Schmackhafte Perspektive
Leben mit Zöliakie: Ein Backbuch aus Großmehring gegen Bauchschmerzen

Claudia Nielebock hat ein Backbuch herausgebracht

09.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:30 Uhr

Eine schmackhafte Perspektive will Claudia Nielebock mit glutenfreien Rezepten Zöliakie-Betroffenen bieten. Fotos: Schabenberger

Großmehring – Lange hat Claudia Nielebock gedacht, Schulstress sei der Grund für die Bauchschmerzen ihres Sohnes. Sie versuchte es mit Kuscheln und mit gutem Zureden. „Aber irgendwann hat er gesagt, er will zum Arzt“, blickt die Großmehringerin zurück. Noch heute ist Nielebock dankbar, dass die Kinderärztin schnell die richtigen Schlüsse zog und bei ihrem Sohn Zöliakie diagnostizierte – Glutenunverträglichkeit.

„Sein Körper kämpft gegen Gluten. Der denkt, da kommt, vereinfacht gesagt, Gift. Dadurch entzündet sich der Darm.“ Die Entzündung führt dazu, dass sich die Darmzotten verkürzen. Das sind lange Finger, die Nährstoffe aufnehmen. „Durch die Krankheit ist die Oberfläche glatt – so können keine Nähstoffe aufgenommen werden.“ Um die Entzündung zu verhindern, müssen Zöliakie-Betroffene auf Gluten verzichten. Nachdem das aber zum Beispiel in Weizen, Gerste oder Roggen enthalten ist, bedeutete die Diagnose eine große Umstellung für Nielebocks Familie.

Denn schon kleine Brotkrümel können bei Zöliakie-Betroffenen eine Entzündung des Darms und damit starke Bauchschmerzen auslösen. „Mein Sohn kann zum Beispiel keine Pommes aus einer Fritteuse essen, in der panierte Schnitzel frittiert wurden“, schildert Nielebock die Problematik. Deswegen erfordern Restaurantbesuche mit der ganzen Familie Vorbereitung: Vorab muss immer abgeklärt werden, welche Gaststätten überhaupt glutenfreies Essen anbieten. „Oft wissen viele auch nicht, was genau damit gemeint ist.“

Doch auch daheim gestaltete sich das Essen kurz nach der Diagnose als kompliziert. „Ganz am Anfang, 2016, gab es noch nicht so ein großes glutenfreies Angebot.“ Und das, was Nielebock kaufen konnte, schmeckte nicht. „Als ich dem kleinen Mann das Abendbrot aufgetischt hatte, fragte er, ob er die Wurst heute ohne Brot essen kann, das ist so greislig.“ Nach einem Biss ins Brot konnte sie es ihm nicht verübeln. „Das war sehr trocken.“

Nachdem Nielebock schon immer eine leidenschaftliche Bäckerin war, machte sie sich daran, für eine Alternative zu sorgen. Sie besorgte sich glutenfreies Mehl und legte los. „Ich mache alles – von Laugenkonfekt bis hin zu weichen Hotdog-Semmeln.“ Nielebock hat sogar einige Tricks auf Lager, wie das Backen mit glutenfreiem Mehl gelingt, denn Unterschiede seien spürbar: „Der Kuchenteig ist viel flüssiger, der Brotteig klebt mehr.“ Daher greift sie stets zu Handschuhen.

Um ihr Wissen zu sammeln und an andere weiterzugeben, hat sie zusammen mit Jessica Reiniger ein Backbuch herausgebracht. Darin ist nachzulesen, wie glutenfreie Weihnachtsplätzchen, Quiche oder Pizza gelingen. Mit dem Buch möchte Nielebock zeigen, dass auch glutenfreies Essen schmackhaft ist: „Man hat viele Möglichkeiten – nur wissen das viele nicht.“ Allerdings machte Corona Nielebock einen Strich durch die Rechnung: „Das Buch ist Ende 2019 herausgekommen und dann kam die Pandemie.“ Deswegen konnte sie nicht, wie eigentlich geplant, Lesungen mit Verkostungen abhalten.

Und das, obwohl es ihr ein so großes Anliegen ist, Aufklärungsarbeit zu leisten. Schließlich können die Folgen einer unbeachteten Zöliakie gravierend sein: Sie reichen von Fehlgeburten bis hin zu Depressionen. Deswegen hofft Nielebock, dass sie bald durchstarten kann. Schließlich sollen andere Betroffene durch ausreichend Informationen eine ebenso frühe Diagnose wie ihr Sohn erhalten – und ihren Bauchschmerzen auf den Grund gehen.

DK

Nielebock verlost über den DONAUKURIER eine Ausgabe des Kochbuchs „smart glutenfrei backen“. In den Lostopf wandern alle, die bis Mittwoch, 11. Mai, 9 Uhr eine Mail mit dem Stichwort „Kochbuch“ an redaktion.koesching@donaukurier.de senden. Der Gewinner wird per Mail benachrichtigt.