Ingolstadt
Neues Album von Claus Lessmann und Michael Voss erscheint an diesem Freitag

„Rock Is Our Religion“: Handgemacht und ohne Schnörkel

21.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:55 Uhr

Setzen ihre musikalische Zusammenarbeit fort: Claus Lessmann (l.), früher Sänger von Bonfire, und Michael Voss. Foto: kx

Mit der Formation Phantom V haben Claus Lessmann und Michael Voss bereits bewiesen, dass der melodische Hardrock der 80er-Jahre auch heute noch Potenzial und Anhänger hat. Nach dem gleichnamigen Debutalbum aus dem Jahr 2016 stieß auch der Nachfolger „Play II Win“ in der Szene auf große Zustimmung. „Ziemlich frisch und druckvoll“, schrieb das Hellfire-Magazin, und der Metal Hammer attestierte, dass man damit eigentlich nichts falsch machen könne, „denn die Protagonisten stehen allesamt für hohe Qualität“. Großes Lob also für Lessmann, ehemaliger Sänger bei der Ingolstädter Hardrockband Bonfire, und Voss, früher bei Mad Max und Casanova.

Mit „Rock Is Our Religion“ haben die beiden Musiker ihre Zusammenarbeit fortgesetzt – allerdings nicht als Phantom V, sondern als Formation namens Lessmann/Voss. Der Grund: Die Plattenfirma wollte den Vertrag nicht verlängern. Heute erscheint daher das neue Album bei Atomic Fire Records, nachdem bereits die beiden Songs „Take My Heart And Run“ sowie „Smoke Without A Fire“ ausgekoppelt wurden. „Rock Is Our Religion“ ist, wie nicht anders zu erwarten, handgemachte Rockmusik ohne Schnörkel, in Eigenregie produziert und von Voss aufgenommen und gemischt. „Das Aufnehmen und Schreiben dieser Platte hat uns unglaubliche Freude bereitet“, sagt Lessmann dazu: „Wir hoffen, dass ihr ebenso viel Spaß mit ihr haben werdet.“

Ein Dutzend Titel sind auf dem Album versammelt, das als CD, auf Vinyl und digital erscheint, und einige haben eine lange Entstehungszeit hinter sich – so wie „Smoke Without A Fire“ beispielsweise. „Ich habe diesen Song bereits 1991 auf den Malediven zu schreiben begonnen und als Demo aufgenommen“, berichtet Voss. Auf eine Casanova-Platte hat es das Stück seinerzeit jedoch nicht geschafft, und deshalb hat er es erneut ein- und anschließend Claus Lessmann vorgespielt. „Er mochte das Stück auf Anhieb und hat ein paar klasse Zeilen und Melodien dazukomponiert. Wahrlich ein Relikt und ein fast vergessenes Juwel, transportiert ins Jahr 2022“, so Voss. Auch hinter der anderen Auskopplung steht ein Stück gemeinsame Geschichte: „Take My Heart And Run“ basiert auf einer frühen Kooperation aus den 90er-Jahren.

Bemerkenswert auch noch die Interpretation des America-Hits „Sister Golden Hair“, der einzige Song des Albums, auf dem Lessmann-Sohn Kenny Schlagzeug spielt. „Wir wollten ein echtes Schlagzeug“, erzählt Lessmann. Auf elf Aufnahmen absolvierte Vincent Golly diesen Job, nur für den Coversong war noch ein Drummer nötig. „Er ist ein guter Liveschlagzeuger. Da hab ich gesagt, probieren wir es halt mal“, erzählt Lessmann, der natürlich stolz auf seinen Sohn ist: „Er hat seine Sache echt gut gemacht.“

Claus Lessmann und Michael Voss kennen sich schon lange. „Michael war der Ersatz für Hans Ziller auf der Point-Blank-Tour von Bonfire“, erinnert er sich. Anschließend haben die beiden begonnen, Stücke zu schreiben – und damit die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit Jahrzehnte später gelegt.

Für das neue Projekt gab es nur eine einzige Vorgabe: „Wir machen, was uns Spaß macht“, erzählt Lessmann. „Wir waren völlig offen, wir wussten nicht genau, wo es hingeht. Wir wollten uns nur nicht in irgendeine Schablone zwängen lassen.“ Natürlich ist auch Claus Lessmann klar, dass er und Voss die Rockmusik nicht neu erfinden werden. Und die Bonfire-Zeit ist für ihn vorbei und abgeschlossen. „Ich war aber auch nie ein richtiger Metaller und werde es auch nie werden“, räumt er offen ein.

Dementsprechend haben Lessmann und Voss das getan, was sie können und was ihnen einfach liegt: melodische, klassische Rockmusik. Für Claus Lessmann hat dieses Genre genauso seine Berechtigung wie Blasmusik oder HipHop. Und er ist zuversichtlich: „Hardrock ist wieder am Wachsen.“ So manche junge Band knüpfe jetzt wieder an Glamrock und Hairrock an. Lessmann ist sich sicher: „Hardrock wurde oft totgesagt, ist aber nicht tot zu kriegen.“

DK