon abhängt, wie mobil die Unternehmen sind. Je mobiler sie sind, desto niedriger sind die Steuersätze.

Was genau meint mobil?
Langenmayr: Je mobiler ein Unternehmen ist, desto leichter kann es ins Ausland oder in andere Gemeinden abwandern.

Und um was genau geht es dann in Ihrem Paper?
Langenmayr: Die Grundidee, dass Steuersätze von der Unternehmensmobilität abhängen, gab es schon lange, aber noch keine direkten empirischen Ergebnisse dazu. Wir haben deswegen den Markteintritt von besonders immobilen Firmen studiert – und das sind die Windkraftanlagen. Die spielen in Deutschland eine große Rolle. Im Durchschnitt aller Gemeinden, die eine Windkraftanlage haben, machen diese Windkraftanlagen 20 Prozent der Bemessungsgrundlage, also dem, was besteuert werden kann, aus. Wir nutzen den Eintritt der Windkraftanlagen, um uns anzuschauen, wie die Gemeinden danach die Steuersätze verändern. Wir finden, dass sobald eine Windkraftanlage in einer Gemeinde aktiv wird, die Gemeinde höhere Steuersätze setzen kann.

Was genau bedeutet das dann für die Gemeinden?
Langenmayr: Das hat natürlich interessante Auswirkungen auf die Debatte, die wir zur Attraktivität von Windkraftanlagen für Gemeinden führen, weil man sieht, dass sie von der Existenz einer solchen Windkraftanlage finanziell profitieren würden.

Inwiefern profitieren?
Langenmayr: Die Gemeinde vor Ort hat substanzielle finanzielle Vorteile, mit denen man auch Sachen finanzieren kann, die für die Anwohner wichtig sind. Von Kinderbetreuung und Spielplätzen bis hin zu Schwimmbädern und allem, was die Gemeinden brauchen.

Sie unterrichten auch im neuen Sustainabilty-Studiengang an der KU. Inwieweit bringen Sie die Ihre Erkenntnisse darin ein?
Langenmayr: In dem Studiengang halte ich unter anderem eine einführende Vorlesung, die diese Interaktion zwischen Staat und Wirtschaft beschreibt. Die zeigt, wie der Staat diese ordnungspolitischen Rahmenbedingungen setzen kann, dass die Wirtschaft Anreize hat, sich nachhaltig zu verhalten. Da sind steuerliche Anreize wichtig.

Was wollen Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben?
Langenmayr: Was ich fundamental mit auf den Weg geben möchte, ist über die Auswirkungen, zum Beispiel von Politikmaßnahmen, nachzudenken und die auch kritisch zu hinterfragen. Die haben ja nicht immer nur die intendierte Wirkung, sondern manchmal auch Wirkung in anderer Hinsicht, die vielleicht nicht so angedacht waren. Dass sie so auch befähigt werden, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um eine langfristige und nachhaltige Ausgestaltung der Wirtschaft voranzutreiben.

DK

Interview: Sophie Hepach