Ingolstadt
Mitreißende Friedensbewegung

Kinder von der Antonschule und internationales Peace-Run-Team begeistern sich gegenseitig

31.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:42 Uhr

Alle abklatschen – und weiter geht’s: Im Schwarzen Weg verabschiedeten die Grundschulkinder die Friedensläufer. Deren nächstes Ziel: Vohburg. Fotos: Eberl

Von Christian Silvester

Ingolstadt – 20 Sekunden. Nur 20 Sekunden müssen die Kinder still sein. Um kurz in sich zu gehen. Ein (aus ihrer Sicht) älterer sportlicher Herr in Läuferkleidung bittet sie darum. Er steht auf der Bühne, das Mikro in der Hand, umringt von gut 20 weiteren athletischen Frauen und Männern verschiedenen Alters. Sie halten ein Transparent. Aufschrift „Peace Run“. Ein Fackellauf für den Frieden. Quer durch Europa. Doch das mit der Ruhe sagt sich so einfach, denn die Grundschüler von der Münchener Straße sitzen euphorisiert vor den Gästen. In Jubellaune vereint. Die Kleinen und die Großen begeistern sich gegenseitig.

„Legt die rechte Hand auf euer Herz!“, ruft Andreas Schmitz, der Sprecher der Läufergruppe. „Spürt ihr den Frieden?“ Das Unerwartete geschieht sofort: Alle der rund 200 Kinder folgen, kommen kurz zur Ruhe. Lauschen in sich hinein. Mit der Hand auf dem Herzen. Ja, sie scheinen ihn zu spüren.

Nach andächtig-friedlichen 20 Sekunden kommt in der Aula sofort wieder Stimmung auf. Das Team auf der Bühne weiß, wie man Kinder mitreißt, denn es macht auf dem Friedenslauf jeden Tag in einigen Schulen Station. Die Läuferinnen und Läufer – unter ihnen ein Italiener, ein Australier, eine Ukrainerin, eine Spanierin, ein Amerikaner und ein Isländer – legen einen amüsanten Auftritt hin, stellen sich in ihren Muttersprachen vor. Die Kinder müssen raten, woher sie kommen. Dutzende melden sich oder rufen ihren Vorschlag in den Saal. Die sportlichen Gäste werben humorvoll, kindgerecht und völlig unpolitisch für das große Ziel, auf das sie, von Idealismus beseelt, gemeinsam zulaufen: ein harmonisches, respektvolles Zusammenleben zwischen Menschen aller Kulturen, Länder und Glaubensrichtungen.

Die Peace Runs mit der Fackel des Friedens finden seit 1987 auf der ganzen Welt statt. Sieben Millionen Menschen haben seither in 155 Ländern insgesamt gut 635000 Kilometer zurückgelegt. Das 20-köpfige Team in der Antonschule an der Münchener Straße läuft nach dem Staffelprinzip, also von Fahrzeugen unterstützt, die Donau auf voller Länge hinunter. Gut 2900 Kilometer. Am Freitag sind sie im Quellgebiet bei Donaueschingen gestartet. Ihr Ziel ist die Mündung am Schwarzen Meer. Am Montag stoppte die Gruppe das erste Mal in der Grundschule Am Schwalbenanger in Neuburg an der Donau. Dort haben die Kinder Friedenstauben gemalt. Die Läufer bringen die Bilder den kleinen Ingolstädtern mit – samt „herzlichen Grüßen aus Neuburg“. Auch die Kinder der Antonschule haben Friedenstauben gemalt, die symbolisch weitergegeben werden.

Die Klasse 2c schmettert ein anfeuerndes Lied: „Hi und Hallo!“ Rektorin Sigrid Schwarzer, stellt einen Gedanken in den Raum, der sie sehr beeindruckt: „Frieden beginnt mit mir. Was für ein Satz! Wichtig zu allen Zeiten.“ So eine lange Tour die gesamte Donau entlang schaffe man nur, „wenn man als Team zusammenarbeitet“, sagt der Läufer Andreas Schmitz. „Das ist wie in einem Sportverein.“

Noch ein Lied, dann müssen die Athleten weiter. In die Vohburger Schule, wo wieder Kinder auf sie warten. Dann nach Bad Gögging. Dort ist geplant, dass der Bürgermeister einige Kilometer mitläuft. Vielleicht bis nach Kelheim, wo das Peace-Run-Team erneut in einer Schule erwartet wird. „Abends kommen wir in Regensburg an“, erzählt Schmitz. 114 Kilometer insgesamt an einem Tag.

Vor so einer langen Tour gilt es, alle kräftig anzufeuern. Das geschieht dann im Schwarzen Weg, dem kleinen Park gegenüber der Schule. Die Kinder jubeln, schwenken Flaggen vieler Länder. Die Läuferinnen und Läufer klatschen strahlend alle ab. Derart hochmotiviert geht’s weiter. Für den Frieden.

DK