Die letzte Fastenpredigt
Nach zehn Jahren hört Ralf Winkelbeiner alias Bruder Barnabas bei der Manchinger Starkbiergaudi auf

19.03.2023 | Stand 19.03.2023, 17:41 Uhr

Gstanzl zwischen Alt und Jung: Die „Manchinger Prinzen“ (von rechts) Adam Zimmer und Bello Winkelbeiner lieferten sich einen köstlichen gesanglichen Schlagabtausch mit Elisa und Amelie Götz, begleitet von Bernd Winkelbeiner und Stefan Wimmer (Akkordeon). Bei zahlreichen Sketchen wie „Grillfest“ mit (von links) Peter Neumayr, Catrin Meyer, Anita Schmid und Roland Binder wurden die Zuschauer im ausverkauften Manchinger Hof bestens unterhalten. Ralf Winkelbeiner hatte zum letzen Mal das Büßergewand angelegt: Nach zehn Jahren hört es als Fastenprediger Barnabas auf. Fotos: Schmidtner

Von Bernhard Pehl

Manching – Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist: So sehr dieser Satz auch stimmt, so selten wird er befolgt. Eine rühmliche Ausnahme macht nun ausgerechnet einer, von dem sich wohl die meisten gewünscht hätten, dass er weitermacht. Ralf Winkelbeiner alias Fastenprediger Barnabas wird heuer letztmals das Büßergewand anziehen und den Manchingern die Leviten lesen. „Es wird zu viel“, sagte er am Freitag am Ende der Premiere der Starkbiergaudi 2023 im Manchinger Hof. Nach zehn Jahren in dieser Rolle, die auch ihn geprägt hat, hängt er den braunen Kittel an den Nagel. Der Bühne wird er aber dennoch treu bleiben. Der Kabarettist Ralf Winkelbeiner ist mit seinem Programm „Pfenningguad“ auf zahlreichen Bühnen vor allem im süddeutschen Raum zu sehen.

Auch die Bilanz von zehn Jahren Starkbiergaudi kann sich durchaus sehen lassen. Der Verein der Starkbierfreunde Manching hat den größten Teil seiner Einnahmen an gemeinnützige Organisationen gespendet. Immerhin sind so über 30000 Euro zusammengekommen. Heuer geht der Erlös an das 2010 gegründete Ingolstädter Kunstzentrum für besondere Menschen. Menschen mit Behinderungen haben dort die Möglichkeit, sich in einem professionellen Umfeld künstlerisch auszudrücken.

Ein Schmankerl war auch heuer wieder der Blick auf das Manchinger Geschehen. Allen voran der 2020 gewählte Gemeinderat, der quasi als Teambildung ein paar Tage in Bozen weilte und mit dem Bus zum Schloss Juval hoch fuhr, anstatt ein paar Meter zu Fuß zu laufen. Dort angekommen, traf der Gemeinderat tatsächlich auf den Hausherrn: Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Und damit schlug die Stunde des Rathauschefs, der laut Fastenprediger Barnabas „jeden in einen tranceartigen Zustand quatschen kann“ (tosender Applaus im Saal – auch von Nerbs Ehefrau Kerstin). Das Ergebnis: Messner stellte sich mit den Räten zu einem Gruppenfoto auf.

Auch die Plakatiervorschriften des Marktes waren dem Fastenprediger eine Erwähnung wert, denn die sind ziemlich streng. So muss man eine Mustervorlage einreichen und darf an etlichen Stellen überhaupt nicht plakatieren, wie etwa an der Paarbrücke. Auffällig sei nur, dass die Gemeinde dort selber Plakate aufstellt ...

Dass ein Kanufahrer mit einem Grill unterwegs ist, der zu einem Brand und schließlich zum Untergang des Wasserfahrzeugs führte, erstaunte Bruder Barnabas nicht minder wie der Kreisverkehr, den die Manchinger CSU beim Fußgängerüberweg in Pichl fordert („Das wäre dann eher ein Ovalverkehr“) oder der Wall gegenüber der Realschule in Niederstimm, der trotz intensivster Bemühungen nicht grün werden will: „Da wächst nichts, nicht mal Brennnesseln.“

Dass Alterssex ein unerschöpfliches Thema ist, bewiesen nach der Pause Adam Zimmer und Bello Winkelbeiner in dem Sketch „Ein leckeres Eis“, als sie nach dem Anblick von Cornelia Schweiger ins Sinnieren gerieten. Die beiden agierten auf einem fast schon professionellen Niveau. Vor allem die Umsetzung einer beginnenden Altersdemenz („Dezement“) war ein Genuss. Wie es früher im Gemeinderat am Dorf zuging, nachdem erstmals eine Frau gewählt wurde und die männlichen Strukturen aufbracht, demonstrierten Catrin Meier, Roland Binder, Bernd Winkelbeiner, Christian Finkenzeller sowie Klaus und Peter Neumayr in dem Stück „Gemeinderatssitzung“. Beifallsstürme gab es zu Recht für die musikalische Einlage von Amelie, Elisa und Julia Götz aus Reichertshausen mit Adam Zimmer, Bello und Bernd Winkelbeiner sowie Stefan Wimmer. Es war herrlich, wie die Götz-Mädels und die „Manchinger Prinzen“ in ihren Gstanzln den Gegensatz von Alt und Jung aufgriffen und sich gegenseitig nach Herzenslust derbleckten.

Nach der zweiten Pause war dann noch lange nicht Schluss. Die Zuschauer durften sich auf die „Blerradn Schinderzupfa“ und auf Sketche wie „Grillfest“, „Wochentage“ oder den Klassiker „Die Schildkröten“ freuen.

DK