Reichertshofen – Sie ist wieder da, die Reichertshofener Mosaikkünstlerin Caroline Jung. In Sachen Kunst ist Jung viel unterwegs – nun war sie in Italien, besser gesagt bei einem schon vor zwei Jahren geplanten Workshop im Artefact Studio in Venedig. „Diesmal waren zwei Schülerinnen von mir dabei“, freute sich Jung. „Beate Spannagl und Petra Greißl.“ Und dann auch noch in Marotta.
Die Anreise gestaltete sich laut Jung „mit einer Freundin von uns, die im Rollstuhl sitzt, schon recht abenteuerlich: Venedig mit Rollstuhl und einigen Koffern, dazu viele, viele Kanäle und noch mehr Brücken“.
Dann passiert es, das Unvorhergesehene: „Normalerweise bekommt man ja von den ,strengen Gerüchen‘ in den Gassen von Venedig relativ wenig mit“, erzählt Jung. „Es sei denn, die Koffer landen im Kanalwasser.“ Zwei große Stoffkoffer waren es, die sich mit Kanalwasser vollgesaugt haben und wieder an Land gehievt werden mussten. „Das Einzig trockene in meinem Koffer war ein Paar Wintersocken – bei 24 Grad und viel Sonne.“ Im Quartier mit Minigarten fand sich Gott sei Dank eine Waschmaschine.
Den Kurs empfand die Reichertshofenerin als fantastisch. „Es war ein sehr guter Lehrer, der uns sehr verständlich die Kunst des Porträtlegens mit Natursteinmarmor nahebringen konnte. Wir sollten in den fünf Tage ein Auge legen, die Nase und die Mundpartie.“ Gearbeitet wurde mit Hammer und Dorn – nach der alten Mosaiktechnik, die in Spillimbergo gelehrt wird. „Für mich als Fliesen-, Keramik- und Glasmosaizistin komplettes Neuland auf dem Gebiet des Mosaiklegens.“ Der Lehrer war laut Jung sehr zufrieden. Fest steht: „Für mich wird es nicht das einzige Mosaik in dieser alten Technik bleiben.“
Viel Zeit für anderes blieb den Wissensdurstigen aus Deutschland nicht: Jeden Tag wurde von 9 bis 18 Uhr gearbeitet, mittags gab es eine Stunde Pause.
Zweite Station der Kunst-Reise war Marotta südlich von San Marino, direkt an der Mittelmeer-Küste. Der Ort ist fast eine zweite Heimat für Jung – so oft, wie sie schon dort war. „Mittlerweile habe ich fünf Werke in Marotta: Tanz der roten Schuhe, Friedensmosaik, die Stadt am Meer (die auch im Touristen-Reiseführer mit eingebaut wurde), Arielle und ihre Freunde und jetzt das „Band der Freundschaft“.
Zu Hause waren die Hauptelemente vorbereitet worden, so musste vor Ort nur noch der Hintergrund gestaltet werden. Die Idee des Freundschaftsbands ist, dass die Elemente der einzelnen Künstlerinnen und Künstler ineinandergreifen und das Mosaik so fortgeführt wird. „Dazu braucht man Fliesen vor Ort, damit der Nachfolgende mit den gleichen Farben weitermachen kann.“ Wer an welcher Position arbeiten durfte, wurde ausgelost.
Jung hatte das Glück, gleich nach dem Schriftzug mit den Kindern an der ersten Stelle zu stehen und den „Reigen“ beginnen zu können. Insgesamt waren es 38 Künstler, die ein rund 45 Meter langes Band an der Wand anbringen konnten. In diesem Jahr waren sieben Mosaikkünstler dabei, die Jung schon von Treffen in Chile, Indien und Tunesien kannte.
Nun bewegt sich das Band als ruhige Welle an der Wand entlang – beteiligt waren Künstlerinnen aus Amerika, Spanien, Frankreich, Deutschland, Schottland, England, Irland, Italien und der Türkei.
Die Stadt Marotta plant alle zwei Jahre ein solches Event, damit die Arbeit an der Wand fortgesetzt werden kann – auch als Tourismusmagnet. „Ich bin froh, ein Teil dieser Community zu sein, da solche Zusammentreffen von Künstlern und Mosaike für mich eine Herzensangelegenheiten sind. Ich liebe diese Farbenpracht an den Wänden, wo jedes Werk eine Geschichte erzählt. Auch wenn man zehn Mal an der Wand vorbeiläuft, entdeckt man immer wieder etwas Neues.“
DK
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