Kösching
Noch heute sind im Markt Kösching Luftschutzbunker zu finden

05.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:39 Uhr
Friedrich Lenhardt

Der Luftschutzbunker beim alten Köschinger Krankenhaus. Foto: Privat

Von Friedrich Lenhardt

Kösching – Am Tag des amerikanischen Einmarsches in Kösching, am 26. April, gab es den zweiten zivilen Kriegsgefallenen. Peter Teufel hatte trotz „Panzeralarm“ keinen Schutzraum aufgesucht – vielleicht aus Pflichtgefühl, denn die Chronik der Feuerwehr vermerkte zu dem Tag: „ist Kamerad Teufel Peter bei einem Angriff der Amerikaner auf den Markt Kösching durch einen Granatsplitter an seinem Anwesen gefallen.“ Wegen der schlechten Erfahrung in Kämpfen bei Hepberg hatten die Panzer eine Warnsalve auf den westlichen Ortsrand gefeuert. Durch diese Feindeinwirkung kam der Köschinger Bürger ums Leben, und so geriet auch sein Name aufs Kriegerdenkmal.

Von den ehemaligen Schutzräumen sind, auch wenn es in den vergangenen Jahren erhebliche Verluste gegeben hat, eindrucksvolle Beispiele erhalten geblieben. Sie hat der Geschichtsverein nach Möglichkeit in seine Führungen zum „unterirdischen Kösching“ aufgenommen. Eine Erweiterung ist wünschenswert. Hier böte sich der Schutzraum in der Knabenschule an. Seinen Einbau in den Weihnachtsferien 1941/42 hat Rektor Hanns Kröner überliefert: „Für jedes Schulzimmer werden je eine Holz- und Kohlenkiste angefertigt. Der Kohlenkeller des Schulleiters wird entleert und für die Luftschutzbereitschaft zur Verfügung gestellt.“ Nachdem der Keller nicht gewölbt war, musste er durch bergmännische Abstützung der Decke erst ertüchtigt werden. Der Kellerraum des Klosters, in dem die Schwestern den Bombenangriff auf Kösching erlebten, wurde später durch einen Aufzug verfremdet.

Neben dem provisorischen Ausbau von Luftschutzräumen gab es auf Köschinger Gebiet auch betonierte Luftschutzbunker als Schutzräume, bei der Muna (Munitionsanstalt) Desching auf dem Feld östlich der Anlage. Im Ort selbst gab es einen kleinen Betonbunker beim Bahnhof, der bis zum Bau der neuen Häuser auf dem Schmailzlgelände erhalten geblieben war.

Nach mündlicher Überlieferung hatte der Stationsvorstand Golling große Angst vor einem Bombenangriff auf seinen Bahnhof. Wegen dessen strategischer Bedeutung erhielt er trotz Materialknappheit einen Dienstbunker.

Das wichtigste Baudenkmal der Kriegszeit ist der gewölbte Schutzraum beim alten Krankenhaus, dessen massive Ausführung in Beton die Aufgaben eines Vorratskellers weit übersteigt. Die Bezeichnung als Luftschutzbunker stützt sich allerdings allein auf den Augenschein, archivalische Belege sind für diese Verwendung noch keine aufgetaucht.

Ein Kleingerät, das eindeutig im Gebrauch des Luftschutzes war, ist eine noch im Marktmuseum erhaltene Handsirene. Auf dem Typenschild liest man „JURK 1940 A“, demnach stammte sie aus der Jurk-Sirenen-Fabrik in Radeberg bei Dresden, die später Signal-Geräte-Fabrik Rupert Rauch hieß. Die Firma stellte Alarmsignale für den zivilen und militärischen Sektor her. Das Gerät aus Kösching kam von der Wehrmacht und hat deren militärische Lackierung, sein Schallgitter ist aus Bakelit. Es ist voll funktionstüchtig – sehr zur Freude der Museumsbesucher. In mehreren Exemplaren hat sich die Luftschutz-Handspritze erhalten, als „tausendfach bewährte Hauptwaffe des Selbstschutzes“ bezeichnet. Auch die „Volksgasmaske“, die Lehrer Bauer 1938 in Theißing vorstellte, liegt mehrfach im Museumsdepot, zum Teil noch im Originalkarton.

DK