Klare Signale der Vier Ringe für 2026
Komplette Sauber-Übernahme, nun ein Chefmechaniker: Audi stellt sich für Formel-1-Einstieg auf

12.04.2024 | Stand 12.04.2024, 19:11 Uhr

Jubel in Yanbu: Der bisherige Audi-Werkspilot Carlos Sainz senior wurde nach seinem Sieg bei der Rallye Dakar im Ziel von seinem Sohn und Formel-1-Piloten Carlos Sainz junior überrascht. Die Verbindungen des Ingolstädter Autobauers zur Familie sind gut. Fotos: Imago Images

Audi zieht weiter die Fäden an seinem Einstieg in die Formel 1 ab der Saison 2026. Die Ingolstädter haben für den Rennstall Sauber den ehemaligen Chefmechaniker von Weltmeister Max Verstappen aus dem Red-Bull-Team verpflichtet. Und auch bei den Fahrern bastelt Audi bereits an der Zukunft als Werksteam in der Königsklasse des Motorsports.



Nach 18 Jahren bei Red Bull wechselte Lee Stevenson (Foto unten) mitten in der laufenden Saison zu Sauber, dessen Anteile Audi vor Kurzem zu 100 Prozent übernommen hat. Die Schweizer werden 2026 in das neue Audi-Werksteam übergehen. Stevenson ist nicht irgendwer, sondern der Chefmechaniker des dreimaligen Weltmeisters Verstappen, er galt als einer der Erfolgsgaranten des schier unschlagbaren Serienmeisters. Nach seinen Anfängen bei Jordan machte Stevenson Karriere bei Red Bull und feierte in seiner Zeit mit dem Team aus Milton Keynes vier WM-Titel mit Sebastian Vettel sowie drei mit Verstappen.

Sauber-Rennstall hat große Probleme in der laufenden Saison



Seit dem Großen Preis von Japan am vergangenen Wochenende versucht er nun, das Chaos des Sauber-Teams („Stake F1 Team Kick Sauber“) in den Griff zu bekommen. Und das ist derzeit groß. Schlechte Boxenstopps, technische Probleme und vier Punktepleiten in den vier Rennen prägen bisher die Saison des Schweizer Rennstalls. Zuletzt war Zhou Guanyu in Suzuka im Qualifying auf dem letzten Platz gelandet, im Rennen folgte nach nur 14 Runden aufgrund von Problemen mit dem Antriebsstrang das vorzeitige Aus.

Audi-Chef Gernot Döllner will um den Sieg fahren



Mit der Verpflichtung von Stevenson aber schreitet die Neuausrichtung des Teams aus Hinwil weiter voran. Durch die Übernahme der verbliebenen 75 Prozent der Schweizer liegt die Zukunft nun vollständig in den Händen der Ingolstädter. Audi setzt zugleich ein weiteres Zeichen, wie ernst es der Autobauer nach den zwischenzeitlich kursierenden Ausstiegsgerüchten und den personellen Umstrukturierungen im Konzern im vergangenen Jahr tatsächlich mit der Königsklasse meint. „Es gibt zwei Arten, Formel 1 zu machen: gar nicht – oder man fährt um den Sieg“, hat Audi-Vorstandschef Gernot Döllner gerade erst im Interview mit dem DONAUKURIER unterstrichen.

Fährt Sergio Perez ab 2025 für das Sauber-Team?



Dazu passt, dass Audi wohl auch schon tatkräftig im Poker um potenzielle Fahrer mitmischt – auch wenn das Team 2025 noch als Sauber unterwegs ein wird. Eine Option für die Nachfolge der aktuellen Piloten Valtteri Bottas und Guanyu Zhou, deren Verträge zum Jahresende auslaufen, ist wohl Verstappens Teamkollege Sergio Perez. „Audi will offenbar eine Entscheidung“, sagte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko dazu gegenüber dem Portal „oe24“.

Aber auch im Ringen um Carlos Sainz, nach seinem Sieg in Melbourne und zwei dritten Plätzen in Bahrain und Japan derzeit eine ganz heiße Aktie, könnte Audi gute Karten haben. Der Spanier wird in der kommenden Saison bei Ferrari von Lewis Hamilton ersetzt, doch die Degradierung scheint ihm neuen Schwung zu geben. „Ich habe gerade das Momentum“, sagte Sainz, der seinen Teamkollegen Charles Leclerc in dieser Saison in den Rennen bisher stets die Show gestohlen hat. „Ich bin dieses Jahr gut drauf, fahre auf einem hohen Level.“

Audi hat gute Verbindungen zur Familie von Carlos Sainz



Während Sainz in Saudi-Arabien wegen einer Blinddarm-Operation nicht starten konnte, fuhr er in den drei weiteren Rennen dreimal aufs Podium, in Australien holte er den bisher einzigen Saisonsieg für die Roten. Das sind starke Bewerbungsschreiben – auch für Audi? Die Ingolstädter haben zwar noch kein siegfähiges Auto für den 29-Jährigen, aber immerhin exzellente Beziehungen zu dessen Vater Carlos Sainz senior, der im Januar bei der Rallye Dakar im Audi RS Q e-tron zum Gesamtsieg raste. Sein Sohn überraschte die Motorsportlegende sogar an der Zielankunft in Yanbu. Zudem fuhr Sainz junior vor seiner Zeit bei Ferrari zwei Jahre für McLaren unter Teamchef Andreas Seidl – der heute das Sauber-Team leitet.

Allerdings bleibt fraglich, ob sich Sainz mit Anfang 30, in der derzeitigen starken Verfassung und angesichts wohl mehrerer Angebote die Aufbauarbeit für Audi antun will. „Carlos hat für 2025 zahlreiche verschiedene Möglichkeiten, jetzt liegt es an ihm, die beste Wahl zu treffen“, sagte Teamkollege Leclerc zuletzt.

dk/sid